Berlin. Der Vorstandschef des Ölkonzerns Lukoil stürzte aus dem sechsten Stock eines Krankenhauses – nicht der erste Manager-Tod dieser Art.

Rawil Maganow, der Vorstandschef des russischen Ölkonzerns Lukoil, ist tot. Das teilte das Energiunternehmen am Donnerstag mit. Maganow sei demnach an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben, erklärte Lukoil, ohne dabei nähere Angaben zu machen. Doch in russischen Medien und Nachrichtenagenturen zirkuliert eine andere Todesursache über den Tod des Managers.

Unter Berufung auf eine anonyme Quelle hieß es dort, dass Maganow im Zentralen Klinischen Krankenhaus in Moskau gestorben sei. Die Quelle habe angegeben, dass Maganow am Morgen aus einem Fenster des Krankenhauses gestürzt und gestorben sei, meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Nach Angaben der Wirtschaftszeitung RBC stürzte er aus dem Fenster des sechsten Stocks.

Maganow war laut Deutschlandfunk enger Mitarbeiter von Wagit Alekperow, einem der Gründer von Lukoil. Im April trat Alekperow als Präsident von Lukoil zurück, nachdem Großbritannien im Rahmen von Sanktionen sein Vermögen eingefroren und ihm ein Reiseverbot auferlegt hatte. Maganows Bruder Nail ist Chef des russsischen Ölproduzenten Tatneft.
Im März hatte sich der Ölkonzern Lukoil öffentlich dafür ausgesprochen, den Krieg zu beenden. „Wir setzen uns für die sofortige Beendigung des bewaffneten Konflikts ein und unterstützen voll und ganz dessen Lösung durch den Verhandlungsprozess und mit diplomatischen Mitteln“, hieß es in einer Mitteilung.

Russlands Präsident Wladimir Putin und der Lukoil-Manager Rawil Maganow (rechts)
Russlands Präsident Wladimir Putin und der Lukoil-Manager Rawil Maganow (rechts) © IMAGO / ITAR-TASS

Russland: Vor Maganow starb bereits ein anderer Lukoil-Manager

Der Tod von Maganow wirft nicht nur in Russland Fragen auf. Obwohl Medien berichten, dass ein Suizid wahrscheinlich sei, nachdem bei Maganow Herzprobleme und eine Depression diagnostiziert worden seien, hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen. Maganow ist nicht der erste Manager in Russland, der seit Beginn des Ukraine-Krieges plötzlich verstirbt.

Und auch nicht der erste Lukoil-Manager: Im Mai war etwa bereits Maganows ehemaliger Manager-Kollege Alexander Subbotin gestorben. Er soll einen Schamanen besucht haben, um seine Alkoholsucht zu bekämpfen, und dabei Gift eingenommen haben.

Schon damals hatte es Zweifel an der offiziellen Version gegeben, zumal Lukoil im März dazu aufgerufen hatte, die russische Offensive in der Ukraine zu stoppen. Außerdem soll Subbotin bereits der siebte Top-Manager eines Energiekonzerns gewesen sein, der in diesem Jahr tot aufgefunden wurde.

Russlands tote Manager: Zweifel an Todesursachen

Indizien dazu, dass es sich bei den mutmaßlichen Suiziden in Wahrheit um Auftragsmorde des Kreml gehandelt haben könnte, gibt es offiziell nicht. Dennoch ist allein die Anzahl der verstorbenen Energiekonzern-Manager – und nicht zuletzt auch deren Familienmitglieder – auffällig. Zudem entdeckten Ermittelnde bei einigen der Toten Verletzungen am Körper, die nicht zur offiziellen Erklärung passten.

In einem Video-Interview, das Ende April auf Youtube veröffentlicht wurde, bezweifelte auch der langjährige Vizechef der Gazprombank, Igor Wolobujew, dass es sich um Suizid handelte. Kurz zuvor war Wolobujew in die Ukraine geflohen und gab an, dort gegen die russischen Truppen kämpfen zu wollen. (reba/dpa/afp)

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.