Nürnberg. Am Samstag reist das deutsche Eishockey-Team zur WM nach Riga, die in einer Woche gegen Italien beginnt. Neu dabei sind auch Top-Verteidiger Seider und der zweimalige Stanley-Cup-Sieger Kühnhackl. Beide bringen viel Zuversicht mit.

Das noch einmal entscheidend verstärkte Eishockey-Nationalteam blickt trotz der besonderen Umstände zuversichtlich auf die in einer Woche beginnende WM in Riga.

Zwei Tage vor der Abreise nach Lettland rechnen sich die Deutschen in diesem Jahr besonders viel aus. "Wir wollen schauen, dass wir auf jeden Fall unter die Top Vier in unserer Gruppe kommen und dann ist alles möglich", sagte der zweimalige Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl im Vorbereitungsquartier in Nürnberg.

Was er meinte: Das Ziel ist das Viertelfinale. Ein Platz unter den besten Vier der Gruppe ist gleichbedeutend mit dem Einzug in die K.o.-Runde, den die Auswahl beim WM-Debüt von Bundestrainer Toni Söderholm 2019 geschafft hatte. "Ich denke, es ist viel drin dieses Jahr", sagte auch Top-Verteidiger Moritz Seider, der am Donnerstag erstmals in dieser Vorbereitung mit der Mannschaft auf dem Eis stand. Kühnhackl und Seider sind zwei der Spieler, die nach drei Wochen Vorbereitungszeit rechtzeitig vor dem Abflug nach Riga am Samstag zum Aufgebot gestoßen sind.

Der 20 Jahre alte Seider gilt als kommender Top-Verteidiger der NHL und war bei der bislang letzten WM 2019 bester deutscher Verteidiger. Von den Detroit Red Wings wurde er in der vergangenen Saison nach Schweden zu Rögle BK ausgeliehen, wo er Vizemeister und zum besten Neuling ("Rookie") der Liga gekürt wurde. "Ich bin wirklich sehr, sehr zufrieden mit der persönlichen Leistung dieses Jahr", sagte Seider.

In den kommenden Tagen sollen noch Spieler aus Nordamerika direkt nach Lettland reisen. Für den 29 Jahre alten Kühnhackl ist es die erste WM-Teilnahme überhaupt. Der Sohn von Eishockey-Legende Erich Kühnhackl stand zuletzt bei der erfolgreichen Olympia-Qualifikation 2017 für Deutschland auf dem Eis. Der damalige NHL-Profi schoss die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes vor vier Jahren ebenfalls in Riga zum entscheidenden Sieg gegen Lettland.

"Nach der Erfahrung von damals können wir natürlich mit sehr guten Gefühlen hinfahren", sagte Kühnhackl, der zuletzt in der unterklassigen AHL für Bridgeport spielte: "Auch wenn es diesmal natürlich ganz andere Bedingungen sind." Angesichts der Coronavirus-Pandemie findet die Weltmeisterschaft vom 21. Mai bis 6. Juni in einer Blase ohne Zuschauer statt. Die Spieler sind sich selbst noch unsicher angesichts der Umstände vor Ort.

"Es ist wichtig, dass man mental auf dem Dampfer bleibt. Wenn man die ganze Zeit nur im Hotel bleiben kann, geht es relativ schnell, dass die Wände immer näher kommen", sagte der 33 Jahre alte Routinier Korbinian Holzer. Der langjährige DEB-Kapitän Moritz Müller forderte, "das Bestmögliche aus der Situation rausholen. Wir müssen jetzt schnell als Team zusammenwachsen. Das ist die Verantwortung von jedem", sagte der 34-Jährige von den Kölner Haien. "Qualität ist genug in dieser Mannschaft."

Die WM beginnt für Deutschland am 21. Mai gegen Außenseiter Italien. Anders als in den vergangenen Jahren muss Deutschland diesmal auf Weltklasse-Stürmer Leon Draisaitl verbunden, der noch in den NHL-Playoffs gebunden ist. "Wenn Leon nicht dabei ist, muss jeder etwas mehr machen. Die Mannschaft ist so oder so stark genug", sagte Müller.

© dpa-infocom, dpa:210513-99-584217/3