Colombo. Sri Lanka, ehemals Ceylon, lockt mit Traditionen, Tieren und viel Strand. Eine Rundreise klappt besser mit einem ortskundigen Fahrer.

Der Makake auf der Treppe zum Höhlentempel von Dambulla sieht zunächst ganz tiefenentspannt aus, doch dann verliert er für einen Moment die Contenance. Aus kurzer Distanz fotografiert zu werden, macht ihm offensichtlich keinen Spaß. Kurz täuscht er einen Angriff an, beruhigt sich dann jedoch gleich wieder, als ich zurückziehe.

„Vorsicht“, warnt mich Indika, „wenn der Affe kratzt oder zubeißt, müssen wir ins Krankenhaus fahren. Und dann gibt es viele Spritzen.“ Könnte ja sein, dass das Tier Tollwutüberträger ist. Und dagegen bin ich – wie die meisten Reisenden – leider nicht geimpft.

Schon seit ein paar Tagen ist Indika an meiner Seite. Seine Aufgabe besteht darin, mich bei meiner Sri-Lanka-Rundreise mit dem Auto von Ort zu Ort zu bringen, was nicht nur sicherer als eine Fahrt im selbstgesteuerten Mietwagen ist, sondern in der Regel auch billiger. Mehr als 1300 Kilometer stehen auf dem Programm.

Zu viel, um sich nur zu erholen, aber immer noch zu wenig, um ganz Sri Lanka auf einmal zu entdecken. Die Tropen-Insel, die mancher Deutsche älteren Semesters noch als Ceylon kennt, hat die Größe Bayerns und bietet so viele Sehenswürdigkeiten, dass ein reiner Strandurlaub ihr nicht annähernd gerecht werden würde.

Ein 26-jähriger Bürgerkrieg wurde 2009 beendet

Schon einmal sagte die Reisebranche Sri Lanka eine große Zukunft voraus. Das war in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Doch dann uferte der ewig schwelende Zwist zwischen den Singhalesen im Süden und Westen sowie den Tamilen im Norden und Osten aus. Es begann ein blutiger Bürgerkrieg, der von 1983 bis 2009 dauerte und die Insel zurückwarf, auch der zerstörerische Tsunami von 2004 wirkte jahrelang nach.

Mittlerweile sind die Strandresorts für Pauschalurlauber und Ayurveda-Jünger wieder gut gefüllt, auch die Lust auf Entdeckertouren ins Landesinnere und in den Osten ist zurück. Daran ändern auch die lokalen Unruhen zwischen Muslimen und Buddhisten im Raum Kandy nichts, die vor einigen Wochen für negative Schlagzeilen sorgten.

Dauerhaften Frieden vorausgesetzt, scheint das touristische Potenzial des Landes riesig. Eines der wichtigsten Inlandsziele ist dabei Anuradhapura, die älteste Königstadt im heute so genannten „Kulturellen Dreieck“. Sie geht auf Devanampiya Tissa zurück, den ersten buddhistischen Herrscher, der von 250 bis 210 v. Chr. regierte. Er baute nicht nur zahlreiche Klöster und Paläste, sondern war auch der erste, der im oft sehr trockenen Landesinneren einen großen Stausee mit Bewässerungssystem errichtete.

Nachfolgende Regenten vergrößerten die ungewöhnliche Seenlandschaft immer weiter – mit dem Ziel, keinen Tropfen Wasser ungenutzt ins Meer entschwinden zu lassen. Heute besitzt fast jedes Dorf einen Teich, um damit Reis- und Gemüsefelder zu versorgen. Auch die Tierwelt profitiert: Wer Elefanten sehen will, kann am besten in der Nähe solcher alten Reservoirs auf Fotosafari gehen, zum Beispiel in den Nationalparks Kaudulla und Minneriya sowie im Hurulu Eco Park. Spektakulär ist aber auch Yala mit seinen Leoparden.

Sakralbauten prägen weite Teile der Insel

Eine liegende Buddha-Statue.
Eine liegende Buddha-Statue. © Georg J. Schulz | Georg J. Schulz

Etwa 70 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Buddhisten. Ihre kleinen und großen Sakralbauten prägen weite Teile der Insel, wenngleich je nach Region auch christliche Kirchen, tamilische Hindu-Tempel oder islamische Moscheen zu sehen sind. Anders als in Myanmar, wo die buddhistischen Pagoden überwiegend golden schimmern, sind die Dagobas – auch Stupa genannt – auf Sri Lanka meistens weiß.

Der Legende nach wurde Siddharta Gautama (560-480 v.Chr.), den die Menschen als Buddha verehren, in Indien erleuchtet – unter einem Bodhi-Baum. Von diesem hat man angeblich später ein Ableger nach Sri Lanka gebracht und dort, in Anuradhapura, als Setzling in den Boden gepflanzt. Noch heute ist dieser Baum ein hochverehrtes Nationalheiligtum, gespickt mit vielen bunten Gebetsfahnen – auch wenn es sich wohl nicht mehr um das botanische Original handeln dürfte.

Der Aufstieg auf den Felsen von Sigiriya lohnt sich

Die alten Könige Sri Lankas konnten Anruradhapura bis ins 10. Jahrhundert halten, dann verloren sie ihre Macht an die Chola aus Südindien. Erst unter König Vijayabahu I. gelang das Comeback, dann allerdings in Polonnaruwa, das heute ebenso zu den interessanten Zielen für Geschichtsinteressierte zählt wie die Felsenfestung Sigiriya.

Sie entstand, nachdem im Jahr 473 n. Chr. König Dhatusena von seinem eigenen Sohn Kassapa getötet worden war. Dieser zog sich anschließend aus Angst vor seinem Halbbruder, der rechtmäßiger Thronfolger gewesen wäre, auf den rund 200 Meter hohen Monolithen zurück, weil er besser zu verteidigen war.

Trotzdem konnte Kassapa Sigiriya nur 18 Jahre lang halten. Geblieben ist aus dieser Zeit nicht nur ein Plateau mit Ruinen, sondern auch eine Sammlung von „Wolkenmädchen“ genannten Fresken, die den Aufstieg säumten und aufgrund ihrer freizügigen Darstellung manches über die Sitten vor eineinhalb Jahrtausenden verraten. Der Aufstieg auf den Felsen von Sigiriya ist anstrengend und Schweiß treibend, aber der Blick von oben entschädigt für die Strapazen.

Die besten Strände finden sich im Südwesten

Elefanten gehören zu den Attraktionen der Insel.
Elefanten gehören zu den Attraktionen der Insel. © Georg J. Schulz | Georg J. Schulz

Neben Religion und Historie bietet Sri Lanka eine spektakuläre Landschaft, vor allem im Hochland. Wer mit dem Bummelzug von Kandy nach Ella fährt, kann sich kaum sattsehen an Bergen, Tälern, Teeplantagen und Wasserfällen. Das ziemlich kühle Nuwara Eliya lohnt einen Zwischenstopp, galt es doch schon zu Zeiten der britischen Kolonialisierung als beliebte Sommerfrische. Der ganze Ort ist gespickt mit alten Bauten im Tudor-Stil.

Vor oder nach einer Tour durchs Inland stehen meist ein paar Tage am Meer auf dem Programm. Hier bietet Sri Lanka die ganze Palette von klassischem Pauschaltourismus bis zur individuellen Lodge. Die besten Strände finden sich im Südwesten bei Hikkaduwa, Mirissa und Tangalle sowie im Osten an der Arugam Bay – wegen der Wellen auch bei Surfern beliebt – und rund um Trincomalee. Wer Delfine oder Wale sehen will, kann auch einen Abstecher nach Kalpitiya im Nordwesten machen.

Zum Abschluss einer Rundreise legen die meisten Urlauber noch eine oder zwei Nächte in Colombo ein. Das genügt, um sich die Sehenswürdigkeiten dort anzuschauen und ein wenig ins urbane Leben Sri Lankas einzutauchen. Nicht fehlen sollte ein Abstecher ins legendäre Galle Face Hotel: Dessen Terrasse ist der ideale Platz für einen Sundowner. Während man dort entspannt am Gin Tonic oder einem Arrack nippt, wird die Flagge des Inselstaates unter den Klängen eines Dudelsacks feierlich eingeholt.

Info:

• Anreise: etwa Flug ab Berlin mit Qatar über Doha nach Colombo

• Rundreisen: Entspannter als mit einem Mietwagen kommt man mit eigenem Fahrer von Ort zu Ort. Veranstalter haben solche Reisen im Angebot.

• Individuell: Wer seine Rundreise aus Bausteinen planen will, wird fündig auf www.erlebesrilanka.de.

Der Autor reiste mit Unterstützung durch Erlebe Fernreisen.