Brüssel. An diesem Dienstag wird Finnland offiziell Mitglied der NATO. So reagiert Russland auf die Norderweiterung des Militärbündnisses.

Ab diesem Dienstag wird auch die finnische Flagge vor dem Nato-Hauptquartier in Brüssel wehen. Finnland wird offiziell Mitglied der Nato. Dazu soll am Nachmittag eine Zeremonie mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö in der Zentrale des Militärbündnisses stattfinden.

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und die 29 anderen Außenminister der Nato-Mitgliedsstaaten werden zur Zeremonie erwartet. Es sei eine "historische Woche", vor der die Nato stehe, sagte Stoltenberg. Demzufolge sei der Beitritt gut für Finnlands Sicherheit, für die nordische Sicherheit sowie für die Nato insgesamt.

Besonders erfreut zeigte sich der Generalsekretär über die Qualitäten, die Finnland in das Militärbündnis mitbringe. Er lobt zuallererst die gut trainierten und ausgebildeten finnischen Streitkräfte, die gerade in 60 neue Kampfflugzeuge vom Typ F-35 investiert haben. Außerdem habe Finnland als eines der wenigen Länder Europas nach dem Kalten Krieg nicht seine Streitkräfte abgebaut.

Finnlands Nato-Beitritt: Ein Signal an Russland

Mit dem Beitritt Finnlands verdoppelt sich auf einen Schlag die Grenze zwischen Nato und Russland um 1340 Kilometer. Vorteile bringe das vor allem bei der Verteidigung der baltischen Nato-Staaten Litauen, Lettland und Estland. Die galten bislang als besonders gefährdet bei einem potenziellen russischen Angriff.

Finnische Reservisten trainieren auf dem Schießplatz. Durch den NATO-Beitritt von Finnland verdoppelt sich die NATO-Grenze zu Russland. Finnlands Streitkräfte gelten als gut trainiert und ausgebildet.
Finnische Reservisten trainieren auf dem Schießplatz. Durch den NATO-Beitritt von Finnland verdoppelt sich die NATO-Grenze zu Russland. Finnlands Streitkräfte gelten als gut trainiert und ausgebildet. © Alessandro RAMPAZZO / AFP

Für Nato-Generalsekretär Stoltenberg ist der Beitritt Finnlands ein klares Zeichen für das Scheitern der Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin. Habe Putin mit seinem Angriff auf die Ukraine ursprünglich beabsichtigt, die Nato-Präsenz in Europa zu begrenzen, habe er mit der Verdopplung der Nato-Grenze genau das Gegenteil erreicht, so Stoltenberg am Montag.

Die Nato betont gleichzeitig, dass es keinen Grund für Russland gebe, sich durch die Erweiterung bedroht zu fühlen. Das Bündnis widerspricht Darstellungen, wonach es vorhabe, Russland einzukreisen. Russland besitze eine Grenze von 20.000 Kilometern, zu der die 1215 Kilometer Nato-Grenze verhältnismäßig klein ist, selbst wenn noch 1340 Kilometer finnische Grenze hinzukommen, hieß es aus der Nato.

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Reaktionen aus Russland

Immer wieder hatten der Kreml und Putin deutlich gemacht, dass sie einen Nato-Beitritt Finnlands mit größtem Misstrauen begegnen. "Russland wird gezwungen sein, entsprechend zu antworten - in militärisch-technischer und in anderer Hinsicht -, um den Gefahren mit Blick auf seine nationale Sicherheit Rechnung zu tragen", heißt es in einer Pressemitteilung des russischen Außenministeriums bereits im letzten Mai.

Am Montag kündigte Vize-Außenminister Alexander Gruschko an, die russischen Truppen im Nordwesten zur Grenze Finnlands zu verstärken.

Der Chef des Nato-Militärausschusses Admiral Rob Bauer ist darüber wenig besorgt: Russland brauche alle verfügbaren Truppen in der Ukraine und könne sich keine Verstärkung an der finnischen Grenze leisten, wo es keine direkte Bedrohung gebe.

Laut Admiral Bauer habe Finnland bisher nicht um die Stationierung von Nato-Truppen auf dem eigenen Territorium gebeten. Falls es jedoch eine solche Anfrage geben sollte, müsse sich die Nato damit befassen, so Bauer. Ob die Nato Truppen in Finnland stationieren wird, sei "eine Frage, die mit Finnland beginnt". (afp/dpa)