Berlin. Nordkorea hat eine Mittelstreckenrakete Richtung Japan abgefeuert. Japanische Politiker reagierten empört. Die Bürger wurden gewarnt.

Nordkorea hat erneut eine ballistische Mittelstreckenrakete abgefeuert. "Nordkorea hat eine nicht identifizierte ballistische Rakete in Richtung Osten abgefeuert", teilte der südkoreanische Generalstab am Dienstag in einer Erklärung mit, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu nennen. Auch die japanische Küstenwache bestätigte den Abschuss einer mutmaßlichen nordkoreanischen ballistischen Rakete.

Japan rief in einer Warnung die Bürgerinnen und Bürger in zwei nördlichen Regionen auf, sich in Schutzräume zu begeben. "Nordkorea scheint eine Rakete abgeschossen zu haben. Bitte evakuieren Sie sich in Gebäude oder Kellerräume", teilte die Regierung in einer um 07.29 Uhr (00.29 Uhr MESZ) veröffentlichten Warnung mit. Sie galt für die Bewohner der nordjapanischen Insel Hokaido und der Präfektur Aomori an der Nordspitze der japanischen Hauptinsel Honshu. Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg: Elon Musk will via Twitter Frieden stiften

Japan reagierte empört auf den Raketenabschuss. Es war das erste Mal seit knapp fünf Jahren, dass wieder eine nordkoreanische Rakete über die japanische Inselgruppe geflogen ist. Der japanische Regierungschef Fumio Kishida bezeichnete den Raketentest als "ungeheuerlich". Japans Verteidigungsminister Yasukazu Hamada berichtete, dass die Rakete 4600 Kilometer weit geflogen sei. Es sei die weiteste horizontale Entfernung einer Rakete Nordkoreas gewesen. Kabinettschef Hirokazu Matsuno nannte den nordkoreanischen Test eine "unmittelbare Bedrohung" für die Region und die Weltgemeinschaft. Auch interessant: Belgischer Atomreaktor Tihange 3 vom Stromnetz genommen

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Nordkorea schießt Raketen ab: USA fürchten neuen Atomtest

Es ist das fünfte Mal innerhalb weniger Tage, dass Nordkorea ballistische Raketen abschießt – und das siebte Mal überhaupt, dass es eine Rakete über Japan abschießt. Zuletzt war dies 2017 passiert. Die jüngste Rakete landete nach japanischen Angaben rund 3000 Kilometer östlich von Japan im Pazifischen Ozean. Lesen Sie hier: Ukrainischer Vormarsch: Was folgt auf den Triumph von Lyman?

Erst vor Kurzem hatte US-Vizepräsidentin Kamala Harris den Nachbarstaat Südkorea besucht. Wenige Stunden nach ihrer Abreise hatte Nordkorea ebenfalls eine Rakete abgeschossen. Washington und Seoul sind enge Verbündete. In Südkorea sind rund 28.500 US-Soldaten stationiert. In der vergangenen Woche hielten die südkoreanische und die US-Marine eine großangelegte gemeinsame Militärübung ab. Am vergangenen Freitag starteten Südkorea, Japan und die USA zudem erstmals seit fünf Jahren Übungen zur U-Bootabwehr.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un: Das Land hat ein Gesetz zur staatlichen Atompolitik verabschiedet, das den Einsatz von Atomwaffen für den Fall eines drohenden Angriffs vorsieht.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un: Das Land hat ein Gesetz zur staatlichen Atompolitik verabschiedet, das den Einsatz von Atomwaffen für den Fall eines drohenden Angriffs vorsieht. © Lee Jin-Man/AP/dpa

UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können. Die Spannungen in der Region haben nach einer Reihe von Tests mit atomwaffenfähigen Raketen durch Nordkorea in diesem Jahr deutlich zugenommen. Zudem soll das Land Berichten zufolge den Abschuss einer ballistischen U-Boot-Rakete sowie möglicherweise auch seinen ersten Atomtest seit 2017 vorbereiten.

Das Parlament in Nordkorea hatte Anfang September zudem ein Gesetz zur staatlichen Nuklearpolitik verabschiedet. Dieses sieht unter anderem den Einsatz von Atomwaffen nicht nur bei einem Angriff feindlicher Kräfte, sondern schon bei einem drohenden Angriff auf die Führung in Pjöngjang vor. Das Land ist wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen. (fmg/afp/dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.