First Lady Barbara Bush – Voller Humor und Herzenswärme
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Die Matriarchin ist tot: Barbara Bush, First Lady und Präsidenten-Mutter, starb im Alter von 92 Jahren. Sie war in den USA sehr beliebt.
Als sie 1989 im Weißen Haus die Umzugskisten auspackte, sagte Barbara Bush einen kleinen Satz, der über alle Partei- und Ideologiegrenzen hinweg ihre unangefochten hohen Beliebtheitswerte erklärt. „Ich weiß aus den Briefen, die ich bekomme, dass sich heute viele rundliche, weißhaarige, faltige Ladies vor Freude kaum halten können“, sagt die damals rundliche, weißhaarige und faltige First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika.
Für so viel Selbstironie im Umgang mit den eigenen Unzulänglichkeiten waren ihr im Handumdrehen Pluspunkte beim Volk und in vielen Medien gewiss. Nach Vorgängerin Nancy Reagan, die einen Etepetete-Stil kultivierte, kam mit der Frau aus Rye im Bundesstaat New York unaufgeregte Bodenständigkeit an die Pennsylvania Avenue 1600.
Nach langer Krankheit ist die Ehefrau von Präsident Nr. 41, George H. W. Bush, und sechsfache Mutter, darunter Präsident Nr. 43, George W. Bush, am Dienstagabend in ihrem Haus in Houston/Texas gestorben. Präsident Donald Trump und viele seiner Vorgänger kondolierten vor der für Samstag vorgesehenen Beisetzung mit Betroffenheit. „Bar“ Bush, wie ihr Mann sie nannte, war der „Felsen einer Familie“. Mit „Demut und Anstand“ spiegelte sie „das Beste des amerikanischen Geistes wider“, erklärten Michelle und Barack Obama.
Die letzten Stunde im Kreis der Familie
Weil lange Krankenhausaufenthalte wegen einer chronischen Lungenerkrankung (COPD) und starken Herzbeschwerden keine Besserung brachten, war die 92-Jährige am Sonntag nach Rücksprache mit den Ärzten nach Hause gekommen. Sie wollte die letzten Stunden abseits der Apparate-Medizin im Kreis der Familie verbringen, zu der 17 Enkel und sieben Ur-Enkel gehören.
Mit ihr geht die ebenso witzige wie resolute Matriarchin einer politischen Dynastie, die vor 73 Jahren begann. Damals heiratete die gebürtige Barbara Pierce ihren persönlichen „Helden“, den sie wenige Woche nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor beim einem Tanzvergnügen kennengelernt hatte.
George W. Bush nannte seine Mutter ehrfürchtig „Vollstreckerin“
Barbara Bush sah ihre Rolle im Zusammenhalten der Familie. Die fünf Kinder George W., Jeb, Neil, Marvin und Dorothy verlangten nach einer Anker-Figur, die bei jedem Wellengang erreichbar war. Die Bushs zogen fast 30 Mal um. Ein sechstes Kind, die kleine Robin, starb im Alter von drei Jahren an Leukämie. Ihre bereits mit 28 Jahren schlohweiß gewordenen Haare („Silberfuchs“) und eine jahrelange Depression führte Barbara Bush auf diesen Schicksalsschlag zurück, bewahrte sich aber Unnachgiebigkeit und Herzenswärme.
Nach außen war sie die Löwen-Mama, die alles wegbeißt, was der Nachkommenschaft abträglich war. Nach innen regierte sie streng durch. So wurden die Enkel mit Fitbit-Fitness-Uhren ausgestattet. Ließen die Kleinen die Zügel schleifen, was ein schneller Blick auf die App beweist, griff die resolute Oma gesundheitspädagogisch ein. Nicht ohne Grund. Mit zwölf wog sie bereits 67 kg. „Iss auf, Martha“, habe ihre Mutter immer zu ihrer Schwester gesagt und sofort angefügt: „Barbara, du nicht.“
Man dürfe sich ihre Schwiegermutter nicht als „großmütterliches Tantchen“ vorstellen, sagte einmal Laura Bush, die Ehefrau von George W. Bush, sondern „eher wie Don Corleone“. „Dabbeljuh“ selbst nannte seine „Mom“ ehrfürchtig die „Vollstreckerin“.
In 29-Dollar-Schuhen zum Präsidentschaftsball
Während Jackie Kennedy Stil und Mode einer ganzen Generation prägte, Rosalynn Carter und Nancy Reagan als machtbewusste Einflüsterinnen ihrer Männer auftraten und sich Hillary Clinton selbstbewusst als Ko-Präsidentin neben Bill Clinton inszenierte, entschied sich Barbara Bush bis zum Ausscheiden ihres Mannes 1993 für den erdenden Part „Mutter der Nation“, die sich um Luxus nicht schert. Sie trug, um das schwache Bindegewebe am Hals zu überdecken, eine dreisträngige Halskette aus falschen Perlen. Beim ersten Präsidentschaftsball tanzte sie in Schuhen für 29 Dollar.
Bushs konventionell anmutende Interpretation der First Lady-Rolle wurde oft als unpolitisch wahrgenommen. Das war Barbara Bush keineswegs. Sie war gegen ein staatliches Abtreibungsverbot und für einen Bann von Sturmgewehren. Legendär ist ihre demonstrative Unterstützung für Aids-Kranke zu einem Zeitpunkt (1989), als noch Spekulationen über eine Ansteckungsgefahr durch schlichtes Berühren kursierten. Auch die Benachteiligung von Homosexuellen war ihr ein Graus.
Das sind die First Ladys seit 1945
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Viele schätzten an Barbara Bush ihren trockenen Humor
Allein, sie profilierte sich nie gegen ihren Mann. „Ich tanze nicht in seinem Büro herum und er nicht in meinem“, war ihr Credo. Feministinnen war Bush ein rotes Tuch, weil sie mit 19 ohne Abschluss das College abbrach, um zu heiraten. Auch darauf hatte sie später eine Antwort. 1990 rief Barbara Bush den Diplomierten des renommierten Wellesley-College zu: „Am Ende eures Lebens werdet ihr nicht bereuen, eine weitere Prüfung nicht bestanden zu haben, oder nicht noch einen Prozess gewonnen oder einen weiteren Deal abgeschlossen zu haben. Aber ihr werdet es bereuen, nicht mehr Zeit mit eurem Mann, eurem Kind, einem Freund oder Eltern verbracht zu haben.“
Was viele Amerikaner an der Tochter eines Zeitschriftenverlegers schätzten, war ihr trockener, galliger, selbstironischer Humor. „Ich heiratete den ersten Mann, den ich je geküsst habe“, nahm Barbara Bush sich oft selbst auf den Arm, „wenn ich das meinen Kindern sage, müssen die sich fast übergeben.“
Barbara Bush über Trump: „Er macht mich krank“
Als Sohn George W. in den 90er Jahren im Wahlkampf steckte, funkte sie ihm bei einer Rede dazwischen und erzählte, wie Klein-Georgie in der vierten Klasse einen Aufsatz schrieb, „in dem er erklärte, dass im Jahr 1519 Ferdinand Magellan aufbrach, um die Welt zu beschneiden – statt zu umsegeln.
Als sie gemeinsam mit Sohn Jeb, dessen Präsidentschaftskandidatur sie 2016 erst abgelehnt hatte („wir hatten schon genug Bushs“), im Interview gefragt wurde, was sie von Donald Trumop hält, gab sie knapp zurück: „Er macht mich krank.“
First Lady kämpfte gegen Analphabetismus
2010 beschied sie die schrille republikanische Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin mit einem kalten Lächeln so: „Ich saß einst neben ihr und dachte, wie schön sie ist und dass sie sehr glücklich in Alaska ist. Und ich hoffe, dass sie dort bleibt.“
Mit ihrem Namen verbunden bleibt eine Stiftung, die sich dafür einsetzt, den Analphabetismus zu bekämpfen. „Zeigt euren Kindern, dass ihr lest“, war ihr oft gehörter Appell. 800.000 Dollar aus den Einnahmen aus ihrem beliebten Buch über die Spaniel-Hündin „Millie“, die als „First Dog“ für Furore sorgte, flossen in das Projekt. Barbara Bush, die „Queen Mum“ der unaristokratischen Amerikaner, erreichte mit ihren Lebensweisheiten bis zuletzt Hunderttausende. „Wichtig ist nicht, was du besitzt. Sondern wie du deine Mitmenschen behandelst.“
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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