Braunschweig. Alex Schlüter aus Bahrdorf ist für den Streaming-Dienst Dazn in der Bundesliga im Einsatz. Hier spricht er über den Job und das nach Hausekommen.

Bahrdorf im Landkreis Helmstedt hat aktuell etwa 1840 Einwohner. Einer, der im kleinen Ort in der Samtgemeinde Velpke aufgewachsen ist, mittlerweile aber nicht mehr dort lebt, hat es in die große, weite Fußball-Welt geschafft. Für den Streaming-Dienst Dazn, der in der heute beginnenden Bundesliga-Saison Freitags- und Sonntagsspiele überträgt, ist Alex Schlüter seit 2016 im Einsatz – zunächst auch als Kommentator, mittlerweile als Chefmoderator.

Professionell und doch locker – Dazn und Schlüter wählen besonderen Stil

Der Weg dorthin begann für den gebürtigen Göttinger auf den Fußball-Plätzen in Niedersachsen. Dort habe er sich anzünden lassen für den Job, den er heute mit großem Herzblut betreibt. Nach dem Abitur in Helmstedt zog es den heute 37-Jährigen zunächst nach Göttingen. Dort studierte er Sport-Wissenschaften, spezialisierte sich im weiteren Verlauf aber auf den Journalismus und ist nach Lehrjahren bei Lokalzeitungen und Radiostationen sowie dem TV-Sender Sport1 mittlerweile seit vielen Jahren Teil des großen Fußball-Zirkus des britischen Unternehmens Dazn. Dort verfolgen er und seine Kollegen seit dem Startschuss den Ansatz, Fußballspiele so natürlich zu erzählen wie nur möglich. „Wir versuchen, uns rhetorisch den Stil zu bewahren, in dem auch auf der Couch oder in der Kneipe über Sport gesprochen wird – allerdings mit dem fachlichen Anspruch, als Profis einen Mehrwert für den Zuschauer zu bieten“, sagt der ehemalige Spieler der SG Lapautal. Dazn setzt auf das mehrere Jahre aus der Mode geratene Modell mit Co-Kommentatoren – größtenteils sind es aktuelle oder ehemalige Profis, die mit dem Herz auf der Zunge, aber dem Wissen um die Dynamiken einer Fußball-Mannschaft Spiele analysieren. „Wir wollen locker sein, aber deswegen nicht weniger professionell“, betont Schlüter.

Mehr zum Bundesliga-Start im Fernsehen

Im Hinblick auf die kommende Spielzeit im deutschen Premiumprodukt Bundesliga erhofft er sich wie so viele mehr Spannung als zuletzt. Er sei froh, noch einen anderen Meister zu kennen als den FC Bayern und würde sich auch mal über einen Wechsel an der Spitze freuen. Langeweile erzeuge die Liga aber keinesfalls bei ihm. „Wenn das Gefühl aufkommen würde, dass dieses Spiel keine Begeisterung mehr bei mir auslösen würde, würde ich mir etwas anderes suchen – aber das ist überhaupt noch nicht absehbar“, sagt er. Gerade jetzt bei der Europameisterschaft der Frauen kam wieder diese Freude auf – erzeugt durch tolle Auftritte einer deutschen Mannschaft. Gewiss habe er durch seinen Beruf einen nüchternen Blick auf die Dinge im Profisport entwickelt. „Natürlich hüpfe ich nicht mehr rum wie als Kind bei den Aufstiegsspielen des VfL Wolfsburg, aber die Leidenschaft für das, was auf dem Platz passiert, sollte mir jeder Zuschauer anmerken. Es wäre das Schlimmste, wenn ausgerechnet die Menschen, die es nicht so richtig fühlen, die mit dem Mikrofon sind“, verdeutlicht der Sympathisant der „Wölfe“, der aber Fan des FC Arsenal ist. Mit dem VfL sei er groß geworden, habe die Bundesliga und ihre Stars wie Giovane Élber lieben gelernt.

Fußball-Fernsehrechte
Fußball-Fernsehrechte © Jürgen Runo

Wünsche für Eintracht und VfL – Schlüter kennt die Teams seit dem Kindesalter

Bei den Wolfsburgern habe er seither immer wieder Wellenbewegungen und den Abgang von Schlüsselspielern wahrgenommen. „In der Rückrunde der vergangenen Saison hat man dann nur in jedem zweiten Spiel gesehen, was mit dieser Mannschaft eigentlich möglich gewesen wäre – aber es kann nicht der Anspruch sein, eine ähnliche Saison zu spielen“, sagt Schlüter.

Eintracht Braunschweig wünscht er, dass der Klub wieder Kontinuität entwickelt und die 2. Liga zu seiner natürlichen Umgebung macht.

Man merkt, wie analytisch und tiefgehend Schlüter den Fußball überblickt. Doch es gibt auch Momente, in denen ihm der Sport ganz egal ist – zum Beispiel, wenn er auf Heimatbesuch in Bahrdorf ist. „Dieser Job ist intensiv, man schiebt ihn oft auch nach Feierabend nicht weg. Aber zuhause ist es für mich Lebensqualität, mit meinen Eltern oder den Freunden über die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu reden“, verdeutlicht er.