Berlin. Russland und die Ukraine setzen verbotene Landminen ein, sagt Human Rights Watch. Und fordert jetzt Aufklärung seitens der Ukraine.

Human Rights Watch (HRW) hat den Einsatz verbotener Landminen in der Ukraine kritisiert. „Die Ukraine sollte den mutmaßlichen Einsatz tausender mit Raketen abgefeuerter Antipersonenminen durch ihr eigenes Militär in und um die ostukrainische Stadt Isjum untersuchen, die während der russischen Besatzung des Gebiets verstreut wurden“, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung der Menschenrechtsorganisation.

Isjum war von April bis September von russischen Truppen besetzt gewesen. Die Menschenrechtsorganisation kritisiert auch das russische Militär für das Auslegen solcher Minen.

Verbotene Landminen können auch Zivilisten treffen

Nach Angaben von HRW geht es um die breitgefächerte Streuung sogenannter Antischützenminen durch Raketen oder Artillerie. Diese Minen könnten nicht zwischen Soldaten und Zivilisten unterscheiden, erklärte Steve Goose, der Direktor der Abteilung Waffen bei der Organisation. „Die russischen Streitkräfte haben wiederholt Antipersonenminen eingesetzt und im ganzen Land Gräueltaten begangen. Das rechtfertigt jedoch nicht den ukrainischen Einsatz dieser verbotenen Waffen.“ Die Minen würden zur Vertreibung von Zivilisten führen, die Landwirtschaft und die Lieferung humanitärer Güter behindern.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Anfang Januar hatte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal (47) beklagt, dass die Ukraine durch den russischen Angriffskrieg zum größten Minenfeld der Welt geworden sei. Seinen Angaben nach sollen 250 000 Quadratkilometer des Landes minenverseucht sein – das entspräche gut zwei Drittel der Fläche Deutschlands.

Ukraine hatte Verbot der Minen zugestimmt

Das Abkommen zum Verbot von Antipersonenminen wurde 1997 beschlossen, die Ukraine ist 1999 beigetreten und hat es 2005 ratifiziert. Russland ist dem Vertrag nicht beigetreten, verstößt laut HRW wegen der wahllosen Wirkung der Minen aber trotzdem gegen das Völkerrecht.

Landminen sind oft nur so groß wie ein Handteller und können vom Boden oder aus der Luft mit Raketen über größere Gebiete verteilt werden. Sie liegen im Boden und explodieren, wenn jemand sich ihnen nähert oder darauf tritt. Die meisten Opfer sind Zivilisten. (dpa/lro)