Berlin. Die Inflation und weitere Baukostensteigerungen sorgen dafür, dass die Kosten für den Büroanbau ans Kanzleramt deutlich steigen.

Kostenschock beim Bundeskanzleramt: Der unter der Regierung Angela Merkel geplante Erweiterungsbau an der Spree in Berlin-Mitte wird bei seiner geplanten Fertigstellung rund 777,3 Millionen Euro gekostet haben. Damit ist das Bauvorhaben noch einmal rund 140 Millionen Euro teurer als zuletzt bekannt gegeben.

Auf der Homepage der Bundesregierung mit den Informationen zum Bauvorhaben waren gerade erst im August dieses Jahres die Kosten auf 600 bis 640 Millionen angehoben worden. Diese Summe ist mittlerweile korrigiert worden.

Risikovorsorge Grund für Kostenexplosion

Das Bauvorhaben hatte von Anfang an mit immer neuen Kostensteigerungen zu kämpfen: Eine erste Machbarkeitsstudie war 2018 von 457 Millionen Euro ausgegangen, 2019 waren die geschätzten Baukosten dann mit 485 Millionen Euro angegeben worden.

Grund für die erneute Kostensteigerung soll nun vor allem die sogenannte Risikovorsorge sein, die neben dem stark gestiegenen Baukostenindex auch Faktoren wie die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die hohe Inflationsrate berücksichtigt.

Das Bundeskanzleramt wurde 2001 nach den Plänen von Axel Schultes und Charlotte Frank fertiggestellt. Auch für den Erweiterungsbau hat das Berliner Architektenduo die Entwurfsplanung übernommen. Das Bürogebäude des Bundeskanzleramts war ursprünglich für maximal 460 Arbeitsplätze ausgelegt. Aktuell arbeiten in der obersten Bundesbehörde bereits 600 Beschäftigte. Eine Vielzahl von Aufgabenerweiterungen im Bundeskanzleramt habe die Beschäftigtenzahl auf 750 anwachsen lassen, „so dass eine signifikante Überbelegung herrscht und etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderwertig untergebracht sind“, begründet die Bundesregierung die Notwendigkeit für das Bauvorhaben, das im kommenden Jahr starten soll.

20 Millionen Euro für einen Verbindungstunnel

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe sich den aktuellen Planungsstand gerade erst zeigen lassen – und für gut befunden, hieß es dazu am Donnerstag aus Regierungskreisen. Weitere Änderungen werde es nicht geben, zumal Planungsänderungen deutliche Kostensteigerungen bedeuteten.

Die gegenüber den ursprünglichen Planungen erheblich gestiegenen Kosten liegen neben der Risikovorsorge laut Auskunft der Bundesregierung unter anderem an den Wünschen des Landes Berlin, die noch eingearbeitet werden mussten. So wird für 20 Millionen Euro ein Verbindungstunnel zu einem auf einem angrenzenden bundeseigenen Grundstück untergebrachten Post- und Logistikbereich gebaut. Der Berliner Senat habe diesen gewünscht, um eine öffentliche Grünanlage weiter zugänglich zu halten. Zudem gebe es höhere Sicherheitsanforderungen und die Klimaschutzauflagen seien erweitert worden. Dies zusammen habe weitere Kostensteigerungen von 30,5 Millionen Euro ergeben.

Bundesrechnungshof meldete Bedenken an

Der Bundesrechnungshof hatte schon früh Bedenken angemeldet
Mit einer Nutzfläche von 25.000 Quadratmetern wird der Erweiterungsbau genauso groß wie das jetzige Kanzleramt. Der Bundesrechnungshof hatte in einem Prüfbericht bereits 2020 Zweifel angemeldet, dass die 600 Millionen Euro tatsächlich reichen. Nicht alle Kostenfaktoren seien „umfassend abgebildet“, so etwa die vom Bundeskanzleramt „nachgemeldeten Zusatzanforderungen zur Energieeffizienz“.