Passau. Impfungen werden bisher nur empfohlen. Doch eine Pflicht findet immer mehr Befürworter. Auch der Ärztekammerpräsident gehört dazu.

Den ersten Pieks gibt es bereits im Alter von zwei Monaten – zumindest wenn sich die Eltern an die Empfehlungen für Schutzimpfungen halten. Dass das längst nicht alle tun, zeigte vor Kurzem die steigende Zahl der Maserninfektionen in Deutschland. Nun wird über Konsequenzen diskutiert – allen voran über eine Impflicht.

Auch Ärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery fordert diese nun gegen ausgewählte Krankheiten und kritisiert Impfgegner scharf. „Als Arzt habe ich überhaupt kein Verständnis dafür, dass man eine Impfpflicht ablehnt. Alle Argumente der Impfgegner sind widerlegt. Das ist medizinischer Humbug“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“.

Nötig ist eine Impfpflicht laut Montgomery sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Für Letztere sollte nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vor allem der Schutz gegen Tetanus, Diphterie, Pertussis und Poliomyelitis aktuell sein.

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Angestoßen hatte die Impflicht-Debatte die SPD, die eine Pflichtimpfung gegen Masern ins Spiel gebracht hatte. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich offen für eine solche Maßnahme.

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Zuvor hatten bereits mehrere Kitas und Schulen das Thema selbst in die Hand genommen. So nimmt etwa eine Kita in Essen nur geimpfte Kinder auf. Auch in einer Kita in Sachsen-Anhalt gibt es nur für geimpfte Kinder Plätze. Und eine Schule in Hildesheim legte fest: Ohne Masern-Impfung kein Unterricht.

Mit solchen Maßnahmen rennen die Einrichtungen bei den meisten Deutschen offene Türen ein. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag unserer Redaktion ist eine große Mehrheit dafür, dass es einen Kita-Platz nur gegen Impfung geben sollte.

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(epd/cho)