Michael Trautmann ist einer der bekanntesten Werber Deutschlands

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Michael Trautmann ist einer der bekanntesten Werber Deutschlands, war der jüngste Marketingchef bei Audi, hat mit seinen Agenturen KemperTrautmann und Thjnk alle wichtigen Preise gewonnen, die man in seiner Branche gewinnen kann. Außerdem hat Trautmann für drei Kanzler gearbeitet, für Gerhard Schröder und Angela Merkel genauso wie für Olaf Scholz, er ist einer der Erfinder der Kampagne „Du bist Deutschland“. Und hat eine klare Meinung zu einem der Themen, dass das politische Berlin in dieser Woche beherrscht, obwohl es im Kern gar nicht politisch ist – und dann wieder doch: die Augenklappe, die der Bundeskanzler nach seinem Unfall beim Joggen tragen muss, und mit der er sich hat fotografieren lassen, Slogan: „Wer den Schaden hat…“ Kommunikativ sei der Umgang mit den Blessuren im Gesicht „Weltklasse“, sagt Michael Trautmann: „Olaf Scholz und seine Berater haben alles richtig gemacht, besser geht es nicht.“ Das Bild würde viele Botschaften senden, die dem Kanzler nutzen. Es zeige ihn als einen Mann, der sofort wieder aufsteht, wenn er einmal gefallen und der hart im Nehmen ist. Es signalisiere zudem, dass der Kanzler auch über sich selbst lachen kann, „er wird durch das Bild als Mensch sichtbar, etwas, was ihm zuletzt durch das, was er gesagt hat und wie er aufgetreten ist, nicht so gut gelungen ist“, so Trautmann. Er rechne damit, dass sein Kollege Raphael Brinkert, der für die Werbekampagne der SPD vor der Bundestagswahl 2021 verantwortlich war und mit großer Sicherheit auch für die 2025 verantwortlich sein wird, mit der Augenklappe spielen wird. „Ich kann mir sogar Plakate vorstellen, auf denen nur die Augenklappe zu sehen ist – weil jeder sofort weiß, was damit gemeint ist und weil jetzt jeder damit etwas verbindet.“

Es bleibt die Frage, ob die gelungene PR-Kommunikation – Scholz hätte ja auch einfach einen Verband oder eine Sonnenbrille tragen könne, die bei weitem nicht die gleichen Assoziationen wie die Augenklappe ausgelöst hätten – das Image des Kanzlers nachhaltig verändern kann. Kurzfristig sei das auf jeden Fall gelungen, so Trautmann. Was man allein daran sehen konnte, dass die „Bild“-Zeitung, zuletzt einer der größten Kritiker von Olaf Scholz, mit der Schlagzeile „Respekt, Kanzler!“ auf der Titelseite seiner Papierzeitung erschien – und auf bild.de den „Auftritt des Augenklappen-Kanzlers“ auf der Internationalen Automobilausstellung live (!) übertrug. Olaf Scholz selbst hilft die Augenklappe übrigens über ein weiteres Problem hinweg: Er hat endlich etwas, worüber er Small Talk machen kann – etwas, was ihm normalerweise schwerfällt.