Tripolis. In Libyen werden Migranten verkauft wie Vieh. Das kritisieren Hilfsorganisationen seit längerem. Ein Bericht zeigt den Handel im Video.

„900, 1000, 1100“: Die Interessenten auf dem Handy-Video überbieten sich gegenseitig, als würde es um Tiere gehen. „Große starke Jungs für die Arbeit auf der Farm“, wirbt der Auktionator. Am Ende werden die zwei Männer für 1200 Libysche Dinar – gerade einmal knapp 750 Euro – ihrem neuen Besitzer übergeben.

Diese drastischen Szenen hat der US-Fernsehsender CNN auf seinem Internetportal veröffentlicht. Die Reporter des Senders verifizierten den Handyclip, der ihnen zugespielt wurde, indem sie dem angeblichen Sklavenhandel in Libyen nachgingen: Dort deckten die Reporter mit versteckter Kamera regelrechte Sklavenmärkte auf.

„Systematische Mangelernährung“

Die Reporter beobachteten mehrere Auktionen, bei denen mehrere Dutzend Männer in wenigen Minuten „unter den Hammer“ gingen. Viele der Männer stammten aus Nigeria, Niger, Ghana und anderen afrikanischen Ländern, aus denen viele Flüchtlinge kommen.

Schon im April warnte die Internationale Organisation für Migration (IOM) vor einem modernen Sklavenhandel in Libyen. Der Leiter der IOM-Sondereinsätze sprach von „katastrophalen Zuständen“.

Die Migranten seien „konfrontiert mit systematischer Mangelernährung, sexuellem Missbrauch bis hin zum Mord“. Dem IOM zufolge werden Frauen in die Prostitution gezwungen und vergewaltigt. Diese Einschätzung stützte die Organisation auf Zeugenberichte. Laut CNN verschärft sich die Lage weiter, seitdem die libysche Küstenwache weniger Boote in Richtung Europa passieren lässt. (les)