Arbeitsmarktexperte vom Verband VDE über Studium und Berufseinstieg in der Elektrotechnik. Er spricht von glänzenden Berufsaussichten.

Michael Schanz ist promovierter Diplom-Ingenieur und als Ar­beitsmarktexperte im Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) tätig. Als Verantwortlicher für die Ausschüsse Studium, Beruf und Gesellschaft hat er den Überblick über Anforderungen und Tücken des Berufs. Mit Michael Schanz sprach Anna Klar.

Berliner Morgenpost: Herr Schanz, was genau macht ein Ingenieur der Elektrotechnik? In welchen Branchen wird er gebraucht?

Michael Schanz: Ingenieure und Ingenieurinnen der Elektrotechnik haben 1000 verschiedene Berufsbilder. Sie sind kreative Problemlöser, Berater, Planer oder Entwickler. Sie müssen Grundlagen- sowie Systemwissen zu Hard- und Software haben. Elektro- und Informationstechnik gibt es überall, daher sind sie auch in allen Branchen vertreten.

Welche Voraussetzungen braucht man?

In den Fächern Mathe, Physik und Englisch sollte man mit seinen Noten mindestens im Zweierbereich sein. Denn wenn man im Studium Spaß an der Sache haben möchte, dann muss man in diesen Bereichen Kenntnisse und Interesse vorweisen. Der Stoff aus dem Mathe-Leistungskurs ist gerade beim Studium an der Universität in wenigen Wochen aufgebraucht.

Dr.-Ing. Michael Schanz ist Arbeitsmarktexperte im VDE.
Dr.-Ing. Michael Schanz ist Arbeitsmarktexperte im VDE. © privat | privat

Eine hohe Frustrationstoleranz ist für das Studium unabdingbar. Man muss viel lernen, dennoch kann es vorkommen, dass die eine oder andere Klausur danebengeht. Davon sollte man sich nicht abhalten lassen und hartnäckig bleiben.

Weitere Voraussetzungen sind analytisches Verständnis der Technik, Kreativität, Leistungsbereitschaft, Kommunikations- und Teamfähigkeit.

Welche Bildungswege gibt es neben dem klassischen Studium?

Es ist für alle Anspruchsniveaus etwas dabei: duale Fachausbildung mit Aufstiegsmöglichkeiten zum Techniker oder Meister oder Einstieg ins Studium, duales Studium, Fachhochschul- oder Universitätsstudium.

Wie schnell veraltet Wissen in dem Bereich?

Die Technik entwickelt sich rasch in ihrer Performance, Werkzeuge ändern sich ebenfalls. Arbeitsmethoden und Grundlagen hingegen bleiben unverändert.

Wie sehen die Zukunftsaussichten für heutige Berufseinsteiger aus?

Deutschland bildet jährlich etwa 10.000 Elektrotechnik-Ingenieure weniger aus, als der heimische Arbeitsmarkt aufnehmen könnte. Wir steuern auf die „All Electric Society“ hin. Wieso sollte man also nicht annehmen, dass dieser Beruf einer mit glänzenden Zukunftsaussichten ist?

Was sind die Vor- und Nachteile des Berufs?

Gute Bezahlung und Perspektiven, sich weiterzuentwickeln. Man muss allerdings Überstunden in Kauf nehmen.

Mit welchem Gehalt steigt man ein?

Die Einstiegsgehälter sind relativ hoch und können schon bei 50.000 bis 60.000 Euro brutto liegen. Das gilt besonders für Entwickler für eingebettete Systeme, also für das Zusammenspiel von Software und Hardware oder auch für Spezialisten in analoger Leistungselektronik.

Ingenieure sind seit 2017 im Mittel die bestbezahlte Berufsgruppe, im letzten Jahr haben sie die Juristen und Wirtschaftswissenschaftler überholt.

Warum sind Sie selbst Ingenieur für Elektrotechnik geworden?

Ich wollte immer schon wissen, wie Elektrotechnik funktioniert, und hatte Talent für die Grundlagenfächer – Mathe, Physik und Informatik. Es hat sich herausgestellt, dass ich eine gute Wahl getroffen habe.