Berlin. Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar hat die Gedenkstätte Buchenwald AfD-Mitgliedern ein Hausverbot erteilt. Die Partei wehrt sich.

Die Gedenkstätte Buchenwald hat AfD-Mitgliedern erneut ein Hausverbot erteilt. Sie seien zu unerwünschten Personen erklärt worden, sagte ein Sprecher der Gedenkstätte laut MDR. Dies habe man der AfD-Fraktion schriftlich mitgeteilt.

Die AfD will sich juristisch gegen das Hausverbot wehren und prüfe rechtliche Schritte, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der AfD Fraktion, Stefan Möller, dem Sender. An der Haltung der AfD habe sich seit dem Vorjahr nichts geändert. Bereits in den vergangenen Jahren war die AfD bei Gedenkveranstaltungen in Buchenwald nicht willkommen.

KZ Buchenwald: Hausverbot für AfD bei Holocaust-Gedenken

Hintergrund der Ausladung ist die umstrittene Rede zum Holocaust-Mahnmal in Berlin des Thüringer AfD-Fraktionschefs Björn Höcke. Schon Anfang 2017 hatte die Gedenkstätte Höcke ein Hausverbot erteilt.

Höcke hatte in der Rede in Dresden unter anderem mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin gesagt: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“ Der AfD-Politiker bezeichnete die Aufarbeitung der NS-Zeit auch als „dämliche Bewältigungspolitik“.

Befreite Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald, aufgenommen in der Baracke 56 des kleinen Lagers.
Befreite Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald, aufgenommen in der Baracke 56 des kleinen Lagers. © dpa | Harry Miller

Zu der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocaust sind die Fraktionen des Thüringer Landtags eingeladen. Das neuerliche Hausverbot im ehemaligen KZ begrüßte die jüdische Landesgemeinde in Thüringen. Es sei Menschen, die den Holocaust überlebt hätten, nicht zuzumuten, Leuten gegenüber zu stehen, die die NS-Verbrechen relativierten, sagte der Vorsitzende Reinhard Schramm.

AfD prüft wegen Hausverbot in Buchenwald rechtliche Schritte

Höckes Ansichten hätten sich im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert. Und die anderen Vertreter der AfD wüssten, wer Höcke sei, so Schramm weiter gegenüber dem MDR.

Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Stefan Möller, kritisierte das Hausverbot für die AfD als absolut inakzeptabel. Die Gedenkstätte Buchenwald werde durch staatliche Gelder finanziert und dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden. Die AfD prüfe juristische Schritte gegen das Hausverbot.

Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, sieht indes zunehmend weniger Respekt von einigen Besuchern. Es gebe zum Beispiel immer mehr menschenverachtende Einträge in Gästebüchern. „Das reicht von den knappsten Formen des Bekenntnisses in Form einer 88 bis zu deutlich ausformulierten Ansichten“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. 88 ist ein Zahlencode für „Heil Hitler“.

Tod, Leid und Liebe- Ein Tagebuch aus dem Holocaust

weitere Videos

    Als Beispiel nannte Knigge: „In Buchenwald würde man mit dem Flüchtlingsproblem besser fertig.“ Habe man es früher mit Holocaust-Leugnern zu tun gehabt, treffe man heute auf Holocaust-Befürworter, so Knigge. An diesem Montag jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im von Hitler-Deutschland besetzten Polen durch die Rote Armee.

    Gedenken an Opfer des Holocaust – mehr zum Thema:

    In Jerusalem wurde vergangene Woche der Befreiung des KZ Auschwitz gedacht. Steinmeier hielt als erster deutscher Bundespräsident überhaupt in der Gedenkstätte Yad Vashem eine Rede: Steinmeier in Israel: „Ich verneige mich in tiefer Trauer“.

    Die schrecklichen Erinnerungen an Auschwitz belasten die Überlebenden bis heute. Gegenüber unserer Redaktion schilderte eine Zeugin ihre Erlebnisse: Auschwitz-Überlebende: „Sie trieben uns mit Peitschen an“. Ein Kommentar in der „Tagesschau“ zum Holocaust-Gedenken löste bei vielen Zuschauern Unverständnis aus. (dpa/les)