Kurdenmiliz nimmt drei deutsche Dschihadisten in Syrien fest
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Beirut. Drei deutsche IS-Kämpfer sind in Nordsyrien festgesetzt worden. Einer von ihnen soll engen Kontakt zur 9/11-Terrorzelle gehabt haben.
Der festgenommene Dschihadist Mohammed Haidar Sammar ist nicht der einzige deutsche Gefangene der kurdischen YPG-Miliz. Insgesamt rund 400 ausländische IS-Kämpfer seien im Gewahrsam der YPG-Miliz, darunter auch „einige wenige“ Deutsche, berichtete ein Sprecher des Parteienbündnisses Tev-Dem, das die Region kontrolliert, unserer Redaktion.
Neben Sammar zählen dazu Fared S. aus Bonn und Dominic R. aus dem Frankfurter Raum. Ein YPG-Sprecher nannte die Gefangenen eine zunehmende Belastung für die Kurdenmiliz. Die YPG sei im Kontakt mit den Regierungen der Herkunftsländer der Gefangenen. „Sie sagen uns immer wieder, dass sie sie herausholen, aber sie tun es nicht.“
Er wünsche sich, dass die YPG mehr Unterstützung wegen der Gefangenen bekomme, unter denen sich „extrem gefährliche Menschen“ befänden. „Die UNO sollte sich dafür einsetzen und Schritte einleiten. Wir wissen nicht, wie lange diese Situation seitens der YPG beherrscht werden kann.“
Sammar soll Mohammed Atta für al-Kaida rekrutiert haben
Mohammed Haidar Sammar soll der Hamburger Zelle um Mohammed Atta, einem der Attentäter vom 11. September 2001, eng verbunden gewesen sein. Zuletzt soll er sich der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben.
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Er werde von kurdischen Sicherheitsdiensten in deren Hauptquartier in Rakka verhört, sagte ein Militärsprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Ein hochrangiger Vertreter der Kurdenmiliz YPG berichtete, Sammar sei vor einigen Tagen nach längerer Observation im Norden Syriens festgenommen worden.
Sammar war als Kind nach Deutschland gekommen. Der vor Jahrzehnten eingebürgerte Kfz-Schlosser lebte im Stadtteil Alsterdorf. Er geriet ins Visier der Fahnder, weil er Atta und dessen Komplizen in Hamburg für das Terrornetzwerk al-Kaida rekrutiert haben soll.
US-Geheimdienst soll Sammar verschleppt und gefoltert haben
Dem US-Geheimdienst wird vorgeworfen, Sammar 2002, nach anderen Angaben bereits Ende 2001, im marokkanischen Casablanca entführt und nach Syrien verschleppt zu haben. Dort saß er in einer als Foltergefängnis geltenden Haftanstalt ein, wo er auch von Angehörigen deutscher Sicherheitsbehörden vernommen wurde. Wegen Zugehörigkeit zur Muslimbruderschaft, die in Syrien verboten ist, wurde er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, 2013 kam er nach Angaben syrischer Quellen einem Gefangenenaustausch frei.
Aus dem Auswärtigen Amt heißt es, man habe zwar „Kenntnis von Fällen deutscher Staatsbürger, die sich in Nord-Syrien in Gewahrsam befinden sollen“, aber keine eigenen Erkenntnisse. Auch die genaue Zahl der deutschen Gefangenen in Nord-Syrien sei nicht bekannt. Da die Botschaft in Damaskus geschlossen sei, sei ein konsularische Betreuung der Gefangenen „faktisch derzeit nicht möglich“. Im benachbarten Irak sind derzeit zehn Deutsche inhaftiert.
(fmg/dpa)
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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