Braunschweig. Großkampfstimmung auch bei den Daheimgebliebenen – Schwer was los in Braunschweigs Sportsbars und Kneipen.

„1967, das ist unser BTSV ...“ – und weil’s so schön ist in der 67. Minute vorm Bildschirm in der Sportsbar, da singen die Eintracht-Fans beim Bier auch gleich noch bis in die 68. Minute rein. Nach einem Eckball steigt Ujah hoch und köpft zum 1:0 für Eintracht ein. Und das in Hannover! „Ujah, Ujah, Ujah!“, skandiert die Menge, nein, nicht nur auf der Tribüne im Stadion, sondern auch hier in der Kurve der Sportsbar. Darauf noch einen Schluck.

So ist es auch an etlichen anderen Plätzen in der Stadt an diesem Nachmittag. Riesenstimmung – ein Klassespiel. „Hätten wir gewinnen können“, ist der einmütige Tenor. „Müssen!“, brüllt jemand von hinten. „Und der Ball war klar Aus vorm Ausgleich von Peine-West“, hören wir noch. Tatsächlich legen die Bilder auf dem großen TV-Bildschirm dies nahe. Es wird erregt diskutiert. So ist Fußball ...

1:1 im Derby – da lag mehr drin, vielleicht ist es aber auch besser für den niedersächsischen Frieden

Wie auch immer, Eintrachts Top-Leistung beim Derby-Lieblingsgegner hat allen imponiert. „Jetzt sind wir im Spiel, so eine Mannschaft steigt nicht ab“, ist zu hören. „Niemals!“, wird noch ergänzt. Wir sind uns einig: Wer so beim Gegner in einem brisanten und ganz engen Spiel am Ende noch voll auf Sieg spielt, braucht nicht in Sack und Asche zu gehen, sondern verlässt erhobenen Hauptes die Arena. Wir auch. Kurz vor Spielschluss erstarb der Torschrei bei einer Riesenchance auf unseren Lippen.

Torschuss in der 69. Minute. Eintracht geht in Führung

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    Macht nix: 1:1 im Derby ist vielleicht auch besser für den niedersächsischen Frieden.

    Das wird man sehen. Elektrisierende Hochspannung, Hochsicherheit, Hochgefühl vorm Derby Hannover 96 - Eintracht Braunschweig am Samstag und danach Der Entlastungszug der Westfalenbahn war am Braunschweiger Hauptbahnhof am Vormittag ohne besondere Zwischenfälle gestartet.

    Zugang zum Gleis 8 am Braunschweiger Hauptbahnhof für die Fans nur über den Posttunnel. Die Polizei kontrolliert – Flaschen und Büchsen dürfen nicht mitgenommen werden.
    Zugang zum Gleis 8 am Braunschweiger Hauptbahnhof für die Fans nur über den Posttunnel. Die Polizei kontrolliert – Flaschen und Büchsen dürfen nicht mitgenommen werden. © Bernward Comes

    Mehr als 1200 Eintracht-Fans wurden am Samstagvormittag separat am Braunschweiger Hauptbahnhof über den etwas abseits gelegenen Posttunnel zum Gleis 8 geleitet. Dort stand der Entlastungszug zum S-Bahnhof Hannover-Linden/Fischerhof bereit. Von dort ging es zu Fuß etwas mehr als einen Kilometer zum Stadion, natürlich ebenfalls begleitet von Hundertschaften der Polizei.

    Mehr Eintracht-Fans als Plätze, aber kein zweiter Entlastungszug möglich

    Es waren jedoch deutlich mehr Eintracht-Fans, als Plätze in diesem Zug zur Verfügung standen. Deshalb war auch der nächste reguläre Zug der Westfalenbahn nach Hannover, diesmal zum Hauptbahnhof Hannover, mit geschätzt rund 400 Fans gefüllt. Diese skandierten bereits vor der Abfahrt Schmährufe gegenüber der Landeshauptstadt.

    Die Polizei hatte also einen doppelten Risiko-Einsatz zu bewältigen – von Hannover-Linden/Fischerhof zum Stadion und von Hannover-Hauptbahnhof zum Stadion. Ein Vertreter der Westfalenbahn erklärte gegenüber unserer Zeitung, ein zweiter Entlastungszug wäre sicher wünschenswert gewesen, hierfür habe man jedoch nicht ausreichend Material.

    „Momentan keine besonderen Vorkommnisse“, meldete Dennis Schmitt, Pressesprecher der zuständigen Polizeidirektion Hannover, aktuell eine Stunde vor Spielbeginn. Und auch nach Spielschluss konnte er mitteilen: „Bislang ist es ruhig geblieben.“ Nicht anders äußerte sich auch später Jonas Brockfeld, Sprecher der Polizeidirektion Braunschweig.

    Polizei verteilt am Abend ein dickes Lob an die Fußballfans

    Und am Abend, als weiterhin alles weitgehend ruhig geblieben war, gab auch die Bundespolizei Hannover Entwarnung und verteilte sogar ein dickes Lob an die Fans. „Die An- und Abreise beider Fangruppen verlief problemfrei, ohne größere Vorkommnisse. Ein Lob an die bahnreisenden Fußballfans aus Braunschweig und auch aus dem Hannoverschen Umfeld. Soweit die sportliche Rivalität nur auf dem Rasen ausgetragen wird, machen Fußballbegegnungen für alle noch mehr Freude“, erklärte der Einsatzleiter der Bundespolizei, Polizeidirektor Martin Kröger.

    Allerdings bereitete den Verantwortlichen die große Menge an Pyrotechnik und Feuerwerkskörpern Kopfzerbrechen, die ersichtlich mit ins Stadion gebracht werden konnten. Die Polizeidirektion Hannover verweist hier auch auf die Zuständigkeit der Stadionordner. Die eigenen Kräfte hätten sich im Sinne der Verhältnismäßigkeit verhalten, indes auch die notwendigen Beweissicherungsmaßnahmen durchgeführt.

    Appell an die Fußballfreunde: Es soll ein sportliches Ereignis bleiben

    „Wir können an alle Fußballfreunde nur appellieren, dass sie mit ihrem Verhalten mit dafür sorgen, dass es ein sportliches Ereignis wird, auf das wir uns alle freuen können“, hatte sein Kollege Michael Bertram zuvor erklärt.

    Der Mann von der Polizeidirektion Hannover weiß aber auch, dass seit dem letzten „richtigen Derby“ einige Jahre vergangen sind, die Corona-Zeit mit leeren Zuschauerrängen hatte zumindest in dieser Beziehung für etwas Entlastung gesorgt. Jetzt ist wieder echte Derby-Stimmung, die rituelle Rivalität ungebrochen ...

    Polizei: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“

    Bereits ab 11 Uhr waren am Samstag die Stadiontore in Hannover geöffnet. Die Braunschweiger Fans im Entlastungszug der Westfalenbahn wurden – nach einem hoffentlich friedlichen Verlauf des Tages – gegen 16.25 Uhr in Braunschweig zurückerwartet.

    Offiziell 4236 Braunschweiger Fans hatten Tickets für das Derby in Hannover bekommen. Das Spiel war ausverkauft, wenngleich etliche Plätze aus Sicherheitsgründen frei bleiben mussten. Am Ende das schiedlich-friedliche 1:1, das dann nicht nur auf der Rückfahrt aus Hannover, sondern auch in den Sportsbars und Kneipen der Stadt noch kräftig gefeiert und begossen wurde.