Berlin. Innerhalb von elf Jahren ist die deutsche Bevölkerung auf dem Land um über fünf Jahre gealtert. In den Städten waren es nur zwei Jahre.

Deutschlands Gesellschaft wird immer älter – besonders deutlich wird das auf dem Land. Wie aus einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht, ist zwischen 1995 bis 2016 der Altersdurchschnitt auf dem Land um über fünf Jahre gestiegen: von 39,5 auf 44,8 Jahre. In den Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern sowie der Region Hannover und der Städteregion Aachen waren es dagegen nur zwei Jahre: von 40,7 Jahren 1995 auf 42,7 Jahre 2016.

In Frankfurt am Main hat sogar eine Verjüngung eingesetzt. 1995 waren die Frankfurter durchschnittlich 41,3 Jahre alt, 2016 nur noch 40,6 Jahre. Ein ganz anderes Bild zeichnet sich im thüringischen Suhl ab. Die kreisfreie Mittelstadt mit rund 35.000 Einwohnern hatte 1995 noch eine Bevölkerung, die durchschnittlich 44,2 Jahre alt war. Elf Jahre später lag der Durchschnittswert bei 50,3 Jahren.

Dieses Ost-West-Gefälle zieht sich auch durch die restliche Studie. Die zehn Regionen mit den jüngsten Altersdurchschnitten von 40,1 bis 41,1 Jahren liegen alle in Westdeutschland. Die zehn Regionen mit dem höchsten Altersdurchschnitt von 49,1 bis 50,3 Jahren befinden sich dagegen in Ostdeutschland. Insgesamt sind für die Studie 71 kreisfreie Großstädte und 330 Kreise untersucht worden.

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Schlussfolgerung: Regionen müssen spezifisch reagieren

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Städte für junge Menschen attraktiver sind. Zum einen würden jüngere ausländische Zuwanderer ein städtisches Leben bevorzugen. Zum anderen würden junge Deutsche häufig in die Stadt ziehen, wenn der Studienstart oder der Arbeitsbeginn anstünden.

„Davon profitieren mittelgroße Städte wie Heidelberg und Münster, in denen der Anteil der 20- bis 25-Jährigen höher ist als in den Millionenstädten“, sagte IW-Ökonom Christian Oberst. Besonders hoch ist laut der Studie der Anteil der 25- bis 45-Jährigen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart.

Beim Ost-West-Gefälle kommen die Autoren zu den Schluss, dass es fallbezogene Antworten seitens der Länder oder der Regionen brauche, da ein höherer Anteil an älteren Menschen tendenziell höhere Bedarfe im Gesundheitswesen und in der Pflege fordere. Jüngere Menschen benötigten dagegen eher Bildungseinrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen. (epd/tki)