Wolfsburg. Aber noch fehlt den Wolfsburgern Konstanz, sagt der Ex-Manager des Klubs vor dem Duell mit Düsseldorf.

Gut gehe es ihm, „sogar sehr gut“, sagt Klaus Allofs. Seit seinem unausweichlichen Aus als Manager des VfL Wolfsburg im Dezember 2016 ist es sehr ruhig geworden um den ehemaligen Weltklassestürmer, mit dem an der Spitze der Bundesligist aus Wolfsburg DFB-Pokalsieger, Vizemeister und Supercup-Gewinner wurde. Im Interview mit Leonard Hartmann spricht Allofs über das heutige Bundesliga-Duell seiner Ex-Klubs aus Wolfsburg und Düsseldorf (15.30 Uhr, VW-Arena), seine erfolgreiche Zeit und sein Aus beim VfL sowie über seine persönliche Zukunft. Denn amtsmüde ist Allofs trotz langer Pause nicht.

Herr Allofs, wie denken Sie heute über Ihr Aus beim VfL im Dezember 2016?

Es ist immer schade, wenn man eine Aufgabe beenden muss, obwohl man noch eine Menge vorhatte. Aber in der Zeit ist in Wolfsburg eine Menge passiert – inklusive der Dieselkrise, die nicht nur beim Verein, sondern auch in der Stadt und bei den Wolfsburgern einiges verändert hat. Aber grundsätzlich war es eine schöne Zeit beim VfL, ein rundum positives Erlebnis. Wir hatten Erfolg in einem tollen Verein, dazu hat mir die Stadt gut gefallen.

Als Sie weg waren, schlitterte der VfL mit zwei Relegationen in Folge an den Rand des Abstiegs. Wie haben Sie diese Phase erlebt?

Das war heftig. Als ich gegangen bin, war es schon schwierig. Es war aus verschiedenen Gründen eine harte Zeit in Wolfsburg. Auf die will ich gar nicht dezidiert eingehen. Nur so viel: In der Nachbetrachtung würden sicherlich viele Leute einige Dinge anders machen – nicht nur ich, sondern auch einige Spieler aus der Zeit. Dann hätte man sich viele unschöne Dinge ersparen können.

War die Mannschaft rein von ihrer Qualität her zu gut für den Abstiegskampf?

Das Team musste nicht zwingend gegen den Abstieg spielen, das ist klar. Aber das reine Berufen auf die Qualität reicht eben nie aus. Nicht beim VfL und auch nicht bei anderen Klubs, die dann in Schwierigkeiten geraten. Dann sind einfach andere Dinge wie Kampf und Leidenschaft gefragt. Diese Phase habe ich natürlich verfolgt und war froh, dass der VfL die Klasse gehalten hat. Das war von großer Bedeutung.

Wie haben Sie Olaf Rebbe erlebt, Ihren Nachfolger, für den Sie ein Mentor waren?

Es war rundherum schwierig. Ich will weder auf Spieler noch auf Funktionäre eingehen. Es war eine Phase der Veränderung in Wolfsburg, die extrem schwierig war. Alle, die damals beim VfL gewirkt haben, sind unter ihren Möglichkeiten geblieben. Das ist an den Resultaten abzulesen. Meiner Meinung nach ist Erfolg nur in einem Miteinander möglich. Das war auch in unserer erfolgreichen Zeit so. Da hat es von der Geschäftsstelle über die Fans bis hin zu den Leuten in der Stadt gepasst. Und von außen betrachtet, ich hatte nach meinem Aus ja keine Insiderinformationen mehr, hat es dann nicht mehr funktioniert. Dass dazu auch Volkswagen durch die Dieselkrise Probleme hatte, darf man ebenfalls nicht außer Acht lassen.

Wie sehen Sie den VfL aktuell?

Die Mannschaft ist super in die Saison gestartet. Da sah es zunächst danach aus, als könnte man vielleicht sogar an die alten Zeiten anknüpfen und die Champions League anpeilen. Aber: Man muss über eine ganze Saison konstant sein. In der Mannschaft schlummert ganz sicher eine Menge Qualität. Aber sie hat diese noch nicht dauerhaft gezeigt. Der Sieg in Paderborn am Sonntag war immens wichtig.

Welche Spieler des aktuellen Kaders fallen Ihnen aus der Ferne positiv auf?

Ich schaue natürlich genau auf Koen Casteels, den wir damals noch geholt haben. Ich finde, er hat sich toll entwickelt und ist ein ganz stabiler Torhüter geworden. Er ist eine wichtige Stütze des Teams. Josuha Guilavogui erfüllt seine Aufgaben auch extrem zuverlässig. Wout Weghorst ist ein immens wichtiger Spieler für die Mannschaft, weil er Tore erzielt, darüber hinaus aber viel für das Team arbeitet und eine tolle Einstellung verkörpert. Das ist eine gute Achse. Maximilian Arnold habe ich natürlich auch noch im Auge, der fast schon ein Routinier ist mittlerweile (lacht). Jérôme Roussillon sehe ich auch sehr gerne zu, in Josip Brekalo schlummert auch viel Potenzial. Xaver Schlager kenne ich noch zu wenig, aber er hat vor seiner Verletzung gezeigt, dass er ein neuer Anführer sein kann.

Marcel Schäfer war zu Ihrer Manager-Zeit in Wolfsburg noch Spieler. Jetzt ist er Sportdirektor. Wie bewerten Sie seine Entwicklung?

Es lag auf der Hand, dass Marcel diesen Schritt gehen wird. Die Weichen dafür waren in unserer Zeit bereits gestellt. Er hat sich immer stark innerhalb der Mannschaft engagiert und war für alle ein wichtiger Ansprechpartner, der sich extrem mit Klub, Stadt und Menschen identifiziert. Ich halte Marcel für den Job absolut geeignet.

Kurz zu Ihren ehemaligen Spielern: Sind Sie stolz, einen Spieler wie Kevin De Bruyne in die Bundesliga und zum VfL geholt zu haben?

Darauf darf jeder Wolfsburger stolz sein, dass man mitgeholfen hat, so einen Spieler weiter zu entwickeln. Als Kevin zu Manchester City ging, war er nicht mehr der Kevin, der er noch war, als er zu uns gekommen war. Der hat hier einen, zwei Schritte nach vorne gemacht in Richtung Weltklasse. Da muss man stolz sein. Auch Ivan Perisic zeigt weiterhin, wie viel er aus Wolfsburg mitgenommen hat.

Wie geht es für Sie persönlich weiter? Im Sommer 2019 ist Ihr Vertrag in Wolfsburg ausgelaufen, Sie waren „nur“ freigestellt. Seitdem sind Sie nicht angestellt. Ist das eine seltsame Situation für Sie?

Ich war nie ohne Anstellung, daher ist sie neu für mich, aber auch schön. Der VfL und ich wären damals nicht mehr von der Stelle gekommen, wenn wir nichts verändert hätten. Daher haben wir uns gemeinsam für die Variante entschieden. Für mich war es der richtige Schritt. Ich habe ein bisschen Abstand gewonnen, konnte die Dinge von außen betrachten. Es war keine Floskel: Mir geht es sehr gut.

Aber Sie wollen sich noch nicht zur Ruhe setzen?

Nein, ich kann mir eine Rückkehr ins Fußballgeschäft vorstellen. Aber es muss sinnvoll sein und mich reizen. Mit Bremen und Wolfsburg hatte ich zwei tolle Klubs. Daher liegt die Messlatte relativ hoch.

Ihr Name wird oft genannt, wenn Plätze zu vergeben sind. Das können Sie als positives Zeichen sehen, oder?

Es kann natürlich passieren, dass man in unserem schnelllebigen Geschäft in Vergessenheit gerät. Aber die Verantwortlichen kennen meine Situation, auch wenn ich nicht dauerpräsent im Fernsehen bin. Davon halte ich mich gerne fern.

In Wolfsburg waren Sie über drei Jahre lang Manager, für die Fortuna erzielten Sie als Stürmer in 211 Partien 88 Tore. Wie blicken Sie aufs Duell am Samstag?

Ich erwarte ein sehr interessantes Spiel. Ich bin regelmäßig im Stadion in Düsseldorf, war auch gegen Frankfurt da, bei Uwe Röslers erstem Spiel als Trainer. Da hat es die Fortuna sehr gut gemacht. Das Remis war ungerecht. Der VfL trifft auf eine verbesserte Fortuna, die auf Schnelligkeit setzt. Das wird kein leichtes Spiel für die Wolfsburger. Aber wenn sie einen europäischen Platz erreichen wollen, müssen sie solche Spiele gewinnen.