Braunschweig. Eintrachts Etat schrumpft um mehr als die Hälfte. Bleibt der Volkswagen-Konzern als Hauptsponsor an Bord?

In der Kabine, der Höhle der Löwen, gab es am Dienstagmorgen noch einmal eine große Portion Emotionen. Trainer Torsten Lieberknecht, dessen Vertrag nach dem dramatischen Abstieg in die 3. Liga bei der Braunschweiger Eintracht nicht verlängert worden war, verabschiedete sich von seinem Team – fast auf den Tag genau zehn Jahre, nachdem er die Löwen übernommen und in die 3., dann 2. und 2013/14 gar in die Bundesliga geführt hatte. Eine Ansprache, Umarmungen, ein paar Tränen – eine Zäsur, für alle, auch für den Klub, die vielen tollen Fans, die Stadt, ja die Fußball-Region.

Doch für langes Trauern und Schuldzuschieben bleibt keine Zeit, seit Montagfrüh läuft das Projekt Neuaufbau. Und bei dem heißt es: Sparen, sparen, sparen. Der Umsatz der ausgegliederten Eintracht-Profiabteilung wird von 40 Millionen auf 14 Millionen schrumpfen – so jedenfalls die Zahlen im Lizenzierungsverfahren. „Wir werden jeden Stein umdrehen“, kündigte Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt an. Die gute Nachricht für alle Mitarbeiter: Sie sollen ihre Arbeitsplätze behalten. „Das ist unser erstes Bestreben“, so Voigt, der jetzt möglichst schnell alle Sponsoren wieder an Bord holen will, vor allem natürlich Volkswagen. Die ersten Signale von VW stimmen die Eintracht-Verantwortlichen sehr zuversichtlich. Entscheidende Hilfe aus Wolfsburg wird auch nötig sein, um möglichst schnell zurück ins Rampenlicht des Bundesligafußballs zu kommen.

Bei den Arbeitsplätzen im sportlichen Bereich wird es für die neue Saison natürlich gravierende Änderungen geben. Vom derzeitigen Profi-Kader haben neun Spieler einen gültigen Vertrag für die 3. Liga. „Und zwar alle, für die wir Ablöse bezahlt haben“, erläuterte Voigt. Also etwa Christoffer Nyman, Gustav Valsvik, Suleiman Abdullahi oder Onur Bulut, Philipp Hofmann und Frederik Tingager. Alle Neun zu halten, ist allein aus finanziellen Gründen unmöglich. „Wir werden sicher den einen oder anderen verkaufen“, sagte Voigt. Klar ist: Die Einnahmeseite kann sich also noch verbessern im Etat.

Ohne Vertrag steht – wie Lieberknecht – das gesamte Trainerteam da. Wie es da weitergeht, ist noch völlig offen, denn die erste und wichtigste Personalie, die Sportchef Marc Arnold klären muss, ist die Trainerfrage. „Wir wollen den Nachfolger von Torsten Lieberknecht in den nächsten zwei Wochen präsentieren“, kündigte Sebastian Ebel an, der Eintracht-Präsident und Aufsichtsratschef.

So viel steht fest: Sieben Kandidaten stehen nach unseren Informationen auf der Liste, die abgearbeitet wird, der zuletzt gehandelte Ex-Trainer von Werder Bremen, Alexander Nouri, allerdings nicht. Auch wenn sein Profil das richtige für den neuen Löwen-Bändiger ist. Er soll die Zuschauer mitnehmen, die Besonderheiten eines Traditionsklubs wie der Eintracht verstehen, er soll schon Erfahrungen als Profi-Trainer besitzen und vor allem auch mit jungen und talentierten Spielern arbeiten können.

„Die Verzahnung zwischen dem Nachwuchsleistungszentrum, der U-23-Mannschaft, die in der Oberliga spielen wird, und den Profis soll wieder enger werden“, sagte Arnold, der noch einen Vertrag bis Ende nächsten Jahres hat und den Neuaufbau – mit dem neuen Trainer – gestalten soll, auch wenn er wie Lieberknecht natürlich Fehler gemacht hat in dieser verkorksten Seuchensaison. Aber er hat das Vertrauen des Aufsichtsrats.

Ob Spieler, die noch einen gültigen Vertrag für die 3. Liga haben, den Klub definitiv verlassen wollen, konnte Arnold gestern noch nicht sagen. „Bei mir war bisher keiner.“ Klar ist: Zum Punktspielstart am letzten Juli-Wochenende soll der Kader bis auf ganz wenige Ausnahmen stehen, die Transferperiode läuft ja noch weiter.

Unklar ist, wer die U 23 trainieren wird, denn der jetzige Coach Henning Bürger hat keinen Vertrag für die Oberliga, in die die U 23 aufgrund von DFB-Regularien aus der Regionalliga absteigen muss.

Ein Berg von Arbeit steht vor der Führungsmannschaft der Eintracht. „Wir schauen mit Zuversicht nach vorn, das sind wir dem Verein, den Mitarbeitern und der ganzen Region schuldig“, sagte Ebel. Und Arnold ergänzte: „Wir müssen den Kampf annehmen und bestehen.“