Berlin. Wie stehen die Chancen, dass Berufstätige die WM bei der Arbeit verfolgen können? Ein Anwalt erklärt, warum Heimlichkeiten tabu sind.

Mitfiebern bei der WM und gleichzeitig arbeiten? Was erlaubt ist, erklärt Dr. Heiko Peter Krenz. Er ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin.

Ich freue mich auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Aber einige Spiele, etwa Deutschland gegen Südkorea, beginnen schon um 16 Uhr. Da sitze ich noch im Büro. Darf ich das Spiel nebenher auf meinem Bildschirm laufen lassen?

Das sagt der Anwalt: Verständlich, dass Sie mitfiebern wollen, wenn die Mannschaften um den Weltmeistertitel kämpfen. Doch als Arbeitnehmer könnte es schwierig werden, bei allen Spielen dabei zu sein.

Dr. Heiko Peter Krenz ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin.
Dr. Heiko Peter Krenz ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin. © privat | privat

Sie sprechen es an: Viele Begegnungen beginnen bereits, wenn Sie, wie zahlreiche andere Beschäftigte, noch bei der Arbeit sind. Und aller Begeisterung zum Trotz: Die Arbeit hat Vorrang. Wenn Sie also beim Anpfiff noch arbeiten müssen, haben Sie Pech gehabt.

Denn wer Fußball schaut, arbeitet nicht und verstößt damit gegen seine arbeitsvertraglichen Pflichten. Auch ein Live-Stream in einem kleinen Fenster auf dem Bildschirm lenkt Sie bereits von Ihrer Arbeit ab.

Genauso verhält es sich mit dem Radiohören am Arbeitsplatz. Wenn Sie gespannt der Reportage folgen, leidet Ihre Aufmerksamkeit für die Arbeit. Auch wenn Ihr Arbeitgeber Radiohören während der Arbeit generell erlaubt hat – in der Regel erstreckt sich diese Erlaubnis auf Hintergrundmusik.

Ein Fußballspiel mit hohem Unterhaltungs- und Spannungspotenzial beeinträchtigt die Arbeit.

Krank feiern ist keine Lösung

Was also tun? Unerlaubtes Fußballschauen während der Arbeit oder auch eine simulierte Erkrankung sind jedenfalls keine Lösung und berechtigen den Arbeitgeber zur Abmahnung. Im Wiederholungsfall droht sogar die Kündigung.

Sie können eigentlich nur darauf hoffen, dass Ihr Chef selbst ein großer Fußballfan ist. Dann lässt er sich vielleicht darauf ein, die Arbeitszeiten an den Spieltagen Deutschlands zu verschieben.

Ist das nicht der Fall, müssen Sie Urlaub nehmen oder Guthaben von Ihrem Arbeitszeitkonto einsetzen, wenn Sie wirklich jedes Spiel live miterleben wollen.

Manche Arbeitgeber stellen aber zumindest anlässlich der deutschen Spiele einen Fernseher oder Beamer auf. Das steigert schließlich auch die Mitarbeitermotivation.