Berlin. Schwarze Menschen sind in Deutschland besonders häufig von Diskriminierung betroffen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung.

Deutschland ist laut einer Studie das EU-Land, in dem schwarze Menschen mit am häufigsten diskriminiert werden. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Europäische Agentur für Grundrechte (FRA) in Wien, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach gaben durchschnittlich 45 Prozent der Befragten aus 13 EU-Ländern an, in den vergangenen fünf Jahren vor der Erhebung Opfer von Rassismus geworden zu sein. Für Deutschland lag der Wert sogar bei 77 Prozent, ein ähnlich schlechtes Ergebnis hatte Österreich. Am häufigsten waren demnach junge Menschen von Diskriminierung betroffen. Die Länder mit den niedrigsten Werten waren Portugal, Polen und Schweden. Befragt wurden für die Studie über 6.700 Menschen mit afrikanischer Herkunft.

Die Studie zeigte zudem einen besorgniserregenden Trend. Trotz verbindlicher Antidiskriminierungsvorschriften und entsprechender Maßnahmen ist die Zahl derjenigen, die Diskriminierung erlebt haben, gestiegen. In einer vorherigen Studie aus dem Jahr 2016 hatte der durchschnittliche Anteil noch bei 39 Prozent gelegen. FRA-Direktor Michael O‘Flaherty bezeichnete den Trend als „schockierend“. Es müsse sichergestellt werden, „dass auch Menschen afrikanischer Herkunft ihre Rechte wahrnehmen können – ohne Rassismus und Diskriminierung“, sagte er. Die FRA forderte EU-Staaten unter anderem auf, genauere Daten zu rassistischen Vorfällen zu sammeln und rassistisch motivierte Straftaten härter zu bestrafen.

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Rassismus: Viele Betroffene melden Vorfälle nicht

Auch bei rassistisch motivierten Übergriffen liegt Deutschland laut der Umfrage im Spitzenfeld. Dort erlebten 54 Prozent der Befragten Belästigungen – der höchste Anteil unter den 13 Staaten. Viele Betroffene gaben allerdings an, die Vorfälle nicht gemeldet zu haben. Nur 9 Prozent der Befragten, die in Deutschland Diskriminierung erlebt haben, meldeten dies. Am höchsten war die Quote in 27 Prozent in Schweden. Der häufige Grund, aus dem Vorfälle nicht angegeben wurde, war demnach der Eindruck, dass sich dadurch sowieso nichts ändern würde.

Mehr als die Hälfte der befragten Schwarzen in Deutschland fühlten sich außerdem bei der Arbeitssuche und während der Ausübung ihres Jobs diskriminiert. Der Mittelwert der 13 Staaten lag bei etwa einem Drittel. In deutschen Schulen sind demnach fast 40 Prozent der schwarzen Schülerinnen und Schüler mit rassistischen Beleidigungen oder Drohungen konfrontiert, ähnlich wie in Irland, Finnland und Österreich.