Berlin. König Charles III. spricht im Bundestag über Fußball und deutsch-britische Witze. Doch bei zwei Themen wird der Monarch sehr ernst.

Ob Rivalität im Fußball, der Silvester-Klassiker „Dinner for One“ oder die dunklen Stunden der deutsch-britischen Geschichte: Bei seiner ersten Rede als Staatsoberhaupt von Großbritannien im Deutschen Bundestag hat der britische König Charles III. die deutsch-britische Vergangenheit als gemeinsame Verpflichtung für die Zukunft beschrieben. „Gemeinsam müssen wir wachsam sein gegenüber Bedrohungen unserer Werte“, sagte der Monarch auf Deutsch. Diesen Bedrohungen müssten beide Länder entschlossen und resolut entgegentreten, um Sicherheit und Wohlstand ihrer Bürger zu sichern.

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Charles III. hielt seine Rede weitgehend auf Deutsch, nur ab und zu wechselte er ins Englische. Mit warmen Worten beschrieb der König die deutsch-britische Freundschaft, erinnerte an die Bemühungen seiner Mutter für die Aussöhnung beider Länder nach dem Zweiten Weltkrieg. Der britische König bedankte sich am zweiten Tag seines Staatsbesuchs bei den Deutschen für ihre Anteilnahme nach dem Tod seiner Mutter Queen Elizabeth II. im vergangenen September. Dass das Brandenburger Tor in den Farben des Union Jacks angestrahlt worden sei, habe ihm und seiner Familie in den Zeiten der Trauer großen Trost gespendet.

König Charles III. erinnert an die „Beatles“ und „Kraftwerk“

Der hohe Gast trat in einem blauen Anzug mit hellblauen Streifen, einer dunkelrot-dunkelblau gestreiften Krawatte und einem hellen Einstecktuch vor die vollbesetzten Reihen des Bundestags. In den auf Deutsch vorgetragenen Teilen seiner Rede verhaspelte er sich nur bei wenigen schweren Worten wie „Rechenschaftspflicht“. Charles III. blickte darauf zurück, wie sich Deutschland und sein Land in der Vergangenheit in Kultur und Wissenschaft inspirierten – nicht zuletzt durch Popbands wie die „Beatles“ aus dem Vereinigten Königreich oder „Kraftwerk“ aus Deutschland.

Liebevoll und mit einem verschmitzten Zwinkern um die Augen ließ der Monarch nicht unerwähnt, dass Deutsche und Engländer sich auch einmal übereinander lustig machen. „Wie unter guten Freunden üblich erlaubt die Herzlichkeit unserer Beziehungen manchmal ein kleines Lächeln auf Kosten des anderen“, sagte Charles, ohne dass seine Rede dadurch weniger feierlich wurde.

König Charles III. bekommt von den Abgeordneten im Bundestag Applaus.
König Charles III. bekommt von den Abgeordneten im Bundestag Applaus. © Ronny HARTMANN / AFP

Nur wenige ausländische Staatsoberhäupter sprechen im Bundestag

Es kommt nicht oft, aber doch gelegentlich vor, dass ausländische Staatsoberhäupter im Deutschen Bundestag reden. Wenn es dazu kommt, ist es immer ein besonderer, feierlicher Moment. Neben den aktuellen Spitzen des deutschen Staates waren mit Joachim Gauck und Christian Wulff zwei ehemalige Bundespräsidenten ebenso anwesend wie vier ehemalige Präsidentinnen und Präsidenten des Bundestags.

Vor einem Jahr war dort Wolodymyr Selenskyj per Video zugeschaltet, der Präsident der überfallenen Ukraine. 2020 war Reuven Rivlin zu Gast, der damalige Staatschef Israels. 2014 sprach der polnische Präsident Bronislaw Komorowski zu den Abgeordneten, davor unter anderem François Hollande, Papst Benedikt XVI., George W. Bush und sogar Wladimir Putin, der damals noch wohl gelitten war in Deutschland und Europa.

Einmal war der hohe Gast schon im Deutschen Bundestag

Ein Monarch aber hat noch nie im Deutschen Bundestag gesprochen, dem zentralen Verfassungsorgan der Republik. Charles selbst sind der Ort und das Ambiente zwar bekannt: 2020 hielt er hier anlässlich des Volkstrauertags eine Rede, in der er trotz des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union die starken Bande zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich beschwor. Einen Großteil dieser Rede hielt er auch damals auf Deutsch.

Nur: Damals war Charles eben noch kein König, sondern Thronfolger und Prinz von Wales. Nun ist er Monarch. Und dass er am Donnerstag im Bundestag sprach, unterstreicht, dass es gerade um etwas ganz Großes geht: Um den Zusammenhalt zweier Nationen, die sich in vielerlei Hinsicht ähneln, in mancherlei Hinsicht aber nicht unterschiedlicher sein könnten.

Ukraine und Klimawandel: Charles III. setzt auch politische Akzente

Als Staatsoberhaupt setzte Charles ausdrücklich auch politische Akzente. „Seit ich das letzte Mal hier gesprochen habe, ist die Geißel des Krieges zurück in Europa“, sagte der britische König. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine habe unvorstellbares Leid über viele unschuldige Menschen gebracht, die Sicherheit in Europa sei ebenso bedroht wie die demokratischen Werte. „Aber die Welt hat nicht tatenlos zugesehen“, sagte er und hob die Militärhilfe Deutschlands und Großbritanniens für die Ukraine hervor, nach den USA sind die beiden europäischen Staaten die größten Geber.

Beide Länder hätten „entschlossen“ reagiert und Entscheidungen getroffen, die „früher vielleicht unvorstellbar gewesen wären“, sprach Charles über die Entscheidungen der Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz zur Lieferung auch schwerer Waffen an das angegriffene Land. Es sei „überaus mutig, wichtig und willkommen“ gewesen, dass Deutschland der Ukraine geholfen habe, lobte das Staatsoberhaupt.

Als gemeinsame Aufgabe beider Staaten sieht King Charles III. zudem den Kampf gegen den Klimawandel – ein Thema, dass ihm schon in seiner Zeit als Thronfolger am Herzen lag. In beiden Ländern entwickelte Innovationen seien unverzichtbar, „um die uns alle betreffende existenzielle Herausforderung des Klimawandels zu bewältigen“, sagte er. „Die lange und besondere Geschichte unserer beiden Länder enthält noch viele ungeschrieben Kapitel. Lassen Sie uns diese mit einem unermüdlichen Streben nach einer besseren Zukunft füllen.“