Washington. Medienmogul, Milliardär, Ex-Bürgermeister: Michael Bloomberg erwägt 2020 für die Demokraten gegen US-Präsident Donald Trump anzutreten.

Keine acht Monate her, da hatte Michael Bloomberg versprochen, er werde die Füße stillhalten und nicht ins Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur für 2020 einsteigen.

Im überfüllten Feld der Aspiranten könne er, der über 50 Milliarden Dollar schwere Gründer, Chef und Eigentümer des gleichnamigen Finanzinformationsdienstes, schwerlich reüssieren, lautete die Begründung.

Außerdem gäben die hohen Umfragewerte für den moderat-zentristischen Joe Biden Anlass zu der Hoffnung, dass die linken Umverteilungsträume von Bewerbern wie Bernie Sanders und Elizabeth Warren Träume blieben.

Bloombergs Botschaft: Ich werde nicht gebraucht. Schnitt.

Im Herbst 2019 liegen die beiden genannten Senatoren, die es mit ihren Steuerplänen besonders auf Superreiche wie Bloomberg abgesehen haben, konstant im vorderen Drittel der noch 17 Bewerber/-innen.

Michael Bloomberg hält Trump für „Bedrohung Amerikas“

Bloomberg steigt wohl in Präsidentschaftswahlkampf ein

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    Bloomberg erwägt bereits zum zweiten Mal Kandidatur

    Alt-Vizepräsident Biden hingegen kämpft in der durch die von Donald Trump gegen ihn losgetretene Ukraine-Affäre um Ehre und Umfragen-Prozentpunkte. Seine Siegchancen sind gesunken.

    Bloombergs Umfeld schließt nicht aus, dass Biden bereits nach den ersten Vorwahlen Anfang Februar in Iowa und New Hampshire „toast“ ist; sprich: verbrannt. Unabhängige Wähler wie moderate Republikaner, die Trump überdrüssig sind, wären seiner Lesart nach dann heimatlos.

    Das ist die Ausgangslage, aus der heraus Bloomberg, der Trump für eine „beispiellose ernsthafte Bedrohung Amerikas” hält, in Kürze einen Sinneswandel vollziehen und das Personaltableau der Demokraten abrupt sprengen könnte.

    Ein enger Vertrauter, Howard Wolfson, hat der „New York Times“ erzählt, dass Bloomberg die Fühler ausgestreckt hat, um spätestens am 3. März im Südstaat Alabama auf dem Stimmzettel für die Vorwahlen zu stehen. Er lässt dort die nötigen Unterstützungsunterschriften sammeln.

    Käme es wirklich zur Kandidatur, was nicht ganz sicher ist, da sich der achtreichste Mann Amerikas persönlich noch nicht erklärt hat, wäre neben Tom Steyer ein weiterer Milliardär bei den Demokraten im Rennen um die Gunst der Vorwähler.

    Kategorisches Nein zur Reichensteuer

    Für Bloomberg würde eine Kandidatur kein Spaziergang. Der Mann ist ein politisches Chamäleon. Er war lange Demokrat. Wechselte dann während seiner Zeit als Bürgermeister von New York (2002 bis 2013) zu den Republikaner. Sagte sich von ihnen wieder los und wurde Parteiunabhängiger („independent“). Im vergangenen Jahr schließlich, in dem er 100 Millionen Dollar aus der Privatschatulle in ihm genehme Kandidaten bei den Kongress-Zwischenwahlen steckte, registrierte er sich wieder als Demokrat.

    Bloombergs Eintreten für scharfe Waffengesetze und größere staatliche Anstrengungen gegen den Klimawandel sind in demokratischen Wählergruppen gewiss mehrheitsfähig.

    Sein kategorisches Nein zu einer Reichensteuer, die er wie Donald Trump als sozialistische Irrfahrt mit dem Etikett „Venezuela“ belegt hat, wird dagegen mit Argwohn gesehen in einer Partei, die insgesamt nach links gerückt ist.

    Dass Bloomberg den ambitionierten Green-New-Deal der stramm links verorteten New Yorker Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez und die Eine-Krankenversicherung-für-alle-Pläne von Warren und Sanders als unfinanzierbar ablehnt, hat ihm ebenfalls keine Begeisterungsstürme beschert.

    Wahlvolk scheint sich nicht nach weiterem Kandidaten zu sehnen

    Davon ab: Dass er als Bürgermeister New Yorks die von der Polizei vor allem gegen Schwarze und Latinos angewendete “Stop-and-Frisk”-Verhör-Methode befürwortete, haben viele Angehörige gesellschaftlicher Minderheiten nicht vergessen.

    Überhaupt scheint sich das demokratische Wahlvolk nicht wirklich nach einem weiteren Kandidaten zu sehen. Eine frische Umfrage von NBC und Wall Street Journal ergab, dass 85 Prozent mit der Auswahl zufrieden sind; nur 13 Prozent zeigten sich mit dem angebotenen Personal unglücklich. Dazu passt, was Fox News Ende Oktober herausgefunden hat: Nur 6 Prozent der demokratischen Wähler fänden gut, wenn Bloomberg kandidieren würde. 32 Prozent gaben an, sie würden definitiv niemals für ihn stimmen.

    Auch darum fielen die Kommentare von Bernie Sanders und Elizabeth Warren zu Bloomberg gestern kämpferisch aus. „Die Milliardärs-Schicht hat Angst“, sagte Sanders triumphierend, “und sie sollte Angst haben.”

    Bloomberg erwog bereits 2016 eine Präsidentschaftskandidatur. Damals wie heute, um Donald Trump als (erneuten) US-Präsident zu verhindern.