Göttingen. Mit dem Projekt soll nicht nur die Freizeit der Studenten bereichert werden, es bieten sich auch Forschungsmöglichkeiten etwa in der Psychologie.

Das organisierte Spielen am Computer ist an einigen Hochschulen schon Alltag. In verschieden Städten initiieren Studierende Teams und Vereine, die sich dem E-Sport widmen. Nun wollen auch drei Studierende der HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen) eine E-Sport-Gruppe gründen. Dabei geht es nicht nur um das Spielen zum Zeitvertreib.

Computerspiele sind schon längst nicht mehr nur ein Hobby für Teenager. Während viele Menschen unterschiedlichen Alters mittlerweile beim abendlichen Zocken abschalten, gibt es auch sehr ambitionierte Spieler und sogar echte Profis, die mit League of Legends und anderen Spielen ihr Geld verdienen. In Ländern wie Südkorea oder den USA ziehen Turniere bereits ein Massenpublikum an. Doch auch in Deutschland sind Computerspiele als Wettkampfsport im Kommen.

Plattform für Amateure

E-Sport-Teams an Hochschulen kommt dabei eine besondere Rolle zu. Denn in Deutschland gibt es bisher vor allem Profispieler, die sich organisieren. „Aber dort können wirklich nur sehr gute Spielerinnen und Spieler mitmachen“, beschreibt Robin Berndt. Er studiert an der HAWK im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit. „Für den Amateurbereich gibt es dagegen keine Vereine“, erklärt er. „Und da kommen dann die Hochschulen und Universitäten ins Spiel.“ Berndt hat gemeinsam mit seinen Kommilitonen Niklas Strübe und Paul Steinkamp das Projekt „HAWK goes Uniliga“ ins Leben gerufen. Entstanden ist es im Rahmen eines Projektseminars zum Thema „Digitale Medien in der Sozialen Arbeit“, in dem Studierendengruppen eigene Projektideen umsetzen. Ziel der drei HAWK-Studierenden ist es, noch innerhalb des Sommersemesters ein E-Sport-Team aufzustellen, das dann in der Uniliga antritt.

Die Uniliga, ebenfalls eine studentische Initiative, bietet E-Sport-Teams an deutschen Hochschulen die Möglichkeit, sich in verschiedenen Spielen miteinander zu messen. Doch der Wettbewerb soll bei dem Semesterprojekt nicht allein im Vordergrund stehen. „In erster Linie soll mehr Austausch erzeugt werden“, erklärt Prof. Dr. Corinna Ehlers. Sie ist Dekanin der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit und verantwortlich für das Projektseminar. „Was für uns früher das Telefon war, ist für Jugendliche heute die Kommunikation beim gemeinsamen Spielen“, schildert sie. Damit knüpfe das Projekt direkt an der Lebensrealität junger Menschen an und biete besonders in Zeiten der Coronavirus-Pandemie eine Möglichkeit des Austauschens und Kennenlernens.

Gewalt in Computerspielen

Darüber hinaus möchten die Studierenden in ihrem Projekt aber auch in den Diskurs gehen. Denn das oft diskutierte Thema Gewalt in Computerspielen kam auch innerhalb des Projektseminars auf. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es bei uns nicht darum gehen kann, ob man diese Spiele spielen sollte oder nicht“, berichtet Steinkamp. Denn Gewalt als Bestandteil von Computerspielen sei schon längst im Alltag von jungen Menschen angekommen. „Stattdessen wollen wir das Problem gezielt thematisieren. Schließlich ist das Projekt auch eine Übung für uns als angehende Sozialarbeiter.“ So sieht es auch Ehlers als Betreuerin des Projektes: „Wir können eine kritische Auseinandersetzung fördern. Und damit erfüllen wir als Hochschule eine wichtige Aufgabe.“ Darin sieht sie auch das Potenzial des Projektes, wenn es sich auf Dauer an der HAWK etablieren sollte. Denn ein E-Sport-Team an einer Hochschule könne nicht nur die Freizeit der Studierenden bereichern, sondern biete auch eine Chance für mögliche Forschungsprojekte. „Ich könnte mir gut vorstellen, zum Beispiel mit Kolleginnen und Kollegen aus der Psychologie, positive und negative Effekte von Computerspielen näher zu beleuchten“, so Ehlers.

Nun möchten Steinkamp, Strübe und Berndt aber erst einmal Mitstreiter finden. Dafür haben sie einen Server auf der Online-Plattform Discord eingerichtet. Studierende, die gemeinsam mit Kommilitonen spielen möchten, können sich dort anmelden. „Wir würden gerne eine HAWK-Community für Spieleinteressierte gründen“, so Steinkamp. Und die sollte idealerweise über das Sommersemester hinaus bestehen. „Solange wir studieren, möchten wir das Projekt gerne weiterführen“, sagt Berndt. Danach soll es von anderen Studierenden übernommen werden.