Viel zu lange wurde die Endlager-Frage für Atommüll ignoriert und in die Zukunft verschoben. Die Probleme müssen jetzt gelöst werden.

Mitten in der Debatte um längere Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke im Kampf gegen die Energiekrise ist sie wieder da: die politisch hochbrisante Frage nach der Endlagerung radioaktiven Abfalls. Während in Deutschland noch mindestens bis 2031 nach einem Standort gesucht wird, haben sich die Nachbarn in der Schweiz jetzt festgelegt.

In Würenlingen, direkt an der Grenze zu Baden-Württemberg, soll der Strahlenmüll auf Dauer in der Tiefe versenkt werden. Womöglich gefährdet dies im Havariefall Trinkwasserquellen – auf jeden Fall aber dürfte darunter nicht nur der Tourismus leiden: Hausbesitzer etwa müssen mit einem dramatischen Wertverfall ihres Eigentums rechnen. Denn wer wohnt schon gerne in der Nachbarschaft einer nuklearen Müllhalde, die für zigtausend Jahre eine Gefahrenquelle bleibt? Mehr zum Thema: Stromversorgung: Droht in diesem Winter der Blackout?

Alexander Klay, Wirtschaftskorrespondent
Alexander Klay, Wirtschaftskorrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Die Entscheidung der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle weckt daher in der betroffenen Region am Hochrhein verständlicherweise viele Ängste und auch Protest.

Atommüll und Klimakrise: Probleme der nachfolgenden Generation aufgebürdet

Fest steht aber auch: Irgendwohin müssen die Hinterlassenschaften des Atomkraftzeitalters. Der radioaktive Müll steht sinnbildlich für eine Ära der Energieversorgung, in der die offensichtlichen Probleme einfach nachfolgenden Generation aufgebürdet wurden. Sei es wie in diesem Fall der Strahlenmüll oder bei der Verbrennung von Kohle, Gas und Öl die Klimakrise. Weiterlesen: Atommüll-Endlager: Wo in Europa radioaktive Abfälle lagern

Mit den Folgen muss sich unsere Gesellschaft im Hier und Jetzt befassen. Für einen Endlagerstandort in Würenlingen wird die Schweiz dies- und jenseits der Grenze noch viel Vertrauens- und Überzeugungsarbeit leisten müssen – und anstandshalber große Summen für die Menschen in der betroffenen Region locker machen müssen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.