Berlin. Einer Studie zufolge zahlen Kunden von Viagogo ein Vielfaches mehr für Tickets. Die SPD will die Abzocke bis Sommer 2020 unterbinden.

Gegen die Ticketbörse Viagogo regt sich schon lange Kritik. Der schlechte Ruf des Schweizer Unternehmens hat mehrere Gründe, vor allem aber diesen: völlig überteuerte Preise.

Dass es sich dabei nicht nur um das persönliche Empfinden von Konzertgängern und Fußballfans handelt, die sich übers Ohr gehauen fühlen, zeigt nun eine Studie. Einer Auswertung der Marktwächter der Verbraucherzentrale Bayern zufolge kosten Konzertkarten bei Viagogo im Schnitt das Dreifache des Originalpreises – bei besonders begehrten Events auch mal mehr als das Achtfache.

Viagogo-Abzocke: SPD will Gesetze verschärfen

„Verbraucher sind bei Viagogo einer preislichen Willkür ausgeliefert“, sagte Teamleiterin Tatjana Halm dem Bericht zufolge, aus dem die „Welt am Sonntag“ zitiert. „Höhere Ausgangspreise der Tickets und intransparente Gebühren sorgen für ein Preisniveau, das deutlich über dem offizieller Verkaufsstellen liegt.“

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    Gegen diese Praxis will die SPD nun mit einem Gesetz vorgehen, das Plattformen wie Viagogo verbietet, überhöhte Preise für Eintrittskarten zu verlangen. „Wir müssen härter gegen die Abzocke von Viagogo vorgehen“, sagte der rechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes Fechner, der Zeitung. Er forderte, eine vom EU-Parlament verabschiedete Richtlinie rasch in deutsches Recht umzuwandeln.

    Viagogo und Co. drohen nach EU-Beschluss hohe Bußgelder

    Viagogo wies die Vorwürfe zurück. Die Plattform bringe lediglich Käufer und Verkäufer zusammen, sagte ein Unternehmenssprecher der „Welt am Sonntag“. Der Preis werde vom Verkäufer festgesetzt. „Bei hoher Nachfrage und begrenztem Angebot steigen die Preise.“

    Dem Beschluss des EU-Parlaments zufolge sollen Tickethändler nicht mehr mit Hilfe von automatisierten Programmen massenhaft Eintrittskarten bestellen dürfen, um sie auf Plattform im Internet zu verkaufen. Ansonsten drohen hohe Bußgelder.

    Viagogo-Abzocke soll bis zur EM 2020 beendet werden

    „Wir sollten den Ehrgeiz haben, die notwendigen Gesetzesverschärfungen bis Sommer 2020 umgesetzt zu haben“, sagte Fechner. Dann findet die nächste Fußball-Europameisterschaft statt.

    Wie schnell man in die Falle tappen kann, zeigt auch eine persönliche Erfahrung unseren Autors von 2017: Reingefallen auf Viagogo: So läuft das miese Ticket-Geschäft. Im gleichen Jahr verkaufte Viagogo außerdem Tickets für eine nicht existierende Show von Carolin Kebekus.

    Und auch Musiker hatten schon Ärger mit dem Portal: Trotz Verbot: Viagogo bietet weiter Rammstein-Tickets an. „Frontal 21“ wiederum übte kürzlich harte Kritik an Viagogo – wegen der Wucherpreise.

    (dpa/cho)