Berlin. Das Auswärtige Amt warnt weiterhin vor Zurückweisungen bei Einreisen in die Türkei. Die Zahl der Einreisesperren ging jedoch zurück.

Die Türkei verhängt weniger Einreisesperren gegen Deutsche. Im vergangenen Jahr haben die türkischen Grenzbehörden weniger Deutsche an der Einreise gehindert als 2017.

Insgesamt wurden dem Auswärtigen Amt 78 Fälle gemeldet und somit 17 weniger als noch im Jahr 2017. Das geht aus einer Antwort von Staatsminister Michael Roth auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die Zahl ist aber immer noch groß genug, dass das Auswärtige Amt in seinen Reisehinweisen für das Land nach wie vor vor einer Zurückweisung von Reisenden an Flughäfen oder Grenzübergängen warnt. „Betroffene Personen mussten nach einer Wartezeit in Gewahrsam von mehreren Stunden bis zu einigen Tagen ihre Rückreise nach Deutschland antreten“, heißt es in den Reisehinweisen.

Mobiltelefone abgenommen und Kontakte durchsucht

Unter weiter: „Dabei wurden ihnen ihre Mobiltelefone abgenommen und diese auf gespeicherte Inhalte sowie Kontakte durchsucht.“ Die Hintergründe der Einreiseverweigerungen würden zwar grundsätzlich nicht mitgeteilt, schreibt das Ministerium weiter. Es sei aber „auch hier ein Zusammenhang mit anonymen Denunziationen nicht auszuschließen“. Ein hoher Anteil der Zurückgewiesenen habe einen kurdischen oder türkisch-alevitischen Familienhintergrund.

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Die Reisehinweise waren im Juli 2017 auf dem Höhepunkt der Krise in den deutsch-türkischen Beziehungen verschärft worden. Sie wurden seitdem zwar mehrfach verändert, enthalten aber weiterhin auch die Warnung vor willkürlichen Festnahmen.

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Dieses Foto entstand kurz nach Beendigung des Putschversuches am 15. Juli 2016 in der Türkei. Präsident Erdogan (M.) zeigt sich in Istanbul seinen Unterstützern.
Dieses Foto entstand kurz nach Beendigung des Putschversuches am 15. Juli 2016 in der Türkei. Präsident Erdogan (M.) zeigt sich in Istanbul seinen Unterstützern. © REUTERS | HUSEYIN ALDEMIR
Die türkische Regierung hatte wieder die Kontrolle übernommen.
Die türkische Regierung hatte wieder die Kontrolle übernommen. © REUTERS | KENAN GURBUZ
In der Nacht waren in den Straßen von Ankara und der Metropole Istanbul Panzer aufgefahren. Schüsse wurden abgegeben.
In der Nacht waren in den Straßen von Ankara und der Metropole Istanbul Panzer aufgefahren. Schüsse wurden abgegeben. © REUTERS | TUMAY BERKIN
Menschen kletterten auf Panzer und schwenken Türkei-Flaggen.
Menschen kletterten auf Panzer und schwenken Türkei-Flaggen. © Getty Images | Gokhan Sahin
In Istanbul wurden an der Bosporus-Brücke Wasserwerfer eingesetzt, ...
In Istanbul wurden an der Bosporus-Brücke Wasserwerfer eingesetzt, ... © REUTERS | MURAD SEZER
... um gegen die Putschisten vorzugehen.
... um gegen die Putschisten vorzugehen. © Getty Images | Gokhan Tan
Später prügelten Menschen auf die Putschisten ein. Soldaten versuchen, sich vor dem Mob in einen Bus zu retten.
Später prügelten Menschen auf die Putschisten ein. Soldaten versuchen, sich vor dem Mob in einen Bus zu retten. © REUTERS | MURAD SEZER
Die Soldaten, die in den Putsch verwickelt waren und festgenommen wurden, mussten Klamotten und Waffen auf den Boden legen.
Die Soldaten, die in den Putsch verwickelt waren und festgenommen wurden, mussten Klamotten und Waffen auf den Boden legen. © Getty Images | Gokhan Tan
In Istanbul trauten sich die Menschen wieder auf die Straße.
In Istanbul trauten sich die Menschen wieder auf die Straße. © dpa | Tolga Bozoglu
Auf der Bosporus-Brücke in Istanbul versammelten sich unzählige Menschen.
Auf der Bosporus-Brücke in Istanbul versammelten sich unzählige Menschen. © Getty Images | Burak Kara
Einige machten vor den Panzern Selfies.
Einige machten vor den Panzern Selfies. © REUTERS | MURAD SEZER
Andere kletterten auf die zurückgelassenen Militärfahrzeuge.
Andere kletterten auf die zurückgelassenen Militärfahrzeuge. © Getty Images | Gokhan Tan
Das Parlamentsgebäude in Ankara wurde bei den Ausschreitungen teilweise zerstört.
Das Parlamentsgebäude in Ankara wurde bei den Ausschreitungen teilweise zerstört. © dpa | Str
Fotos zeigen Trümmer, zerborstene Scheiben und Schäden am Mauerwerk.
Fotos zeigen Trümmer, zerborstene Scheiben und Schäden am Mauerwerk. © REUTERS | STRINGER
Die Putschisten hatten eine Bombe im türkischen Parlament gezündet.
Die Putschisten hatten eine Bombe im türkischen Parlament gezündet. © imago/Depo Photos | imago stock&people
Nicht nur Anhänger Erdogans, sondern auch breite Teile der Bevölkerung stellten sich in der Nacht gegen die Putschisten.
Nicht nur Anhänger Erdogans, sondern auch breite Teile der Bevölkerung stellten sich in der Nacht gegen die Putschisten. © REUTERS | STRINGER
Die Panzer schmückten sie mit Bildern von Erdogan.
Die Panzer schmückten sie mit Bildern von Erdogan. © REUTERS | TUMAY BERKIN
Am Taksim-Platz in Istanbul wurde eine große Türkei-Flagge ausgebreitet.
Am Taksim-Platz in Istanbul wurde eine große Türkei-Flagge ausgebreitet. © dpa | Uygar Onder Simsek
Zuvor war der Platz noch bewacht worden.
Zuvor war der Platz noch bewacht worden. © REUTERS | MURAD SEZER
Am Abend des 15. Juli hatten Teile des türkischen Militärs einen Putschversuch unternommen.
Am Abend des 15. Juli hatten Teile des türkischen Militärs einen Putschversuch unternommen. © REUTERS | MURAD SEZER
Ministerpräsident Binali Yildirim sagte dem Sender NTV am gleichen Abend, die Sicherheitskräfte täten alles Notwendige, um die Situation zu entschärfen.
Ministerpräsident Binali Yildirim sagte dem Sender NTV am gleichen Abend, die Sicherheitskräfte täten alles Notwendige, um die Situation zu entschärfen. © REUTERS | UMIT BEKTAS
Soldaten hatten beide Bosporus-Brücken in Istanbul abgesperrt.
Soldaten hatten beide Bosporus-Brücken in Istanbul abgesperrt. © Getty Images | Gokhan Tan
Die Brücken verbinden die asiatische mit der europäischen Seite der Türkei.
Die Brücken verbinden die asiatische mit der europäischen Seite der Türkei. © Getty Images | Gokhan Tan
Der türkische Präsident Erdogan rief über FaceTime am Abenddas Volk dazu auf „sich auf den Plätzen und am Flughafen zu versammeln“.
Der türkische Präsident Erdogan rief über FaceTime am Abenddas Volk dazu auf „sich auf den Plätzen und am Flughafen zu versammeln“. © Getty Images | Burak Kara
Der Putschversuch in der Türkei ging nach Darstellung von Präsident Recep Tayyip Erdogan von einer Minderheit in der Armee aus.
Der Putschversuch in der Türkei ging nach Darstellung von Präsident Recep Tayyip Erdogan von einer Minderheit in der Armee aus. © REUTERS | MURAD SEZER
Die Putschisten hatten eine Ausgangssperre im ganzen Land verhängt.
Die Putschisten hatten eine Ausgangssperre im ganzen Land verhängt. © REUTERS | STRINGER
Auf den Straßen in Istanbul waren Panzer zu sehen.
Auf den Straßen in Istanbul waren Panzer zu sehen. © REUTERS | STRINGER
Protestanten erklommen die Panzer.
Protestanten erklommen die Panzer. © REUTERS | STRINGER
Auch in Ankara waren Panzer unterwegs.
Auch in Ankara waren Panzer unterwegs. © Getty Images | Gokhan Sahin
Ein Mann versuchte mit allen Mitteln, einen Panzer am Atatürk-Flughafen zu stoppen.
Ein Mann versuchte mit allen Mitteln, einen Panzer am Atatürk-Flughafen zu stoppen. © REUTERS | STRINGER
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Türkische Politiker haben wiederholt eine Entschärfung der Hinweise gefordert. Die Regierung in Ankara hofft für dieses und die kommenden Jahre auf eine deutliche Steigerung der Zahl deutscher Türkei-Touristen. Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 war es zu einer deutlichen Steigerung der Einreiseverweigerungen und Festnahmen deutscher Staatsbürger gekommen, was die Beziehungen beider Länder massiv belastete. Das Auswärtige Amt verschärfte im vergangenen Jahr noch einmal die Reisehinweise für Türkei-Urlauber

Unklar, wie viele Deutsche in türkischer Haft

Die Freilassung des prominentesten deutschen Häftlings in der Türkei, des Journalisten Deniz Yücel, hat vor einem Jahr allerdings eine Phase der Entspannung eingeleitet. Wie viele Deutsche heute noch aus politischen Gründen in der Türkei in Haft sitzen, teilt die Bundesregierung seit kurzem nicht mehr mit.

Damit hat sie sich von einer monatelangen Praxis während der deutsch-türkischen Krise verabschiedet. „Eine eindeutige Einordnung in Verhaftungen aus „politischen“ Gründen und „nicht politischen“ Gründen ist nicht möglich“, schreibt Staatsminister Roth jetzt in seiner Antwort an die Linke.

„Nicht in jedem Fall sind die den Verhaftungen zugrundeliegenden Vorwürfe mit den der Bundesregierung vorliegenden Erkenntnissen bewertbar.“ Die Aussagekraft einer Bezifferung der Fälle wäre daher „zweifelhaft“. Bis vor einigen Wochen hatte die Bundesregierung diese Bezifferung aber noch vorgenommen. Zuletzt war von vier Häftlingen die Rede, die aus politischen Gründen in der Türkei inhaftiert seien. (dpa/les)