Berlin. Die Rechtsextremistin Marine Le Pen nutzt die Proteste in Frankreich gnadenlos aus. Zeit, genauer auf das Nachbarland zu schauen.

Was ist nur los mit den Franzosen? Es geht ihnen vergleichsweise gut. Sie verfügen über eine großzügige Altersversorgung wie nur wenige in Europa: 1600 Euro beträgt die monatliche Rente im Durchschnitt – das sind rund 400 Euro mehr als in Deutschland. Die Lebenserwartung liegt EU-weit mit am höchsten. Und trotzdem machen Frankreichs Wutbürger Front gegen eine Reform, die das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre anhebt.

Lesen Sie dazu auch: Rentenproteste in Frankreich: Krisengewinnlerin Le Pen

Michael Backfisch, Politik-Korrespondent
Michael Backfisch, Politik-Korrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Präsident Emmanuel Macron hat recht mit seinem Vorstoß. Bereits jetzt verschlingen die Rentenansprüche mehr als 330 Milliarden Euro pro Jahr aus dem Staatshaushalt. Auf Dauer kann das nicht gutgehen. Doch Recht haben und Recht bekommen ist nicht dasselbe. Angesichts der Krisen, Kriege und Unsicherheiten muss Politik mehr denn je kommunizieren. Sie muss Empathie zeigen, um Zustimmung werben, die Menschen gewinnen. Daran hapert es bei Macron.

Marine Le Pen lockt mit sozialpolitischen Wundertüten

Die Rechtspopulisten in Frankreich rund um Marine Le Pen versuchen, Macrons Manko gnadenlos auszunutzen. Sie machen sich zum Komplizen der Proteste und locken mit sozialpolitischen Wundertüten. Vorschläge über die Finanzierung der üppigen Altersbezüge unterbreiten sie nicht.

Le Pen ist eine Wölfin im Schafspelz: Sie kommt neuerdings mit bürgerlichem Habitus daher, um in der Mitte nach Stimmen zu fischen. Gleichzeitig verkauft sie sich als Anwältin der Entrechteten und Abgehängten, denen sie das Blaue vom Himmel verspricht. Radikale Programme bleiben einstweilen in der Schublade. Es wird Zeit, dass man in Deutschland und in der deutschen Politik die Gefahr von rechts im Nachbarland wahrnimmt. Die Ära Macron ist nach zwei Amtsperioden 2027 definitiv zu Ende.