Tunis. Die internationale Gemeinschaft diskutiert den Wiederaufbau Syriens – doch die Sicherheit unter dem Regime von Assad ist zweifelhaft.

Ungeachtet der heftigen Kämpfe in der Provinz Idlib beschäftigt sich die internationale Gemeinschaft allmählich mit dem Wiederaufbau Syriens. „Die Leute wollen nach Hause“, erklärte kürzlich der russische Sondergesandte für Syrien, Alexander Lavren­tiev. Es sei auch im Interesse der europäischen Nationen, bei der Rückkehr jener Flüchtlinge zu helfen, die in ihrer Heimat von Machthaber Baschar al-Assad nichts zu befürchten hätten.

Betroffene argwöhnen jedoch, dem Regime gehe es nicht um Reintegration und Versöhnung, sondern vor allem um eine Abrechnung mit seinen Gegnern. General Jamil Hassan, der Chef des gefürchteten Luftwaffengeheimdienstes, soll kürzlich bei einem Treffen mit 33 Kommandeuren kein Blatt vor den Mund genommen haben. Ein Syrien mit „zehn Millionen vertrauenswürdigen Leuten, die der Führung gehorchen“, sei besser als ein Land mit „30 Millionen Vandalen“, soll der General nach Angaben der Oppositionswebseite The Syrian Reporter gesagt haben.

Vermögende Regime-Gegner sollen den Wiederaufbau bezahlen

Drei Millionen Landsleute stehen nach seinen Worten auf den Fahndungslisten, ihre Anklageschriften liegen fertig in den Schubladen. Auch von 150.000 Geschäftsleuten und wohlhabenden Syrern, „die den Terroristen geholfen haben“, existieren nach seinen Worten Geheimdossiers. Man werde diese Leute unter Hausarrest stellen und zwingen, ihr Vermögen herauszugeben, „damit wiederaufgebaut werden kann, was sie zerstört haben“.

Dass dies keine leeren Drohungen sind, belegt die Oppositionswebseite Zaman al-Wasl. Sie veröffentlichte eine Namensliste von 1,5 Millionen Bürgern, die von Assads Geheimdiensten gesucht werden. Viele Auslandssyrer haben sich darauf wiedergefunden, mit korrekten persönlichen Daten. Weitere Indizien sind die Erfahrungen mit sogenannten Versöhnungsabkommen in den besiegten Rebellenenklaven Ost-Ghouta und Daraa.

Garantien der Regierung zählen rasch nicht mehr

Sobald die Aufständischen ihre Waffen niedergelegt hatten, zählten die Garantien des Regimes nichts mehr. Ärzte, Krankenpfleger, Weißhelme und bekannte Aktivisten wurden verhaftet und gefoltert, Männer unter 43 zwangsrekrutiert und an die Front geschickt. Von Drohungen, Verhören und Schikanen berichten auch die ersten Rückkehrer aus Jordanien, Libanon, der Türkei und Europa.

Abgesehen davon sind Wohnviertel und Dörfer der Geflohenen oft zerstört und geplündert. Es gibt weder Wasser noch Strom, weder Schulen noch Krankenhäuser. Die Weltbank schätzt die Kosten für den Wiederaufbau auf mehr als 320 Milliarden Euro, von denen das Assad-Regime und seine Schutzmächte Iran und Russland höchstens fünf Prozent aufbringen können.

Die Träume der Flüchtlingskinder

„Ich bin genau sieben Jahre alt. Ich komme aus Somalia. Seit fast einem Jahr lebe ich in Deutschland und es gefällt mir. Meine Schwester und ich lieben es, zu spielen und wir lieben ,Die Eiskönigin’. Ich lerne Deutsch in der Schule. Das mag ich. Mein größter Traum ist es, eines Tages ein eigenes Fahrrad zu haben. Wir haben hier in der Unterkunft Fahrräder, aber ich möchte mein eigenes. Vielleicht kann ich dann, wenn ich richtig schnell fahren, davonfliegen.“ Dieses Zitat stammt von Marianne, die mittlerweile in Berlin lebt. Sie ist Teil des Fotoprojekts „Dream Diaries“  des Uno-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR (www.unhcr.de/dream-diaries). Zwei Fotografinnen haben dafür die Träume von Flüchtlingskindern wahr werden lassen. Wir zeigen eine Auswahl dieser wunderbaren Arbeit.
„Ich bin genau sieben Jahre alt. Ich komme aus Somalia. Seit fast einem Jahr lebe ich in Deutschland und es gefällt mir. Meine Schwester und ich lieben es, zu spielen und wir lieben ,Die Eiskönigin’. Ich lerne Deutsch in der Schule. Das mag ich. Mein größter Traum ist es, eines Tages ein eigenes Fahrrad zu haben. Wir haben hier in der Unterkunft Fahrräder, aber ich möchte mein eigenes. Vielleicht kann ich dann, wenn ich richtig schnell fahren, davonfliegen.“ Dieses Zitat stammt von Marianne, die mittlerweile in Berlin lebt. Sie ist Teil des Fotoprojekts „Dream Diaries“ des Uno-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR (www.unhcr.de/dream-diaries). Zwei Fotografinnen haben dafür die Träume von Flüchtlingskindern wahr werden lassen. Wir zeigen eine Auswahl dieser wunderbaren Arbeit. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Gerald Kelsall/iko/Shutterstock.com
„Ich liebe Computerspiele. Eines meiner Lieblingsspiele heißt ,Combat Zombies’, also‚ ,Kampfzombies’. Einmal habe ich mich mit einem Freund unterhalten, ob es Zombies wirklich gibt. Er meinte, dass es Zombies wirklich gibt, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Dann hatte ich doch ein bisschen Angst, nachts alleine zur Toilette zu gehen, denn man kann ja nie wissen. Deshalb möchte ich gerne ein Superheld werden, dann brauche ich keine Angst mehr zu haben. Ich wäre gern ein Superheld mit goldenen Armreifen, wie Wonder Woman. Ich würde die Kämpfe in Syrien beenden.“ Ayham ist acht Jahre alt und musste aus seiner Heimat Syrien fliehen. Er lebt nun in Wien (Österreich).
„Ich liebe Computerspiele. Eines meiner Lieblingsspiele heißt ,Combat Zombies’, also‚ ,Kampfzombies’. Einmal habe ich mich mit einem Freund unterhalten, ob es Zombies wirklich gibt. Er meinte, dass es Zombies wirklich gibt, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Dann hatte ich doch ein bisschen Angst, nachts alleine zur Toilette zu gehen, denn man kann ja nie wissen. Deshalb möchte ich gerne ein Superheld werden, dann brauche ich keine Angst mehr zu haben. Ich wäre gern ein Superheld mit goldenen Armreifen, wie Wonder Woman. Ich würde die Kämpfe in Syrien beenden.“ Ayham ist acht Jahre alt und musste aus seiner Heimat Syrien fliehen. Er lebt nun in Wien (Österreich). © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Image Source Trading Ltd /Shutterstock.com
Zwei niederländische Fotografinnen haben für das Uno-Flüchtlingshilfswerk Flüchtlingskinder in ganz Europa porträtiert und ihre Träume und Wünsche visualisiert. Debra Barraud (r.) fotografierte die Kinder, Annegien Schilling erstellte am Computer die Kinderträume in surreale Kunstwerke.
Zwei niederländische Fotografinnen haben für das Uno-Flüchtlingshilfswerk Flüchtlingskinder in ganz Europa porträtiert und ihre Träume und Wünsche visualisiert. Debra Barraud (r.) fotografierte die Kinder, Annegien Schilling erstellte am Computer die Kinderträume in surreale Kunstwerke. © © UNHCR/Humans of Amsterdam
Auch die 14-jährige alte Manaal ist Teil des Projektes: „Ich bin erst einmal in einem Flugzeug geflogen und das war, als wir aus Somalia hierher kamen. Im Flugzeug habe ich die ganze Zeit Schmetterlinge in meinem Bauch gespürt. Als wir am Flughafen ankamen, habe ich endlich meinen Papa wiedergesehen. Ich habe ihn sehr, sehr lange nicht gesehen, deshalb bin ich zu ihm gelaufen und habe ihn umarmt – so fest ich nur konnte. Vor einiger Zeit habe ich einen Film über eine Stewardess gesehen und sie hat so hübsch ausgesehen und war so clever, dass ich beschlossen habe, später auch Stewardess zu werden. Ich möchte reisen, Paris sehen und Schmetterlinge in meinem Bauch spüren.“ Manaals neue Heimat ist Amsterdam in den Niederlanden.
Auch die 14-jährige alte Manaal ist Teil des Projektes: „Ich bin erst einmal in einem Flugzeug geflogen und das war, als wir aus Somalia hierher kamen. Im Flugzeug habe ich die ganze Zeit Schmetterlinge in meinem Bauch gespürt. Als wir am Flughafen ankamen, habe ich endlich meinen Papa wiedergesehen. Ich habe ihn sehr, sehr lange nicht gesehen, deshalb bin ich zu ihm gelaufen und habe ihn umarmt – so fest ich nur konnte. Vor einiger Zeit habe ich einen Film über eine Stewardess gesehen und sie hat so hübsch ausgesehen und war so clever, dass ich beschlossen habe, später auch Stewardess zu werden. Ich möchte reisen, Paris sehen und Schmetterlinge in meinem Bauch spüren.“ Manaals neue Heimat ist Amsterdam in den Niederlanden. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/popcatter/Shutterstock.com
Shoaib lebt heute in Berlin. Der Krieg zwang ihn, seine Heimat Afghanistan zu verlassen. „Ich denke schon an Fußball, wenn ich morgens aufwache. Auch wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich an Fußball. Ich habe Fußball in Afghanistan gespielt und spiele jetzt in Deutschland. Viele Sachen haben sich in meinem Leben verändert – aber Fußballspielen ist gleich geblieben. Meistens spiele ich mit meinem Onkel und meinem Bruder. Sie passen nie den Ball, wenn sie spielen. Sie möchten diejenigen sein, die die Tore schießen. Deswegen möchte ich nicht mit ihnen in einem Team sein. Für mich ist es egal, wer das Tor schießt. Sobald einer aus dem Team das Tor macht, punktet das gesamte Team und das gesamte Team gewinnt.“
Shoaib lebt heute in Berlin. Der Krieg zwang ihn, seine Heimat Afghanistan zu verlassen. „Ich denke schon an Fußball, wenn ich morgens aufwache. Auch wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich an Fußball. Ich habe Fußball in Afghanistan gespielt und spiele jetzt in Deutschland. Viele Sachen haben sich in meinem Leben verändert – aber Fußballspielen ist gleich geblieben. Meistens spiele ich mit meinem Onkel und meinem Bruder. Sie passen nie den Ball, wenn sie spielen. Sie möchten diejenigen sein, die die Tore schießen. Deswegen möchte ich nicht mit ihnen in einem Team sein. Für mich ist es egal, wer das Tor schießt. Sobald einer aus dem Team das Tor macht, punktet das gesamte Team und das gesamte Team gewinnt.“ © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Bernatskaya Oxana/Shutterstock.com
Sie sei ein sehr starkes Mädchen (7), stark wie ein Löwe. Diese Worte stammen von Hannahs Onkel. Das Mädchen flüchtete mit ihrer Großmutter und ihrem Onkel aus Syrien nach Deutschland. Sie leben in Berlin. Hannah vermisst ihren Zwillingsbruder und ihre Eltern, die weiterhin in Syrien leben.
Sie sei ein sehr starkes Mädchen (7), stark wie ein Löwe. Diese Worte stammen von Hannahs Onkel. Das Mädchen flüchtete mit ihrer Großmutter und ihrem Onkel aus Syrien nach Deutschland. Sie leben in Berlin. Hannah vermisst ihren Zwillingsbruder und ihre Eltern, die weiterhin in Syrien leben. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Maggy Meyer/Shutterstock.com
Amr (15) musste seine Heimatland Syrien mit einem Schlauchboot verlassen und lebt mittlerweile in Wien. Er träumt von einer Welt ohne Krieg. Eines Tages will er Journalist werden, damit „ die Menschen die Wahrheit erfahren. Journalisten haben die Macht dazu“.
Amr (15) musste seine Heimatland Syrien mit einem Schlauchboot verlassen und lebt mittlerweile in Wien. Er träumt von einer Welt ohne Krieg. Eines Tages will er Journalist werden, damit „ die Menschen die Wahrheit erfahren. Journalisten haben die Macht dazu“. © ©Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/petoei/andrea crisante/andrewvect/kasha_malasha/Shutterstock.com
Shana ist acht Jahre alt. Auch sie kommt aus Syrien und lebt nun in Österreichs Hauptstadt. Mit der Unterstützung des UNHCR fand ihre Familie wieder zueinander. Shana glaubt an Märchen und träumt davon, als Prinzessin in einer Burg zu leben.
Shana ist acht Jahre alt. Auch sie kommt aus Syrien und lebt nun in Österreichs Hauptstadt. Mit der Unterstützung des UNHCR fand ihre Familie wieder zueinander. Shana glaubt an Märchen und träumt davon, als Prinzessin in einer Burg zu leben. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Juhku/Shutterstock.com
Die fünfjährige Avien und ihre achtjährige Schwester Farida sind aus Syrien geflohen und haben in Berlin Zuflucht gefunden. Sie lieben es, ihre Geheimnisse miteinander zu teilen, im Park zu spielen und Schmetterlinge zu jagen.
Die fünfjährige Avien und ihre achtjährige Schwester Farida sind aus Syrien geflohen und haben in Berlin Zuflucht gefunden. Sie lieben es, ihre Geheimnisse miteinander zu teilen, im Park zu spielen und Schmetterlinge zu jagen. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Dimedrol68/Shutterstock.com
Khalid ist 20 Jahre alt und 2009 aus Somalia nach Wien (Österreich) gekommen. Seit seiner Ankunft lernt er fleißig die deutsche Sprache und geht zur Abendschule, um eines Tages studieren zu können. Er träumt davon, eines Tages einen „Job mit Sinn“ zu haben. „Während des Fastenmonats Ramadan bin ich freiwillig in Kinder- und Altersheime gegangen, um mit den Menschen dort zu reden und zu spielen. So habe ich hautnah erlebt, was es heißt, anderen zu helfen. Ich wünsche mir, dass die Menschen besser miteinander auskommen, sich gegenseitig zuhören und verschiedene Meinungen wertschätzen.“ Als Kind hatte er nie die Möglichkeit gehabt, seinen Geburtstag zu feiern. Er träumt von einer Mottoparty bei der sich seine Freunde als Harry Potter oder Batman verkleiden. Seine Schwester sagt immer zu ihm: „Du bist die Tinte und das Leben ist ein Buch. Du kannst deine eigene Geschichte schreiben.“
Khalid ist 20 Jahre alt und 2009 aus Somalia nach Wien (Österreich) gekommen. Seit seiner Ankunft lernt er fleißig die deutsche Sprache und geht zur Abendschule, um eines Tages studieren zu können. Er träumt davon, eines Tages einen „Job mit Sinn“ zu haben. „Während des Fastenmonats Ramadan bin ich freiwillig in Kinder- und Altersheime gegangen, um mit den Menschen dort zu reden und zu spielen. So habe ich hautnah erlebt, was es heißt, anderen zu helfen. Ich wünsche mir, dass die Menschen besser miteinander auskommen, sich gegenseitig zuhören und verschiedene Meinungen wertschätzen.“ Als Kind hatte er nie die Möglichkeit gehabt, seinen Geburtstag zu feiern. Er träumt von einer Mottoparty bei der sich seine Freunde als Harry Potter oder Batman verkleiden. Seine Schwester sagt immer zu ihm: „Du bist die Tinte und das Leben ist ein Buch. Du kannst deine eigene Geschichte schreiben.“ © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/kzww/Shutterstock.com
Ghazels Traum ist es, dass jeder Mensch Flügel hat, um fliegen zu können, den Mond zu umarmen und den Himmel zu berühren. Die zehn Jahre alte Ghazel aus Syrien lebt in Lausanne in der Schweiz.
Ghazels Traum ist es, dass jeder Mensch Flügel hat, um fliegen zu können, den Mond zu umarmen und den Himmel zu berühren. Die zehn Jahre alte Ghazel aus Syrien lebt in Lausanne in der Schweiz. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerss/UNHCR/Claudio Divizia/Shuttershock.com
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UN: Rückkehr in ein „würdiges Leben“ nicht möglich

Unbeirrt warnt daher das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR vor einer Massenheimkehr. Die Bedingungen seien nach wie vor nicht gegeben, dass die Menschen in ein sicheres und würdiges Leben zurückkehren könnten, urteilt der UNHCR – eine Haltung, die in den europäischen Hauptstädten geteilt wird. Daher könne man die Rückkehr von Flüchtlingen derzeit „weder fördern noch unterstützen“.