Berlin. Antisemitischer Vorfall: In Berlin ist ein Rabbiner der Jüdischen Gemeinde beschimpft und bespuckt worden. Der Staatsschutz ermittelt.

Antisemitischer Übergriff in Berlin: In der Hauptstadt ist ein Rabbiner bespuckt und auf Arabisch beschimpft worden. Das teilte die Jüdische Gemeinde mit. Rabbiner Yehuda Teichtal erstattete Anzeige. Der Staatsschutz ermittelt; die Abteilung des Bundeskriminalamtes ist zuständig, wenn bei Straftaten der Verdacht auf ein politisches Motiv besteht.

Teichtal ist Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Vorsitzender des orthodoxen Jüdischen Bildungszentrums Chabad Lubawitsch in Berlin-Wilmersdorf. Er hatte kurz vor der Attacke am vergangenen Wochenende in einer Synagoge einen Gottesdienst geleitet. Als er von zwei Männern angepöbelt und bespuckt wurde, waren seine Kinder bei ihm.

Rabbiner Teichtal: Aggressionen gegen Juden entwickeln Eigenleben

„Wir müssen leider feststellen, dass die Aggressionen gegen Juden sowohl auf den Schulhöfen als auch auf den Straßen Berlins ein Eigenleben entwickelt haben“, sagte Teichtal laut Jüdischer Gemeinde zu dem Vorfall. „Ich bleibe aber weiterhin überzeugt: Die meisten Menschen in Berlin wollen diese Aggression gegen Juden als traurigen Bestandteil des jüdischen Alltags nicht hinnehmen.“

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und anderer Berliner Politiker verurteilten den Angriff. „Berlin als ,Stadt der Freiheit’ ist auch und nicht zuletzt eine Stadt der Religionsfreiheit, in der alle Bürgerinnen und Bürger gleich welchen Glaubens ihre Religion frei und unbehelligt ausüben können“, sagte der Müller laut Mitteilung vom Mittwoch. „Das zu gewährleisten, ist eine zentrale staatliche Verantwortung.“

Jüdische Gemeinde fordert mehr Polizeischutz

Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin, sagte, der Vorfall beweise, „wie wichtig es ist, den Kampf gegen Antisemitismus durch weitere praktische Maßnahmen zu verstärken“. Joffe forderte den Einsatz von zivilen Polizeibeamten im Umfeld von Synagogen. Sie sollten sicherstellen, „dass unsere Beterinnen und Beter ihren Weg zur Synagoge und zurück im Umfeld unserer Gotteshäuser ungestört antreten können“, erklärte Joffe.

Dass ausgerechnet Teichtal Opfer einer Attacke wurde, sei eine „bösartige Ironie des Schicksals“, so Joffe. Der Rabbiner setze sich seit Jahren für ein Miteinander zwischen allen Religionen und Kulturen ein.

Die Europäische Rabbinerkonferenz (CER) zeigte sich schockiert über den erneuten Angriff auf einen Rabbiner in Deutschland. „Diese Vorfälle bedrohen die Religionsfreiheit und das religiöse Miteinander in Deutschland und gefährden damit einen Wesenszug der deutschen Gesellschaft, die für ihre religiöse Pluralität bekannt ist“, CER-Generalsekretär, der Rabbiner Gady Gronich, der Deutschen Welle. (dpa/epd/moi)