Berlin. Die Bundesregierung investiert weitere 100 Millionen Euro in den Wiederaufbau. Die Menschen sollen wieder in den Nordirak zurückkehren.

Die Bundesregierung stärkt den Wiederaufbau in der ehemaligen Millionenstadt Mossul im Norden des Iraks. Nach Informationen dieser Redaktion werden in diesem Jahr zusätzlich 100 Millionen Euro an staatlicher Unterstützung aus dem Etat des Entwicklungsministeriums gezahlt. Bislang waren rund 50 Millionen Euro in Lager für die Menschen aus Mossul und in den Wiederaufbau von Gebieten geflossen, die schon vom IS-befreit waren.

Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) hatte Mossul im Juni 2014 überrannt und von dort aus große Teile des Iraks eingenommen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht hatte sich IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi 2014 unter dem schiefen Minarett, dem mittlerweile zerstörten Wahrzeichen der Stadt, zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Im Oktober 2016 begann dann eine Offensive irakischer Sicherheitskräfte, Mitte Juli verkündete die irakische Armee die Rückeroberung der ehemaligen Metropole. Mit Mossul verlor der IS seine größte Hochburg im Irak. Die Extremisten kontrollieren in dem Land nur noch wenige Orte und Gebiete an der Grenze zu Syrien.

Mindestens 900.000 Menschen waren aus Mossul geflohen

„Der IS hat den Menschen in Mossul unfassbares Leid zugefügt. Folter, Vergewaltigung und Zerstörung waren an der Tagesordnung. Dieses grausame Kapitel geht nun endlich zu Ende“, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) dieser Redaktion. „Schwerpunkte unserer Arbeit sind der Aufbau der Wasser- und Stromversorgung sowie der Bau von Unterkünften und die medizinische Versorgung. Besondere Hilfe benötigen hier die Kinder.“

Sicherheitskräfte durchkämmen Mossul Haus für Haus

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    Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit Oktober 2016 etwa 900.000 Menschen aus der Region Mossul geflohen. 84 Prozent dieser Flüchtlinge sollen sich in Camps in der näheren Umgebung aufhalten. „Mit einigen konnte ich bei meinem Besuch im Flüchtlingscamp Debaga im Nordirak sprechen. Die Botschaft war klar: Wir wollen zurück. Wichtig ist, dass wir die Menschen dabei nicht alleine lassen“, betont der CSU-Minister. Nach Auskunft des Ministeriums sind bereits über 200.000 Menschen nach Mossul zurückgekehrt.

    Wiederaufbaukosten von einer Milliarde US-Dollar im Jahr

    Auch in die Stadt Tikrit seien die Menschen zurückgegangen. „Mit deutscher Hilfe konnten 130.000 Menschen dort ihre Wohnungen aufbauen und ihr Leben wieder in die Hand nehmen“, sagte Müller. Gute Erfahrungen habe man mit „Cash for Work“-Projekten in den Flüchtlingscamps gemacht. Mit diesen „Bargeld gegen Arbeit“-Maßnahmen können Flüchtlinge und Bewohner der Gemeinden, die Flüchtlinge aufnehmen, ein schnell verfügbares Einkommen erzielen – und wichtige Infrastrukturhilfe leisten. „Wir haben bereits begonnen, solche Jobs auch in Mossul zu schaffen. So können die Rückkehrer ihre Schulen, Kliniken und Straßen selbst wieder aufbauen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Lage stabil bleibt“, betont Müller.

    Er verweist darauf, dass mit deutscher Hilfe bereits 60.000 Kinder in Mossul wieder zur Schule gehen können, allein 2000 Klassenzimmer seien wiederaufgebaut worden. Für 150.000 Menschen haben man Zugang zu Trinkwasser geschaffen.

    Doch der Aufbau wird lange dauern und teuer: Die Vereinten Nationen schätzen die Wiederaufbaukosten allein für dieses Jahr auf eine Milliarde US-Dollar.