Frankfurt/Main. Droht der Fußball-WM ein Doping-Skandal wie bei den Winterspielen in Pyeongchang? Ein ARD-Bericht nährt den Verdacht. Die Fifa ermittelt.

Auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland fällt ein Schatten. Dopingproben mit auffälligen Werten von Fußball-Nationalspielern aus dem vorläufigen WM-Kader Russlands sollen in der Vergangenheit nicht ausreichend verfolgt worden sein. Das berichtete die ARD-Sportschau in der Dokumentation "Geheimsache Doping - Russlands Fußball-Freunde", die am Pfingstsonntag ausgestrahlt wurde. Russische Funktionäre werden verdächtigt, fragwürdige Befunde vertuscht zu haben, die 2014 von der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada sichergestellt worden waren.

Der ARD-Dopingredaktion ist nach dem TV-Bericht aus Kreisen des Weltverbandes Fifa ein Dokument zu den betroffenen Proben zugespielt worden - mit Nummern und zugeordneten Namen der Spieler. Darunter sollen sich Mitglieder des russischen Kaders für die Heim-WM (14. Juni bis 15. Juli) befinden.

Kronzeuge Rodschenkow: "Ich bekam die Order von Mutko"

Im Dezember 2014 hatte die Wada im Moskauer Doping-Kontrolllabor 155 Proben von Fußballern in Russland beschlagnahmt, unter denen auch die der Nationalspieler sein sollen. Unklar ist, ob diese Dopingproben inzwischen auf alle nachweisbaren verbotenen Substanzen und Methoden nachgetestet worden sind. Die Wada hatte sie vor etwa einem Jahr der Fifa übergeben.

Die Proben sind laut ARD unter anderem nach Spielen in russischen Fußball-Ligen genommen worden. Nach Aktenlage seien sie - sofern auffällig - vom Moskauer Labor nicht öffentlich gemacht worden. Die Anweisung soll direkt vom Ex-Sportminister Witali Mutko gekommen sein, sagte der frühere Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodschenkow, im ARD-Interview: "Ich bekam 2008 die Order von Mutko, dass wir keine positiven Fälle im Fußball gebrauchen können." Der russische Kronzeuge lebt in den USA und steht unter Zeugenschutz.

Fifa: Ermittlungen dauern an

Die erneuten Hinweise auf Doping im russischen Sport hat die Wada im Oktober 2017 in Form einer Datenbank-Kopie (LIMBS) aus dem Moskauer Labor erhalten. Der Wada-Chefermittler Günter Younger stuft die sichergestellten Befunde gegenüber der ARD als "sehr, sehr verdächtig" ein. Die Wada leitete auch diese Ergebnisse an die Fifa weiter. Der deutsche Polizist geht davon aus, dass der Weltverband diese Probenergebnisse mit Priorität prüft: "Wir werden ein sehr wachsames Auge darauf haben, dass auch entsprechend ermittelt wird."

Die Fifa teilte auf ARD-Anfrage mit, dass die Ermittlungen noch andauern würden, aber "mit einem neuen Stand in den kommenden Wochen zu rechnen" sei. Offen ließ die Fifa die Frage, ob auch die Proben der unter Verdacht stehenden Fußballer aus dem russischen WM-Kader untersucht würden.

Das Internationale Olympische Komitee hatte nach Aufdeckung des Staatsdopings in Russland und von Manipulationen im Kontrolllabor der Winterspiele 2014 in Sotschi auf Grundlage auch der Zeugenaussagen Rodschenkows und forensischer Untersuchungen Sanktionen verhängt. (dpa)