Berlin. In London hat die Polizei am Sonntag einen mutmaßlichen Terroristen niedergeschossen. Der Mann stach zuvor drei Menschen nieder.

Nach der Messerattacke in London durch einen erst kürzlich aus der Haft entlassenen Islamisten hat der britische Premierminister Boris Johnson „fundamentale Änderungen“ für das Strafvollzugssystem angekündigt. Er werde noch am Montag seine Pläne für den Umgang mit wegen Terrorakten verurteilten Straftätern vorstellen, teilte Johnson mit.

Bei dem mutmaßlichen Terrorangriff in der britischen Hauptstadt hatte ein Mann am Sonntagnachmittag zwei Passanten niedergestochen, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Der Angriff ereignete sich in Streatham im Süden der Stadt – in einer belebten Einkaufsstraße.

Der Täter trug eine Attrappe, die wie eine Sprengstoffweste aussah. Entsprechende Bilder kursierten auch in sozialen Medien. „Ich habe gerade die Straße überquert, als ich einen Mann mit einer Machete und silbernen Behältern an der Brust gesehen habe“, schilderte ein Jugendlicher der Nachrichtenagentur PA.

Angreifer wegen terroristischer Delikte verurteilt

Der 20-Jährige sei erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen „Straftaten mit Bezug zum Islamismus“ eingesessen habe, sagte die Polizeivertreterin Lucy D’Orsi. Der Mann soll im Jahr 2018 wegen 13 terroristischer Delikte verurteilt und kürzlich vorzeitig auf freien Fuß gesetzt worden sein, berichten britische Medien.

Nach einem Bericht der Zeitung „The Guardian“ hat der Mann habe wegen Verbreitung islamistisch-extremistischer Propaganda eingesessen. Nach Informationen des Senders SkyNews kam er im Januar nach Verbüßung etwa der Hälfte einer rund dreijährigen Haftstrafe frei.

Opfer außer Lebensgefahr

Während der Tat am Sonntag habe sich eine Anti-Terror-Einheit „präventiv“ vor Ort befunden, teilte die Polizei mit. Sie schien damit Medienberichte zu bestätigen, dass der Täter unter Überwachung gestanden hatte.

Der Zustand eines der Opfer, dessen Verletzungen anfänglich als lebensbedrohlich beschrieben worden waren, besserte sich inzwischen, wie die Polizeisprecherin mitteilte. Eine verletzte Frau konnte bereits das Krankenhaus wieder verlassen.

Zunächst war berichtet worden, dass der Mann drei Passanten niedergestochen habe. Eine weitere Frau wurde allerdings offenbar nicht direkt durch den Täter, sondern durch herumfliegende Glassplitter verletzt. Ihre Verletzungen waren den Polizei-Angaben zufolge nur leicht.

Mutmaßlicher Terrorangriff in London – Erst Ende November eine Attacke

Ein Polizist in der Nähe des Tatorts.
Ein Polizist in der Nähe des Tatorts. © AFP | Isabel Infantes

Premierminister Boris Johnson dankte der Polizei und den Rettungskräften per Kurznachrichtendienst Twitter. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten und allen Betroffenen“, teilte er mit.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan twitterte: „Terroristen versuchen, uns zu spalten und unseren Lebensstil zu zerstören – hier in London werden wir sie damit niemals Erfolg haben lassen.“

Die britische Hauptstadt war in den vergangenen Jahren mehrfach von islamistischen Anschlägen erschüttert worden.

Ende November hatte ein Angreifer auf der London Bridge zwei Menschen erstochen und mehrere weitere verletzt, bevor er von Polizisten erschossen wurde. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Messerattacke für sich. (afp/ap/les)