Berlin. So viele Menschen wie noch nie sind auf der Flucht. Deutschland hilft mit Geld und Schutz – doch andere Länder leisten noch weit mehr.

Russlands Angriff auf die Ukraine, der Krieg im Sudan, die Krise in Venezuela: die Konflikte auf der Welt haben massive Auswirkungen auf Millionen Menschen. Die Zahl der Vertriebenen auf der Erde ist auf einem neuen Rekord – und das nach bereits stark steigenden Zahlen in den vergangenen Jahren.

Aktuell sind fast 110 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Gewalt, Verfolgung und Verletzung von Menschenrechten. Ende 2022 waren es genau 108,4 Millionen Vertriebene. Das geht aus dem UN-Bericht „Global Trends“ hervor, der heute erscheint und unserer Redaktion vorab vorliegt. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR erstellt diesen Report.

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Und: Noch nie seit der Erhebung ist die Zahl der Vertriebenen so stark angestiegen – fast 20 Millionen Menschen mehr als Ende 2021. Darunter sind Asylsuchende und Geflüchtete, aber auch Binnenvertriebene. Sie sind auch die größte Gruppe: Etwa zwei Drittel der Menschen auf der Flucht sucht Schutz im Heimatland. Gut 35 Millionen Menschen waren Ende 2022 Flüchtlinge und suchten Hilfe im Ausland.

Die meisten Flüchtlinge leben in Türkei, Libanon, Jordanien

Die meisten Geflüchteten leben in der Türkei: rund 3,6 Millionen. Bezogen auf die Bevölkerungsgröße des Landes sind Libanon und Jordanien die Länder, die am meisten leisten. Auch im Iran und Kolumbien leben mehrere Millionen Menschen auf der Flucht. Deutschland ist laut UNHCR bereits auf Platz 4 der Länder, die weltweit am meisten Geflüchtete beherbergen: 2,1 Millionen Menschen. Pro Kopf haben in Europa aber Zypern, Schweden und Österreich mehr Schutzsuchende aufgenommen.

Während Deutschland vor allem Menschen aus Syrien, Afghanistan und nun der Ukraine Schutz bietet, ist Kolumbien im Fokus aufgrund der Krise in Venezuela. Laut UNHCR verließen bis März 2023 rund 7,2 Millionen Menschen das lateinamerikanische Land – es ist eine der größten Fluchtbewegungen unserer Zeit und findet hierzulande dennoch kaum Beachtung.

Deutschland ist mit 537 Millionen Dollar 2022 Geberland Nummer zwei

Die Wirtschaft liegt lahm, die Inflation grassiert in Venezuela so stark, dass das Geld praktisch wertlos ist. Das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, die Corona-Pandemie hat die Lage in dem Land verschärft. UNHCR ist das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen. Die Organisation ist weltweit für den Schutz der Vertriebenen im Einsatz – und wird von den Staaten der Vereinten Nationen finanziert.

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Mit Abstand am meisten zahlen die USA. Deutschland ist allerdings mit 537 Millionen Dollar im vergangenen Jahr Geberland Nummer zwei. In der Vergangenheit hatte das UNHCR jedoch immer wieder über Finanznot geklagt, musste Hilfsprojekte sogar stoppen.