Braunschweig. Ein Trainer geht, seine Ära wird Geschichte. Eine Geschichte darüber, wie Fußball sein sollte, findet Jan-Peter Waiblinger.

Christian Streich hört auf. Das ist ein Grund zur Freude, denn der deutsche Fußball darf sich über das herzerwärmende Ende einer großartigen Geschichte freuen. Sie zeigt, wie Fußball aus Liebe und Leidenschaft auch im Profibereich funktionieren kann: Wenn alle gemeinsam und füreinander arbeiten.

Der SC Freiburg brauche neue Energie, sagte Christian Streich in einer Videobotschaft am Montag. „Dieser Verein ist mein Leben“, erzählt er. Seit 29 Jahren arbeitet Streich bereits als Trainer bei den Breisgauern. Er trainiert die Profis seit 2012. Nur vier Trainer waren in der Geschichte der Bundesliga länger im Amt als er. Die Partnerschaft von Streich und dem SC Freiburg beweist, was Konstanz und Vertrauen in der schnelllebigen Fußballwelt bewegen können.

Christian Streich berührte und polarisierte Fußball-Deutschland

Ein wichtiger Faktor ist dabei sicherlich auch, dass Streichs Ego nicht ausuferte. Streich blieb bodenständig. „Ein Verein gehört nicht einem Menschen. Der Verein gehört den Menschen und Mitgliedern, die sich mit ihm identifizieren“, sagte er einmal, als es um Investoren ging. Streich berührte viele Menschen mit seiner emotionalen Art und er polarisierte, weil er sich auch gesellschaftlich äußerte. Damit bot er den Menschen und den Medien immer wieder Gesprächsstoff.

Eine lebendige Liga braucht Menschen wie ihn. Solche, die Debatten anstoßen. Die zeigen, dass Leidenschaft und Professionalität sich nicht ausschließen. Und die wissen, dass es ohne sie weitergeht. Und sie braucht Vereine wie den SC Freiburg, die sich trauen, der Hysterie des Fußballgeschäfts sturmfeste Gelassenheit entgegenzusetzen. „Ich freue mich auf die Zukunft dieses Vereins. Und ich weiß, es werden sehr gute Entscheidungen getroffen“, sagt Streich über seinen Arbeitgeber. „Dass es in diesem Verein wie in den letzten Jahrzehnten weitergeht: immer vorwärts.“