Osterode. 80 Prozent der jungen Igel überleben den ersten Winter nicht. Reisighaufen bieten Schutz, Füttern ist auch erlaubt.

Die Igel bereiten sich im Herbst mit vermehrter Futtersuche auf den Winterschlaf vor. Naturschutzverbände und Experten informieren Gartenbesitzer, wie sie Igeln über die kalte Jahreszeit helfen können. „80 Prozent der jungen Igel überleben den ersten Winter nicht“, weiß die Göttinger Igel-Expertin Bettina Bauckholt und rät Gartenbesitzern, den stacheligen Gartenbewohnern schon einen passenden Lebensraum zu schaffen, bevor sie in Not geraten könnten.

Als Schlafplätze bevorzugen die Igel trockene Hohlräume unter Komposthaufen, Holzstapeln, Treppen oder in Gartenhäuschen. Blätter und Reisig nutzen die Tiere zur Wärmedämmung. „Davon sollte ruhig ein Teil im Garten liegen bleiben“, rät Bauckholt. Laubhaufen auf freier Fläche könnten mit einer wasserdichten Folie abgedeckt werden, damit keine Feuchtigkeit durchsickert.

Vor dem Einsatz von Motorsensen und ähnlichen Gartengeräten sollten Büsche und Hecken nach möglichen Igelverstecken abgesucht werden. „Es gibt immer mehr Igel, die durch Gartentechnik verletzt werden“, sagt Bauckholt. Da Igel oft in Kellereingänge stürzen und es nicht allein die Treppen hinauf schaffen, helfe ein Brett als Rampe oder flache Steine als niedrige Zwischenstufen, damit die Tiere hinausklettern können.

Zufüttern ist auch schon im Herbst sinnvoll

Auch das Zufüttern von Katzenfutter sei schon ab Herbst sinnvoll, meint Bauckholt. Die natürliche Nahrung der Igel, nämlich Schnecken, Würmer und Kleinstlebewesen, sei oft von Parasiten und Schadstoffen befallen, die den kleinen Igel schwächen würden. Das Futterschälchen könne unter einer Apfelsinenkiste mit einem kleinen Eingang für die Igel vor Katzen gesichert und mit Ziegelsteinen befestigt werden.

Sollte dann doch in der kalten Jahreszeit ein geschwächter Igel gefunden werden, rät Bauckholt, das Tier auf jeden Fall mit ins Warme zu nehmen, auf eine Wärmflasche zu setzen und den Tierarzt um Rat zu fragen. Ganz falsch sei es, Igel nach ihrer Genesung einfach im Wald auszusetzen.

„Igel sind sehr ortsgebunden, kennen ihre Wege und kommen im fremden Umfeld nicht gut zurecht“, warnt Bauckholt. Daher sollten die Tiere immer in ihrer gewohnten Umgebung freigelassen werden. Der Naturschutzbund BUND hat eine Broschüre unter dem Titel „Igel im Garten – Schutz und Hilfe für eine gefährdete Tierart“ herausgegeben. Darin werden ebenfalls Tipps gegeben, was Gartenbesitzer tun können, um den Tieren zu helfen, ein geeignetes Winterquartier zu finden. So sollten Komposthaufen nicht zwischen November und März umgesetzt werden, da sich dort möglicherweise Igel zum Überwintern eingenistet haben. Die bei Gartenbesitzern beliebten Mähroboter könnten Igel verletzen oder töten, daher sollten die Roboter nie unbeaufsichtigt laufen.

Auf den Einsatz von Laubsaugern sollte ganz verzichtet werden, da sie auch Kleinstlebewesen wie Insekten, Asseln, Würmer und Schnecken, also die natürliche Nahrung von Igeln, mit aufsaugen. Schwimmbecken und Baugruben sollten abgedeckt werden. Zudem sollte ein Brett als Ausstiegsrampe angebracht werden, falls doch ein Tier hineinfällt.

Gelbe Säcke aufhängen oder kurz vor Abholung rausstellen

Auch in gelben Säcken könnten sich Igel auf Nahrungssuche verfangen. Daher empfiehlt der BUND, die Mülltüten erst kurz vor der Abholung an die Straße zu stellen, oder sie an den Zaun zu hängen. Ebenfalls sollten Mäuse- und Rattenfallen mindestens in einer Höhe von 50 Zentimetern aufgestellt werden, um keinen Igel darin zu fangen. Wer Igel im Herbst füttern will, kann Katzen- oder Hundedosenfutter, ungewürztes Rührei, gekochtes Geflügel oder gegartes Hackfleisch anbieten. Milch sollten Igel nicht bekommen, da sie den darin enthaltenen Milchzucker nicht verdauen können und bei Durchfall noch mehr geschwächt sind.

Nicht jeder Igel, der im späten Herbst oder Winter durch den Garten läuft, ist hilfsbedürftig. Manch einer wurde möglicherweise aufgescheucht und muss sich ein neues Quartier suchen. Als hilfsbedürftig gelten Igel, die Anfang November weniger als 500 Gramm wiegen oder die krank sind, also herumliegen, apathisch und mager wirken. Wer einen hilfsbedürftigen Igel findet, solle sich auf jeden Fall Rat beim Experten holen, rät auch der BUND.