Braunschweig. Eintrachts Linksverteidiger hofft, in dieser Saison noch ein wenig mit den Kollegen trainieren zu können.

Es lässt sich nicht sagen, dass Niko Kijewski seine Verletzungspause nicht sinnvoll genutzt hätte. Ende Dezember heiratete der Linksverteidiger von Eintracht Braunschweig, der sich drei Monate zuvor schwer am Knie verletzt hatte. Die Stufen des Standesamtes Braunschweig waren an der Seite seiner Frau Nathalie trotz der Verletzung kein Problem für den Abwehrspieler, und bis er zum Hochzeitstanz auf dem Parkett antreten muss, hat er seinen Kreuzbandriss sicherlich zu 100 Prozent auskuriert. „Wir haben erst einmal nur im engsten Kreis gefeiert“, erklärt er. Natürlich auch wegen Corona. Im Sommer 2022 sei aber noch die kirchliche Trauung geplant. „Da soll die Feier dann etwas größer werden“, sagt Kijewski.

Bis dahin will der Abwehrspieler, der an diesem Sonntag 25 Jahre alt wurde, aber auch schon wieder auf dem Fußballplatz stehen. In dieser Saison wird er zwar kein Spiel mehr absolvieren können. Doch die Fortschritte in der Reha können sich sehen lassen, so dass bald vielleicht sogar ein Wiedersehen mit den Kollegen in der täglichen Arbeit möglich ist. „Ich hoffe, dass ich diese Saison zumindest noch bei dem einen oder anderen Training beim Aufwärmen und einigen Übungen mitmachen kann. Es würde mich freuen, wenn ich die Jungs wieder in der Kabine und auf dem Platz sehe“, blickt Kijewski zuversichtlich nach vorne.

Lange war Kijewski verletzungsfrei

Trotzdem muss er immer wieder an den 26. September des vergangenen Jahres zurückdenken. Am zweiten Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga lief die Schlussphase im Heimspiel der Löwen gegen Holstein Kiel, als es passierte. Im Mittelfeld geriet Kijewski unglücklich in einen Zweikampf mit dem Kieler Niklas Hauptmann. „Mein Gegenspieler ist mit seinem Körpergewicht seitlich in mein Knie gefallen. Ich habe gleich gespürt, dass etwas kaputt ist“, erinnert sich der Eintracht-Profi. Bis dahin war er fast verletzungsfrei durch seine Karriere gekommen und hatte vor allem in den zwei Jahren zuvor kaum eine Partie der Blau-Gelben verpasst.

Deshalb hatten Sport-Geschäftsführer Peter Vollmann und Trainer Daniel Meyer bei ihrer Kaderplanung auch bewusst auf einen zusätzlichen Konkurrenten für Kijewski auf der linken Seite verzichtet. Die Diagnose traf nicht nur den Spieler hart, sondern auch sie: Kreuzbandriss. Schlimmer geht es nicht im Fußball. „Am Anfang hatte ich noch die Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht so schlimm ist. Aber als dann die Diagnose kam, war der Schock für mich schon brutal. Da hatte ich einige Tage dran zu knabbern“, erinnert sich Kijewski an die Anfangszeit nach der Verletzung zurück.

Nach Monaten endlich wieder Lauftraining

Doch inzwischen hat er den Schreck verdaut und macht einen Schritt nach dem anderen auf seinem langen Weg zurück auf den Fußballplatz. Am vergangenen Freitag endeten für Kijewski sechs Wochen Reha in Mainz. „Ich wollte mal rauskommen und mich in einer anderen Umgebung voll auf die Arbeit in der Reha fokussieren. Das hat mir sehr gut getan und war die richtige Entscheidung“, resümiert der 25-Jährige. Ein halbes Jahr hatte er nicht joggen können und „viel verloren“ an Kraft, Muskelmasse und Kondition, wie er zugibt. Aber das intensive Aufbautraining in Mainz habe sich ausgezahlt. „Ich habe hier zum ersten Mal wieder ganz normales Lauftraining absolviert. Daran wurde ich zuvor auf einem speziellen Laufband herangeführt“, berichtet Kijewski.

Auch mit dem wichtigsten Arbeitsgerät hat eine leichte Kontaktaufnahme inzwischen stattgefunden, wenn auch sehr behutsam. „Ich hatte in Mainz hin und wieder einen Fußball dabei. Es gibt dort einen kleinen Kunstrasenplatz, wo ich für die Koordination mal ein paar leichte Passübungen gemacht habe“, erzählt der Abwehrspieler.

Trotz aller Fortschritte braucht es Geduld

Bis daraus mehr wird, braucht er aber noch viel Geduld – trotz aller Fortschritte. Bei so einer schwerwiegenden Verletzung seien auch Rückschläge nie ganz auszuschließen. „Man muss immer abwarten, wie das Knie nach einer Einheit reagiert. Aber ich bin auf einem ordentlichen Weg und werde sicherlich bald auch wieder etwas auf dem Platz machen können“, meint er zuversichtlich. Überstürzen will Kijewski bei aller Motivation nichts. „Ich hoffe, dass ich zur nächsten Saison wieder voll bereit bin. Das ist mein Ziel“, erklärt er.

Die Eintracht-Fans hoffen, dass man den Defensivakteur dann nicht plötzlich in einem anderen Trikot sieht. Sein Vertrag bei den Braunschweigern läuft Ende Juni aus. Eine Verlängerung gilt eigentlich nur als Formsache, aber bisher konnte noch kein Vollzug gemeldet werden. Zumindest macht Kijewski nicht den Eindruck, als würde er sich aktuell intensiv nach einer neuen Herausforderung umsehen. „Der Verein hat schnell nach meiner Verletzung signalisiert, dass man mit mir verlängern möchte.“ Das sei ein sehr schönes Signal gewesen, so der Verteidiger. „Wir sind in sehr guten Gesprächen, und ich bin positiv gestimmt, dass das klappt“, sagt er.

Bereits 101 Pflichtspiele für Eintracht

Angeblich geht es nur noch darum, ob der Linksverteidiger erstmal nur für ein oder gleich für zwei weitere Jahre bei der Eintracht unterschreibt. Seit 2014 spielt Kijewski für die Blau-Gelben, zunächst in der Jugend sowie der zweiten Mannschaft, schnell aber auch bei den Profis. 101 Pflichtspiele hat der gebürtige Osnabrücker inzwischen für die erste Mannschaft der Löwen absolviert. Und diese fatale Aktion im Spiel gegen Kiel soll nicht sein letzter Auftritt im Trikot der Eintracht gewesen sein. Da sind sich in Braunschweig alle einig.