Braunschweig. Die Zweitliga-Partie gegen St. Pauli hat fast alles: tolle Tore, einen blutigen Beginn, eine Fehlentscheidung und einen Last-Minute-Sieg.
Was für ein Schlussakt in dieser Zweitliga-Partie: Mit der allerletzten Aktion knallte Immanuel Pherai seine Braunschweiger Eintracht zum 2:1-Sieg über den FC St. Pauli. Das Team von Trainer Michael Schiele hatte zunächst mit 0:1 durch Manolis Saliakas zurückgelegen, doch erst machte der zuvor eingewechselte Pherai das 1:1 (77. Minute), um dann in der Nachspielzeit dann noch den emotionalen Sieg zu besorgen. „Es gibt nicht viel Schöneres“, sagte Schiele nach dem 2:1.
Es war ein blutiger Beginn im Eintracht-Stadion. Filip Benkovic und Jackson Irvine rasselten mit den Schädeln zusammen. Absicht war keinem in dieser Szene zu unterstellen. Nachdem die Wunde am Kopf des Eintracht-Kroaten erst getackert und dann mit einem Turban verbunden wurde, musste St. Paulis Kapitän vom Feld. Aber nicht nur er. Neben Irvine verließ nach nur zehn Minuten auch David Nemeth verletzungsbedingt den Rasen – ein Doppelwechsel, der bei den Hamburgern alle Planungen über den Haufen warf.
Und so war es nur allzu verständlich, dass Michael Schieles Mannschaft fortan das Kommando übernahm. Oftmals ging es über Anton Donkors linke Seite ab, der sich mehrfach durchsetzen konnte. Seine Hereingaben fanden allerdings noch keinen erfolgreichen Abnehmer. Jan-Hendrik Marx, Donkors Gegenpart auf der rechten Außenbahn, hatte einen gefährlichen Abschluss (18.). Die stärkste Szene aus Braunschweiger Sicht allerdings hatte Brian Behrendt, dessen Gewalt-Freistoß aus rund 20 Metern St. Paulis Torhüter Nikola Vasilj gerade noch so entschärfen konnte.
Die Hamburger stabilisierten sich mit der Zeit und wurden in der Offensive vor allem durch Marcel Hartel auffällig, der mehrfach in Hälfte 1 vor Eintracht-Keeper Jasmin Fejzic auftauchte, der sich beim Herauslaufen nicht allzu sicher zeigte. Ein Tor fiel aber weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Das 0:0 zur Pause war leistungsgerecht.
Michael Schiele ließ überraschend Immanuel Pherai draußen
Überraschend, dass Schiele mit Immanuel Pherai seinen besten Fußballer auf der Bank gelassen hatte. Der Spielmacher hatte in der Woche zuvor beim 1:1 in Kaiserslautern wegen eines Infekts gefehlt, sei aber schon wieder topfit, hatte der Trainer am Donnerstag noch gesagt. Im 3-3-2-2-System fand sich Pherai allerdings genau so wenig von Beginn an wieder wie Bryan Henning, der Pherai in Kaiserslautern noch ersetzt hatte. Statt ihnen begann Fabio Kaufmann.
Eintracht Braunschweig gewinnt gegen den FC St. Pauli
Anthony Ujah trifft nur den Pfosten
Hälfte 2 begann mit Abschlussaktionen auf beiden Seiten. Aber erst zielte Lion Lauberbach nicht genau genug, dann köpfte St. Paulis Igor Matanovic aufs Braunschweiger Tordach. Diese Möglichkeiten waren aber nichts im Vergleich zu jener, die Anthony Ujah in Minute 55 hatte. Nach einem Pass Behrendts war der Topstürmer durch. Von der Mittellinie an lief er gemeinsam mit Lauberbach aufs Tor St. Paulis zu, doch statt seinen Nebenmann anzuspielen, probierte es Ujah selbst – und traf nur den Pfosten. Starke Szene im Anschluss: Statt sich über dessen Egoismus zu beschweren, munterte Lauberbach den Nigerianer auf.
Aus dem Nichts erzielte St. Pauli die Führung. Aus der Ferne knallte Rechtsverteidiger Manolis Saliakas den Ball in den Winkel, Fejzic war absolut chancenlos (68.). Bis dato hatten die Blau-Gelben noch die Hoffnung gehabt, endlich mal in dieser Saison ohne Gegentor zu bleiben – Pustekuchen durch einen Sonntagsschuss am Samstagnachmittag. Schiele reagierte, brachte Henning und Pherai. Kurz darauf auch noch Luc Ihorst und Maurice Multhaup.
Schiele wechselt den Ausgleichstreffer ein
Und die Wechsel zeigten Wirkung. Pherai drehte sich geschickt um Hartel, stand allein vor dem Tor und wollte gerade abschließen, da pfiff Schiedsrichter Sascha Stegemann wegen eines vermeintlichen Fouls ab – eine klare Fehlentscheidung, die noch mehr Hitze in die ohnehin schon aufgeladene Partie brachte. Doch die Eintracht steckte nicht auf. Im Gegenteil. Die Joker kamen auf.
In der 77. Minute setzte Multhaup Ihorst ein, der sich stark durchsetzte und auf Pherai passte, der den Ball technisch anspruchsvoll zum 1:1 versenkte. Der verdiente Lohn für einen intensiven Auftritt in einer aufregenden Partie, die bis in die Nachspielzeit hinein spannend blieb. Und noch einen fulminanten Schlussakt bot. Mit der letzten Aktion der Partie knallte Pherai die Kugel unters Tordach zum 2:1-Sieg. Damit springen die Braunschweiger vorübergehend auf Rang 11.
Für die Eintracht geht es am Samstag beim 1. FC Magdeburg weiter.
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Spiel kompakt
Eintracht Braunschweig: Fejzic – de Medina, Behrendt, Benkovic – Marx (76. Multhaup), Nikolaou, Donkor – Kaufmann (68. Henning), Krauße (68. Pherai) – Ujah, Lauberbach (76. Ihorst).
FC St. Pauli: Vasilj – Saliakas, Nemeth (10. Dzwigala), Medic, Ritzka (78. Zander) – Irvine (10. Eggestein), Smith, Aremu (60. Fazliji), Hartel – Amenyido, Matanovic (60. Daschner).
Tore: 0:1 Saliakas (68.), 1:1 Pherai (77.), 2:1 Pherai (90. + 1).
Gelbe Karten: Nikolaou, Benkovic, Krauße, Pherai, Marx / Aremu.
Zuschauer: 21.000 im Eintracht-Stadion.
Schiedsrichter: Sascha Stegemann.