Köln. Selbst bei offenem Fenster giftigere Luft als in Raucherkneipen: Kinderschützer fordern, das Rauchen in Auto mit Kindern zu verbieten.

Das Deutsche Kinderhilfswerk und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordern ein gesetzliches Rauchverbot in Autos, in denen Kinder und Jugendliche mitfahren. In einem gemeinsamen Appell an die Bundesregierung verlangen die Verbände eine entsprechende Änderung der Straßenverkehrsordnung, um Minderjährige vor den Gefahren des Passivrauchens zu schützen, wie die Organisationen mitteilten.

„Viele europäische Länder schützen Kinder und Jugendliche in Fahrzeugen bereits durch ein gesetzliches Rauchverbot, beispielsweise Frankreich, Finnland, Großbritannien und Italien“, sagte die Vizepräsidentin des Kinderhilfswerkes, Anne Lütkes. In Deutschland seien rund eine Millionen Kinder Rauch ausgesetzt.

Bei Verstoß ein Bußgeld

Messungen des Deutschen Krebsforschungszentrums haben den Angaben nach ergeben, dass die Giftstoffbelastung durch Rauchen im Auto extrem hoch ist. Selbst bei leicht geöffnetem Fenster sei die Konzentration mancher toxischer Partikel bis zu fünfmal so hoch wie in einer Raucherkneipe, hieß es. Deshalb fordern die beiden Verbände einen gesetzlichen Schutz von mitfahrenden Kindern und Jugendlichen.

Sie verwiesen darauf, dass ein solches Rauchverbot nach Ergebnissen des Gesundheitsmonitors 2014 rund 87 Prozent der Deutschen befürworten. Ein Verstoß dagegen würde als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße geahndet. Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hat ergeben, dass ein Rauchverbot in Fahrzeugen mit dem Grundgesetz vereinbar ist.

Kinderärzteverband: Viel höheres Asthmarisiko

Nach Angaben des Präsident des Kinderärzte-Verbandes, Thomas Fischbach, haben durch Tabakrauch belastete Kleinkinder gegenüber unbelasteten Kindern ein um 50 bis 100 Prozent erhöhtes Risiko für Infektionen der unteren Atemwege, Asthma, Bronchitis oder Lungenentzündung. Passivrauchen könne bei Kleinkindern auch zu Mittelohrentzündungen führen, ferner leide bei den Kindern der Geruchssinn, Herz und Kreislauf seien weniger leistungsfähig. Auch das Risiko für einen plötzlichen Kindstod erhöhe sich durch Passivrauch deutlich, warnte Fischbach. (epd)