Wolfsburg. Beim VfL steht taktisches Grundlagentraining an, was kein gutes Licht auf Schmidt wirft.

. Beim VfL Wolfsburg stand gestern taktisches Grundlagentraining auf dem Programm – und zwar mit eher ungewöhnlichen Hilfsmitteln. Bruno Labbadia hatte seine Spieler mit blauen elastischen Seilen miteinander verbunden. Die fünf Offensiven waren aneinandergekettet, die fünf Defensiven ebenfalls, gemeinsam mussten sie das Aufbauspiel des anderen Teams unterbinden. Labbadia erklärte nach der verschneiten Einheit: „Es ging darum, als geschlossene Einheit gegen den Ball zu arbeiten.“

Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen sowie jene zwischen den Spielern sollten in der 45-minütigen Form eingeübt werden. Das ist deshalb ungewöhnlich, weil diese Grundlagenarbeit eigentlich zum taktischen Standardrepertoire einer jedes Mannschaft gehören sollte – besonders zu diesem späten Zeitpunkt der Saison.

Josuha Guilavogui gab zu, zuletzt als 18-Jähriger ein solches Training absolviert zu haben. Der Mittelfeldspieler war aber froh über den Auffrischungskurs: „Das war sehr, sehr gut. Wir müssen kompakt stehen und uns als Mannschaft bewegen. Und dafür war die Einheit gut.“

Zuletzt hatte Josip Brekalo schon zart bemängelt, dass dem Team einige taktische Dinge besonders im Anlaufen der Gegner unklar gewesen seien, als Martin Schmidt noch Trainer war. Immer mal wieder war zu hören, dass die feine taktische Vorbereitung nicht zu den Stärken des Schweizers gehört haben soll. Guilavogui will nicht gegen Schmidt nachtreten, sagt aber: „Es ist gut für mich und fürs Team, wenn jeder weiß, was er machen muss.“

Nun probiert sich Labbadia daran. Vorwürfe an seinen Vorgänger richtet der 52 Jahre alte Ex-Profi freilich nicht, „die Arbeit an den Basics gehört dazu, das werden wir immer wieder trainieren“, sagt er. Wenn der große Rahmen passt, kann er sich den Details und der Feinabstimmung widmen. Labbadia: „Es war mir vom ersten Tag an wichtig, dem Team Sicherheit und Vertrauen zu geben.“ Mit den Seilen versuchte er, seinen Spielern das taktische Verhalten und Verschieben im Raum einzuimpfen.

Mit Bayer Leverkusen wartet am Samstag ein Gegner auf Labbadias VfL, der eine Partie mit hohem Ballbesitzanteil bestimmen kann. Die technisch starken Angreifer um Leon Bailey, Kevin Volland und Julian Brandt können sowohl spielerisch dominieren als sich auch zurückziehen, um aus einer guten Position heraus zu ihren Hochgeschwindigkeits-Kontern anzusetzen. Heiko Herrlich hat die Werkself zu einer nur ganz schwer berechenbaren Angriffsmaschine entwickelt. Mit 43 Treffern stellt Bayer hinter den Bayern und Dortmund die drittbeste Offensive der Liga.

Auf Labbadias Abwehr wird am Samstag Schwerstarbeit zukommen. Daher hat er am Dienstag versucht, die taktischen Grundlagen wieder ins Gedächtnis seiner Elf zu rufen. Dass das kein gutes Licht auf die Arbeit seines Vorgängers Schmidt wirft, ist klar. Aber Labbadia nimmt die Situation so an, wie sie ist – ohne zu murren. Die blauen Seile werden wohl bald wieder zum Einsatz kommen. Wenn es dann darum geht, gute Lösungen im Ballbesitz zu finden.