Berlin. Der neue Verteidigungsminister muss Druck auf Scholz ausüben. Viel mehr kann er nicht tun. Die Bundeswehr muss sich selbst helfen.

Boris Pistorius wird als „nahbar“ beschrieben, aber auch als durchsetzungsstark, entscheidungsfreudig. Das alles klingt gut, das klingt allzu menschlich. Leider ist Boris Pistorius kein Halbgott, er kann weder zaubern noch Wunder vollbringen.

Der SPD-Politiker ist eine pragmatische wie passende Wahl für den Posten des Verteidigungsministers. Und doch wird er uns am Ende enttäuschen. Denn ein Mensch ohne Wunderkräfte kann den Apparat der Bundeswehr nicht binnen kurzer Zeit in eine moderne Armee auf internationalem Spitzenlevel verwandeln. Pistorius wird im Panzer-Dilemma der Bundesregierung bis auf Weiteres steckenbleiben wie seine Vorgängerin.

Bundeswehr: Allein 11.000 Menschen arbeiten im Beschaffungsamt in Koblenz

Die Beschaffung von Kriegsgerät und Waffen ist in Deutschland zu einem bürokratischen Koloss erwachsen. Allein 11.000 Menschen arbeiten im Amt in Koblenz, das für die Bundeswehr Material besorgen soll. Zudem sind die Ausschreibungsprozesse undurchsichtig, die Bestellhierarchien zwischen Truppe, Bundestag und Industrie kompliziert.

Autor Christian Unger beim Training der Nato-Truppen in Litauen.
Autor Christian Unger beim Training der Nato-Truppen in Litauen. © Funke Foto Service | Maurizio Gambarini

Die Bundeswehr macht es sich zu einfach, wenn sie immer mit dem Finger auf die Spitze im Ministerium zeigt. Die Truppe braucht ein neues Mindset. Sie braucht eine Instandsetzung – so wie viele der eigenen veralteten Panzer. Das schafft so schnell kein neuer Minister.

Panzer-Lieferungen: Pistorius muss Druck auf Kanzler Scholz erhöhen

Was Pistorius jetzt akut leisten kann, ist ein stärkeres Wirken auf Olaf Scholz. Der Kanzler muss Panzerlieferungen an die Ukraine endlich genehmigen. In vielen Nato-Staaten warten Leopard-Panzer auf die Auslieferung gen Osten. Scholz muss nur sein „Go“ geben. Und Pistorius muss den Druck auf Scholz erhöhen – dafür hat er Geschick, Standing und Erfahrung. Dafür braucht er auch kein Halbgott zu sein.

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