Antholz. Die deutschen Biathlon-Männer haben das Siegen verlernt.

Erik Lesser ist ein Mann klarer Ansagen, das Dilemma der deutschen Biathleten brachte er somit mühelos auf den Punkt. „Es ist halt schade, dass bei uns Männern die Fehler gleich gnadenlos bestraft werden“, sagte der 29-Jährige nach der durchwachsenen Olympia-Generalprobe der Skijäger in Antholz. Die ging am Sonntag mit nur einem Podestplatz zu Ende – weil am Schießstand eben besagte Fehler passierten.

Und Lesser, der einzige, der bei Olympischen Winterspielen bereits eine Einzelmedaille gewonnen hatte, konnte in keinem einzigen Rennen so richtig überzeugen. Während der frühere Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer im Sprint auf den dritten Platz lief und in der Verfolgung immerhin Rang vier rettete sowie Benedikt Doll und Johannes Kühn auf den Plätzen vier und fünf im Massenstart Selbstvertrauen tankten, musste sich Lesser mit den Plätzen 15, 37 und 17 begnügen.

Der Grund dafür war, dass Lesser, aber auch die anderen Deutschen im Wettstreit mit den Superstars der Szene maximales Risiko eingehen mussten. Um dem sechsmaligen Gesamtweltcupsieger Martin Fourcade oder dem norwegischen Überflieger Johannes Thingnes Bö Paroli zu bieten, „muss man richtig hungrig sein“, sagte Lesser. „Hungrig ist ja gut, aber man darf den Fokus nicht verlieren.“

Aufgrund der (im Vergleich zur Konkurrenz zu schwachen) Schießleistungen greifen die DSV-Athleten derzeit aber zu selten vorne an, sie müssen sich daher schon an kleinen Lichtblicken hochziehen. „Wir haben gute Laufzeiten gehabt“, sagte Männer-Bundestrainer Mark Kirchner, der sich nach wachsender Kritik wie ein Löwe vor sein Junges stellt: „Wenn man die Gesamtwertung anschaut, dann stehen wir immer noch ordentlich da.“

Knapp drei Wochen vor den Olympischen Spielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) sind Spitzenplätze allerdings rar, und für vierte oder fünfte Plätze können sich Lesser und Co. nun einmal nichts kaufen. Selbst eine Medaille mit der Staffel ist angesichts der Rivalen in Gefahr.sid