Berlin. In Bayern müssen die Menschen im Einzelhandel und Nahverkehr ab Montag eine FFP2-Maske tragen. Wie sinnvoll ist die Regel? Politiker und Experten sind sich uneins.

Es ist ein Für und Wider: Mehrere Politiker und der Sozialverband VdK sehen eine FFP2-Maskenpflicht kritisch.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) findet sie wirksamer als "löchrige Schals" und will Masken an Bedürftige kostenlos verteilen lassen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Pflicht eher sinnvoll, aber auch hier sind sich die Experten nicht ganz einig.

Ab Montag (18. Januar) gilt in Bayern die FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen. In anderen Bundesländern ist eine solche Maßnahme bisher nicht vorgesehen. Nachdem einige Politiker kritisierten, dass für viele Menschen die Finanzierung solcher Masken schwer möglich sei, verkündete der Ministerpräsident am Mittwoch in München, dass Bedürftige in Bayern sie kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.

Insgesamt sollen voraussichtlich 2,5 Millionen FFP2-Schutzmasken bereitgestellt werden. "Gegenüber den ganzen löchrigen Schals, die da zum Teil sind, und ungefähr acht Monaten getragenen Community-Masken, die man findet gerade im ÖPNV, ist eine FFP2-Maske in jeder Beziehung eine deutliche Verbesserung", rechtfertigte Söder seinen Beschluss.

Mit der Verteilaktion reagiert der bayerische Ministerpräsident auf vielfältige Forderungen von Sozialverbänden und der Opposition. "Eine FFP2-Maskenpflicht benachteiligt eindeutig arme Menschen", sagte die Präsidentin des Verbands, Verena Bentele, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Mittwoch. Sie forderte im Fall einer FFP2-Maskenpflicht eine Erhöhung der Grundsicherung um 100 Euro Corona-Mehrbedarf für Bedürftige.

Auch die Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, unterstützte im Interview mit dem RND solche Hilfen. Vorschläge wie die FFP2-Maskenpflicht seien nur sinnvoll, wenn es sich auch die Armen leisten könnten, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göhring-Eckardt am Mittwoch im Parlament. Bei den derzeit gestiegenen Maskenpreisen sei das nicht mehr möglich.

Andere Länderchefs wollen dem bayerischen Beispiel derzeit nicht folgen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte, er sehe vor allem Kontaktvermeidung und Abstand als "Plan A" an. "Wenn wir genügend FFP2-Masken im Land haben, die auch für jeden zu vernünftigen Kosten erschwinglich und kaufbar sind, dann kann man über sowas sprechen", sagte er in einem Interview mit dem Nachrichtensender "Welt" am Mittwoch. "Ich sehe das derzeit noch nicht."

Mehrere deutsche Experten befürworten die in Bayern beschlossene Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken dagegen. Betont wird aber, dass die Verfügbarkeit der Masken und die richtige Handhabe essenziell seien. Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, warnte vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit von FFP2-Masken. Diese böten selbst dann keinen hundertprozentigen Schutz, wenn sie perfekt getragen würden, sagte Asbach der Deutschen Presse-Agentur. "Man muss sich auch generell von der Vorstellung freimachen, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt." Wichtig sei ein Mix.

Masken der Sicherheitsstufen FFP2 und FFP3 enthalten Filter, der auch Viren aus der Luft herausfiltern kann. Diese Masken können im Gegensatz zum einfachen Mund-Nasen-Schutz auch die Träger vor einer Ansteckung schützen, während einfache Stoffmasken vorrangig zum Schutz anderer vor möglicherweise infektiösen Tröpfchen des Mundschutz-Trägers dienen.

© dpa-infocom, dpa:210113-99-03147/7