Berlin. Man sollte sich von der Ankündigung einer Waffenruhe von Putin nicht täuschen lassen. Denn sie ist ein Propagandatrick. Ein Kommentar.

Niemand sollte sich von Wladimir Putin in die Irre führen lassen. Die Ankündigung des russischen Präsidenten, die Waffen seiner Invasionsarmee über das orthodoxe Weihnachtsfest schweigen zu lassen, ist ein perfider Propagandatrick. Denn klar ist: Hält sich die ukrainische Armee nicht daran, wird die russische Artillerie selbstverständlich „zurückfeuern“. Und dann steht die Ukraine als die Partei da, die den Menschen im Kriegsgebiet nicht einmal zu Weihnachten etwas Ruhe gönnt.

Das Zeichen, das der Kreml aussenden will, richtet sich dabei vor allem an die eigene Bevölkerung: „Seht her, wir wollen ja Frieden, aber die Fundamentalisten in Kiew sind zu keinerlei Verhandlungen bereit.“ In Wirklichkeit ist es umgekehrt. Putin hat immer wieder die Losung ausgegeben, dass es kein Zurück für die russische Armee geben werde. Zu Gesprächen ist der Kreml nur bereit, wenn die Regierung in Kiew vorher der Aufgabe eigener Territorien zustimmt. Das käme einer Kapitulation gleich.

Umso wichtiger ist es, dass der Westen sich in seiner Hilfe für die Ukraine nicht beirren lässt. Es ist gut und richtig, dass Frankreich und die USA nun leichte Kampfpanzer und Schützenpanzer liefern wollen. Und wenn es stimmt, was am Donnerstag durchsickerte, dann könnte sich die sonst so zögerliche Bundesregierung mit Marderpanzern beteiligen. Es wäre ein wichtiges Signal.

Ulrich Krökel, Osteuropa-Korrespondent.
Ulrich Krökel, Osteuropa-Korrespondent. © Privat | Privat

Die Ruhe vor dem nächsten Sturm

Auch auf diese Pläne zielt übrigens Putins Trick zur orthodoxen Weihnacht. Die Staaten des Westens stehen nun als Kriegstreiber da, während der russische Präsident vermeintliche Friedensbotschaften sendet. Niemand sollte sich indes wundern, wenn sich all das als propagandistische Vorbereitung für eine weitere Mobilmachung in Russland erweist.

Seit Tagen gibt es Gerüchte, dass die Grenzen des Landes für wehrfähige Männer geschlossen werden sollen. Am Ende lässt sich das natürlich besser begründen, wenn man auf die angebliche Aggression des Westens und der Ukraine verweisen kann. Klar ist: Sollten die Waffen tatsächlich eine Weile schweigen, wird es die Ruhe vor dem nächsten Sturm sein.

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