Jedes Jahr kommen Tausende durch Ärztefehler zu Schaden. Warum hat Deutschland nicht längst ein Meldesystem wie andere Länder?

Fehler können passieren – auch in der Medizin. Das steht außer Frage. Wohl kein Arzt und keine Ärztin wird seinen Patientinnen und Patienten absichtlich Schaden zufügen. Allerdings könnte und sollte in Deutschland noch mehr für die Fehlervermeidung getan werden.

Anne-Kathrin Neuberg-Vural
Anne-Kathrin Neuberg-Vural © Ural Karabıyık | Ural Karabıyık

Denn: Transparenz über die tatsächliche Zahl der Behandlungsfehler gibt es nicht. Nimmt man die Daten des Medizinischen Dienstes und der Ärztekammern zusammen, gab es in den letzten Jahren je rund 5000 bestätigte Fehler pro Jahr. Dies scheint bei Millionen von Behandlungen auf den ersten Blick nicht viel. Laut Studien sind dies aber wohl nur etwa drei Prozent der tatsächlichen Fälle. Die Dunkelziffer liegt somit deutlich höher.

Behandlungsfehler: Risiko durch Schulungen reduzieren

Nicht nur der Medizinische Dienst fordert daher schon länger, zumindest schwere Fehler systematisch zu erfassen – international unter dem Namen „Never Events“ bekannt. Dabei geht es nicht darum, einzelne Personen an den Pranger zu stellen. Klar ist: Ein solches Meldesystem wäre anonym, Rückschlüsse auf Behandelnde und Betroffene sind möglichst ausgeschlossen. So wie dies ja auch bei den existierenden Statistiken zu Arbeits- oder Verkehrsunfällen der Fall ist.

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Vielmehr könnte man auf Basis eines Meldesystems erkennen, wo sich Fehler häufen, die Fehler analysieren und entsprechend neue Schulungen und Checklisten entwickeln. In den Vereinigten Staaten, in Kanada, Skandinavien, den Niederlanden, Großbritannien oder auch in Dänemark beispielsweise gibt es solche Meldesysteme bereits. Warum nicht endlich auch in Deutschland? Komplett vermeidbar wären Behandlungsfehler auch damit natürlich nicht – aber deren Risiko würde zumindest weiter minimiert.