Berlin. Mit einem Lkw hat der Berlin-Attentäter Anis Amri einen Terroranschlag verübt. Doch eigentlich plante er einen Angriff mit Sprengstoff.

Der Terrorist Anis Amri soll einen Sprengstoffanschlag geplant und mit zwei Komplizen aus Frankreich und Russland zusammengearbeitet haben. Das geht aus einem Schreiben der Bundesanwaltschaft hervor. Erst als die Pläne des Sprengstoffanschlages nicht weiter verfolgt wurden, sei Amri auf die Option eines Lkw-Angriffes umgeschwenkt.

In dem Schreiben ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur festgehalten, dass der Tunesier wegen eines möglichen Sprengstoffanschlags mit dem französischen Islamisten Clément B. in Kontakt stand. Beide verkehrten nach Angaben aus Sicherheitskreisen in der Berliner Fussilet-Moschee.

An den Planungen für den Sprengstoffanschlag soll auch ein Tschetschene beteiligt gewesen sein. Dass der Plan nicht umgesetzt wurde, hat laut Medienberichten damit zu tun, dass die Polizei Ende Oktober 2016 – rund zweieinhalb Monate vor Amris Tat – den als „Gefährder“ eingestuften Magomet C. in seiner Wohnung aufsuchte. Daraufhin trennten sich die Wege der Verschwörer, die nun Angst vor Entdeckung hatten.

Komplize von Anis Amri hortete Sprengstoff

Das Bundesjustizministerium bestätigte die Existenz des Briefs. Das Ministerium leitete ihn an den Untersuchungsausschuss des Bundestags weiter, der die Vorgänge um den Terroranschlag untersucht, wie ein Sprecher sagte. „Zeit Online“ zitiert daraus: „Nach den derzeitigen Ermittlungen gab es im Spätsommer 2016 Pläne von B. und Amri zur Durchführung eines Sprengstoffanschlags in Deutschland.“ Von Clément B., der inzwischen in Frankreich inhaftiert ist, sollen dem Bericht zufolge auch die meisten Erkenntnisse zu den Planungen stammen.

Der Fall Anis Amri -- Chronik eines Terroranschlags

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    Im Sommer hatten Ermittler in Berlin Magomet C., den tschetschenischen Islamisten mit russischer Staatsbürgerschaft, festgenommen. Er soll 2016 in seiner Wohnung in Berlin eine erhebliche Menge des gefährlichen Sprengstoffs TATP gelagert haben. Bereits bekannt war, dass er mit Clément B. eine schwere staatsgefährdende Gewalttat in Deutschland vorbereitet haben soll. Dass B. und Amri einander kannten, ist bekannt. Unklar war bisher allerdings, ob Amri in die Sprengstoffpläne eingebunden war und ob Clément B. mit Amris Anschlag in Berlin zu tun hatte.

    Amri hatte vor zwei Jahren, Mitte Dezember 2016, zwölf Menschen getötet, als er einen Lastwagen gestohlen und auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gesteuert hatte. Auf der Flucht wurde er später in Italien von der Polizei erschossen. FDP, Grüne und Linke haben schon länger erhebliche Zweifel an der von Behördenvertretern vorgebrachten These, Amri sei ein Einzeltäter gewesen.

    Ausschuss soll Ermittlungsfehler im Fall Amri klären

    Die drei Fraktionen klagen jetzt gemeinsam vor dem Bundesverfassungsgericht, um die Vernehmung eines Geheimdienstmitarbeiters im Untersuchungsausschuss des Bundestags zu erzwingen. Linke, Grüne und FDP sind der Meinung, dass sie mögliche Behördenfehler aus der Zeit vor Amris Attentat nicht aufklären können, ohne diesen V-Mann-Führer als Zeugen zu vernehmen. Er hatte 2016 den Kontakt zu einer Quelle des Bundesamtes für Verfassungsschutz in der Fussilet-Moschee gehalten.

    Die Bundesregierung habe den Abgeordneten bisher nur wenige Sätze aus knappen Berichten von den Treffen zwischen dem Beamten und seinem Informanten geliefert, sagte die Linken-Obfrau Martina Renner am Donnerstag in Berlin. Der Ausschuss sei der Regierung schon entgegengekommen, indem er auf eine Vernehmung des Informanten aus der radikalen Islamisten-Szene verzichtet habe. (dpa/ac)