Berlin. Nach einem Partyvideo ist ein weiterer Clip von Ministerpräsidentin Sanna Marin aufgetaucht. Die Bilder zeigen sie mit einem Sänger.

Seit Tagen steht Finnlands Regierungschefin Sanna Marin im Zentrum einer Debatte um ihr Privatleben: Nachdem am Donnerstag Videos von einer Party veröffentlicht wurden, bei der die 36-Jährige tanzt, warfen ihr viele Pflichtverletzungen vor. Nun tauchte ein weiteres pikantes Video auf, und Marin bezog öffentlich Stellung.

Seit Freitag kursiert ein Clip, der Sanna Marin in einem Club in Helsinki dabei zeigt, wie sie mit dem finnischen Sänger Olavi Uusivirta, 39, tanzt. Die beiden berühren sich immer wieder an Schultern und Hüfte. Für einen kurzen Moment beugt sich der Musiker nach vorne, als wolle er ihr etwas ins Ohr flüstern. Manche wollten darin einen Kuss auf den Hals erkennen. Das ist allerdings nicht eindeutig zu sehen.

Die Reaktionen auf das Video fielen noch moralisierender aus als bei jenem, das die Diskussion um Marin erst losgelöst hatte – immerhin ist sie mit dem ehemaligen Fußballspieler Markus Räikkönen verheiratet.

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Finnlands Regierungschefin: Marin erklärt sich bei Pressekonferenz

Erst am Donnerstag waren Aufnahmen von einer privaten Feier an die Öffentlichkeit gelangt, auf denen Marin im Kreise von Freunden und Freundinnen tanzt und für die Kamera posiert. Die Bilder hatten eine Kontroverse ausgelöst: Auf der einen Seite gab es Kritik am Amtsverständnis der Sozialdemokratin und den Hinweis auf mögliche Pflichtverletzungen. Andererseits wurde Marin in Schutz genommen: Auch eine Regierungschefin dürfe mal kräftig feiern.

Die Ministerpräsidentin hatte am Freitag bei einer Pressekonferenz in Helsinki ausführlich zu der Angelegenheit Rede und Antwort gestanden. Spekulationen, sie habe womöglich Drogen genommen, konterte sie mit der Ankündigung, in der kommenden Woche die Ergebnisse eines bereits durchgeführten Drogentests vorzulegen. "Ich habe noch nie in meinem Leben Drogen genommen, nicht einmal als Teenager", sagte sie.

Spekulationen zu dem Video mit Sänger Uusivirta wies die Ministerpräsidentin zurück: Sie könne sich nicht erinnern, auf den Hals geküsst worden zu sein. Sie glaube, Uusivirta habe ihr etwas sagen wollen. Auch Uusivirta äußerte sich noch am Freitag per Instagram. "Ich kann nur sagen, wie es ist: Wir sind Freunde und es ist nichts Unangebrachtes zwischen uns geschehen", schrieb er.

Sanna Marin beantwortet die Fragen von Medienvertretenden
Sanna Marin beantwortet die Fragen von Medienvertretenden © Roni Rekomaa/Lehtikuva/dpa

Finnlands Regierungschefin Marin: "Ein bisschen peinlich"

Doch die Debatte riss am Wochenende nicht ab. Im Zentrum stand vor allem, ob Marin durch das Feiern ihre Dienstpflichten verletzt oder die Glaubwürdigkeit der Regierung untergraben hat. Die Chefin der kleinen Oppositionspartei der Christdemokraten, Sari Essayah, teilte mit, es gebe Grund zur Sorge, dass das Verhalten der Ministerpräsidentin möglicherweise eine Bedrohung für die Sicherheit des Landes oder ihrer Person dargestellt habe.

Kritisiert wurde unter anderem, dass Marin in der fraglichen Zeit nicht mehr im Urlaub war und keine Vertretung eingeplant war. Marin gab aber an, jederzeit erreichbar und im Notfall verfügbar gewesen zu sein.

Marins Koalitionspartnerin und Chefin der finnischen Zentrumspartei, Finanzministerin Annika Saarikko, bezeichnete die Videos als "ein bisschen peinlich". Sie seien sicherlich nicht dafür bestimmt gewesen, von allen Finnen gesehen zu werden, sagte sie dem öffentlichen Rundfunksender Yle am Samstag. Sie wolle sich aber nicht als Hüterin der Moral aufspielen. Wichtig sei, dass wichtige Entscheidungsträger stets ansprechbar seien.

Anders sah das der politische Kommentator Suvi Hautanen von der Zeitung "Ilta-Sanomat". Die Premierministerin sei 24/7 im Dienst und müsse sicherstellen, dass sie stets in der Lage sei, tätig zu werden und Entscheidungen zu treffen. Die Regierungschefin hatte eingestanden, dass sie Alkohol getrunken hatte – wie viel, blieb offen.

Finnlands Sanna Marin: Unterstützung aus Deutschland

Rückendeckung für Marin gab es unter anderem aus Deutschland: So veröffentlichte die deutsche Grünen-Politikerin Hannah Neumann ein Video von einem mehrere Jahre zurückliegenden Grünen-Bundesparteitag, bei dem die Teilnehmenden tanzten. Auf einer Galerie standen damals vier Frauen, die gemeinsam im Takt wippten und die Arme schwingen ließen.

"Brave Mädchen kommen in den Himmel, rockende überall hin", schreibt die Europaabgeordnete dazu. Und erklärt "für alle, die es nicht erkennen", dass mit ihr 2018 auf der Galerie Annalena Baerbock (heute Außenministerin), Franziska Brantner (inzwischen parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium) und Luise Amtsberg (heute Menschenrechtsbeauftragte) tanzten.

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Viele Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien monierten eine Doppelmoral gegenüber der jungen finnischen Politikerin und posteten Videos von männlichen Politikern, die auf den Bildern ebenfalls tanzen – wenn auch weit weniger elegant als Marin. (dpa/reba)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.