Bangkok. Die „Aidabella“ fährt Passagiere über das Chinesische Meer und durch die Straße von Malakka. Vollpension und gute Laune garantiert.

Das ältere Pärchen hat sich aufgebrezelt. Sie im kniebedeckenden, wallenden Rock, er leger in Outdoor-Hose, den inzwischen spärlich sprießenden Zopf galant um die Glatze drapiert. Glücklich strahlen sie sich an, tanzen. Foxtrott, seit Jahrzehnten gemeinsam perfektioniert – zu den dröhnenden Beats von Brian Adams’ „Sommer of 69“. Im weiten Rund der Pool-Bar vergessen sie Zeit und Raum. Endlich wieder in der Ferne daheim, auf ihrer „Aida“.

In diesem Fall der „Bella“, die sie in den nächsten 14 Tagen gemeinsam mit 2000 anderen Gästen durch Südostasien schippern wird. Bereits am ersten Abend, nach einem zwölfstündigen Flug von der kalten deutschen Heimat ins tropische Bangkok und dem etwa zweistündigen Transfer zum südlich der thailändischen Hauptstadt gelegenen Industriehafen Laem Chabang, wo die „Aidabella“ vor Anker liegt, sorgt „Spaß-Kapitän“ Thilo Ebbinghausen für aus­gelassene Stimmung. Bei gefühlten 40 Grad tobt der Saal und will zu fort­geschrittener Stunde „die Eisbären sehen“. Jetlag? Fehlanzeige.

„Unsere Gäste sollen ihre Sorgen über Bord werfen“ lautet die Devise des 41-jährigen Entertainment-Managers. Ebbinghausen kennt sein Publikum. Ist nicht ganz so schwer, schließlich sind 80 Prozent der Gäste auch bei dieser Tour „Wiederholungstäter“. Das sprichwörtliche Lächeln Südostasiens hat er den meisten spätestens drei Stunden nach der Ankunft an Bord ins Gesicht gezaubert, nach dem ­Bezug der „Destination Kreuzfahrtschiff“, wie Kapitän Erik Kirchner seine „Bella“ nennt.

Weiße Strände auf der Insel Penang genießen

Unterwegs mit der Aida Asien.
Unterwegs mit der Aida Asien. © Angelika Wölke | Angelika Wölke

Sie werden es nicht mehr verlieren. ­Weder beim Anblick des kleinen, nur 75 Zentimeter großen Smaragd-Buddhas in Bangkoks Königspalast noch bei der rasanten Aufzugfahrt zur Aussichtsplattform in den Petronas Twin Towers, den 452 Meter hohen Zwillingstürmen – Wahrzeichen von Kuala Lumpur.

Sie werden jauchzen beim Anblick bunter Papageienfische während des Schnorchelausflugs im klaren Wasser vor der thailän­dischen Insel Ko Samui, die bilderbuchgleichen weißen Sandstrände auf der malayischen Insel Penang genießen und vor dem weißen Buddha von Puket beschließen, beim nächsten Yoga-Work-out im Fitnessbereich der „Bella“ auf ­jeden Fall Lotussitz, Sonnengruß und Co. einzuüben.

Erleben, erholen, entspannen, Entertainment und essen – das sind die fünf Säulen des erfolgreichen Bordlebens. „600 Crewmitglieder aus 20 Nationen kümmern sich auf der Tour um die Gäste“, sagt General-Manager Thomas Scharfenberg. Ein Großteil davon Philippinos. Doch auch für die unter ­italienischer Flagge fahrende Aida- ­Flotte wird die Rekrutierung neuer ­Mitarbeiter schwierig.

„Der Markt boomt, und es werden immer mehr Schiffe gebaut“, sagt der 55-jährige Manager. Mehr als zwei Millionen Deutsche buchten im Jahr 2016 eine Kreuzfahrt. Knapp die Hälfte davon auf einem der zwölf Kussmund-Schiffe.

Aidanová: erstes Kreuzfahrtschiff mit Flüssiggas

Um den rasant expandierenden Markt zu bedienen, baut die Meyer-Werft in Papenburg zurzeit die „Aida­nova“, das erste Schiff einer neuen ­Generation. Der 337 Meter lange (die „Bella“ misst 250 Meter) und 19 Decks hohe Megaliner mit 3000 Kabinen und Platz für 6000 Gästen wird Mitte November 2018 vom Stapel laufen und dann das größte Schiff der Flotte sein. Die Reederei will mit dem Neubau auch neue Maßstäbe in puncto Umweltschutz setzen: „Aidanova“ soll als erstes Kreuzfahrtschiff der Welt ausschließlich mit Flüssiggas fahren.

Die Emission von Stickoxiden verringert sich um 80 Prozent, die CO2-Emissionen um weitere 20 Prozent. „Wir haben in den vergangenen Jahren eine Milliarde Euro in den Umweltschutz investiert“, sagt Pressesprecherin Kathrin Heitmann. Im Frühjahr, wenn die „Bella“ zur Generalüberholung nach Europa kommt, sollen auch hier Filter nachgerüstet werden, um die Emissionswerte zu verbessern. „Bisher haben wir fünf unserer zwölf Schiffe umgerüstet.“

Blick auf das Marina Bay Sands Hotel.
Blick auf das Marina Bay Sands Hotel. © imago/Loop Images | Ed Rhodes/LOOP IMAGES

An Backbord taucht die Skyline von Singapur auf. Im Dunst erahnt man die Silhouette des Luxushotels Marina Bay Sands – drei Türme mit dem höchsten Planschbecken der Welt 200 Meter über der Erde. Dennoch: Die Fotoapparate sind in Position gebracht, begleitet von erstaunten „Ohs“ und „Boahs“ ihrer ­Besitzer. „Wir freuen uns sehr auf die Tour durch die Stadt“, erzählen Katha­rina Plank und Jason Mitschke.

Die beiden 24- und 25-Jährigen senken das Durchschnittsalter von 50,1 Jahren auf der „Bella“ beträchtlich. Sie widerlegen das Vorurteil, dass es sich beim Massenphänomen Kreuzfahrt lediglich um „maritime Seniorenresidenzen“ handelt, wie mancher Kritiker es formuliert. Ihre Beweggründe, ausgerechnet diese Reise nach Südostasien zu buchen, sind allerdings kaum different zu denen der älteren Generation.

In der Küche werden tagtäglich 10.000 Mahlzeiten vorbereitet

„Asien war ein Traum von uns, wir hatten aber ein wenig Angst vor dem, was uns hier erwartet“, sagt Katharina. Fremdes Essen, eine in Europa eher unbekannte wuselnde Geschäftigkeit, diese unbekannten Mentalitäten und Kulturen – das wollten die beiden bei ihrer Premi­ere ohne lästiges Koffer-Ein- und -Auspacken von ihrem schwimmenden Hotel mit Vollpension aus erleben.

Furcht vor dem Unbekannten ist an Bord so überflüssig wie die Vorstellung, dass dem Pazifik das Wasser ausgehen könnte. Das Unterhaltungsprogramm, Bedienung, Zimmerservice und die ­Ausflüge zu den touristischen Highlights werden auf Deutsch angeboten, das Essen in den sieben Restaurants überrascht nicht mit der für Asien bekannten neuartigen Aromenvielfalt.

Wer einen Zwischenstopp in Bangkok macht, kann selbst ein paar leckere Süßigkeiten einkaufen.
Wer einen Zwischenstopp in Bangkok macht, kann selbst ein paar leckere Süßigkeiten einkaufen. © REUTERS | SOE ZEYA TUN

„Wir kaufen 95 Prozent unserer ­Lebensmittel für die Tour in Deutschland“, erläutert Thomas Scharfenberg. „Wir müssen täglich 10.000 Mahlzeiten vorbereiten.“ Das sei mit Lieferanten aus Malaysia oder Thailand nicht zu garantieren. „Da kommt dann schon mal ein Container nicht“, so Scharfenbergs Erfahrung. Aus diesem Grund ließ der „Bella“-Manager für die Reise unter ­anderem 14.721 Kilo Fleisch, 26.660 Kilo Gemüse, 12.460 Liter Weiß- sowie 10.290 Liter Rotwein und 61.320 Eier nach Bangkok bringen, um sie in die Vorratsräume zu verstauen.

Vollpension, so scheint’s, das bedeutet immer auch Verschwendung. In den vergangenen Monaten und Jahren ist auch auf der „Bella“ das Thema Lebensmittelabfall in den Fokus gerückt. Schließlich muss alles entsorgt werden, was nach Restaurantschluss noch in der Auslage liegt. „Wir haben die Portionsschalen verkleinert“, erklärt Scharfenberg. Torten werden heute in kleinen Stücken auf Teller drapiert. Mit solchen Maßnahmen habe man den Abfall bereits beachtlich reduzieren können. Der Rest werde kompostiert.

Den Sonnenuntergang erleben beim Cocktail in der Ocean-Bar

Spannende Begegnungen beim Spaziergang am Strand in Sumatra (Archiv).
Spannende Begegnungen beim Spaziergang am Strand in Sumatra (Archiv). © REUTERS | Darren Whiteside

In der Straße von Malakka, der Meerenge zwischen der malaiischen Halbinsel und der Nordküste der indonesischen Insel Sumatra, taucht ein gold­gelber Feuerball in den Pazifik ein. Das allabendliche Schauspiel lassen sich zahlreiche Gäste bei einem Glas Sekt, Bier oder Aperol in der Ocean-Bar nicht entgehen.

Für Norbert und Ulrike Streib aus Marl haben die alkoholischen Erfrischungsgetränke beim Sonnenuntergang einen wesentlich geringeren Suchtfaktor als das Schiff selbst. 2001 haben sie ihre erste Aida-Tour gebucht. Mit dieser Südostasien-Reise ist das Dutzend geschafft. „Vor zehn Jahren waren wir bereits hier“, erzählt Norbert Streib. „Wir sind ganz begeistert von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen“, sagt Ulrike Streib. Sie hätten damals wunderbare Eindrücke mit nach Hause genommen.

Fotos mit den riesigen, böse dreinblickenden Tempelwächtern am Königspalast in Bangkok, Tücher aus der im Art-déco-Stil erbauten Markthalle in Kuala Lumpur. Noch heute erinnern sie sich an das Kreischen der Makaken bei der Bootstour durch die Mangrovenwälder von Langkawi im Delta des Kilim-Flusses. Die Faszination von der Größe der Einkaufszentren in Singapur blieb unvergessen. „Dagegen ist das Ober­hausener Centro eine Bonsai-Ausgabe“, erklären beide einhellig. 2018 war es an der Zeit, diese Erlebnisse aufzufrischen. „Passt schon“, sagt Norbert Streib und lächelt zufrieden.

Spaß-Manager Thilo Ebbinghausen, der allabendlich den Moderator gibt, schlüpft heute in die Rolle des DJ. Bei der Bade-Taste-Party, zu der Gäste auch im Bademantel kommen, bringt er die Ocean-Bar in Wallung, während das Schiff an atemberaubenden Landschaften vorbeizieht. 18.265 Cocktails später, bei der Rückkehr nach Bangkok, wird Ebbinghausen seinen Gästen 92 Stunden lang Musik geboten haben, wird 1704 Songs bei 73 Events gespielt haben. Reichlich Zeit, um die Foxtrott-Fähigkeiten weiter zu perfektionieren.

Tipps und Informationen

Aida Cruises bietet die 14-tägige Südostasien-Tour mehrmals im Jahr an, z. B. vom 7. Januar bis 21. Januar 2019 ab/bis Bangkok. Der Preis für die Reise ohne Flug und in einer Innenkabine beträgt 1245 Euro pro Person. Die Reise vom 9. bis 23. Dezember 2019 kostet inklusive Frühbucherrabatt 1195 Euro in einer Innenkabine. Infos unter aida.de.

Die Reise erfolgte mit Unterstützung durch Aida Cruises.