Berlin/Belarus. Mit einer Kampfansage hat sich Jewgeni Prigoschin erneut zu Wort gemeldet. Was die Wagner-Gruppe in Belarus plant, lesen Sie hier.

Der russische Söldneranführer Jewgeni Prigoschin (62) hat sich knapp einen Monat nach seinem kurzen Aufstand gegen Moskaus Militärführung erstmals wieder persönlich mit einer Kampfansage zu Wort gemeldet. Medienberichten zufolge äußerte er sich in Russlands Nachbarland Belarus im Dorf Molkino vor seinen Kämpfern und kündigte an, etwa auch in Afrika weiter im Einsatz sein zu wollen.

Wagner-Söldner in Belarus: Prigoschin bezeichnet Lage an der Front als "Schande" für Russland

In einem Video – das Wagner-Kanäle bei Telegram verbreiteten – war Prigoschin in der Dunkelheit zu sehen und der Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin zu hören. "Ich freue mich, euch alle zu begrüßen", sagte Prigoschin dem Vernehmen nach vor einer Wagner-Einheit. Der 62-Jährige zeigte sich dankbar, dass Belarus die Truppe nach dem Beinahe-Putsch am 24. Juni "nicht nur wie Helden, sondern auch wie Brüder" aufgenommen habe. In den vergangenen Tagen hatte auch das Verteidigungsministerium in Minsk die Ankunft der Wagner-Kämpfer bestätigt.

Die Wagner-Söldner wollen bald die belarussischen Streitkräfte ausbilden. "Wir werden einige Zeit in Belarus bleiben", erklärte Prigoschin. "Ich bin sicher, dass wir in dieser Zeit die belarussische Armee zur zweiten Armee der Welt machen werden", meinte er. Er selbst hält Wagner für die beste, also erste Armee der Welt. Einmal mehr lobte Prigoschin seine Söldner für deren Kampf im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Er bezeichnete die derzeitige Lage dort an der Front für Russland als "Schande". Wagner könne froh sein, sich daran nicht mehr beteiligen zu müssen.

Prigoschin über Pläne der Wagner-Gruppe: Auch Rückkehr in Ukraine denkbar – unter Bedingung

Zugleich sagte er, dass seine Privatarmee ihr Niveau weiter verbessern und nicht nur in Afrika im Einsatz sein werde. In einer anderen – zuvor verbreiteten Sprachdatei – hatte Prigoschin erstmals eingeräumt, er habe einen Teil seiner Aktiva in Afrika veräußert, um "Verpflichtungen" zu begleichen. Details nannte er nicht. Aber er betonte, dass Wagner überall dort kämpfen werde, wo es nötig sei. Auch eine Rückkehr ins Kriegsgebiet in der Ukraine sei möglich – vorausgesetzt, die Kämpfer könnten überzeugt sein, sich dort nicht schämen zu müssen.

Im Video war anschließend lauter Applaus zu hören. Der Wagner-Kommandeur Utkin stellte sich in dem Video als Namensgeber der "in der ganzen Welt bekannten" Gruppe vor. Er gilt als großer Fan der Musik des deutschen Komponisten Richard Wagner – daher der Name. Utkin: "Ich bin dieser eigentliche Wagner." (jsn/dpa)

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