Berlin. In der Serie „Die Notärztin“ hilft Amali Menschen in Not. Auch privat tut sie das – obwohl es gefährlich werden kann, wie sie verrät.

Sabrina Amali war in verschiedensten Film- und Fernsehformaten zu erleben, von „4 Blocks“ bis zum „Tatort“. Mit „Die Notärztin“ (ab 13. Februar um 20.15 Uhr in der ARD) hat die 32-Jährige nun eine eigene Serie. Wie sich herausstellt, ist die Rolle für sie maßgeschneidert, denn die Schauspielerin setzt sich auch selbst gerne für andere ein – selbst, wenn sie das schon mal in Bedrängnis gebracht hat. Aber sie hat es auch dank ihrer marokkanischen Mutter gelernt, in solchen Situationen Stärke zu beweisen.

Inwieweit haben Sie die Durchhaltefähigkeit, um im Job einer Notärztin zu bestehen?

Sabrina Amali: Ich bin immer noch wahnsinnig erstaunt über die Menschen, die sich so ein Leben aussuchen. Denn sie zahlen einen hohen Preis dafür und werden dann auch nicht wirklich geschätzt. Zwar brauche ich auch Resilienz, aber dafür erfahre ich die Wertschätzung, die Notärztinnen und Sanitäterinnen nicht bekommen.

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Was sind die Härten, die Sie in Ihrem Job erleben?

Amali: Zum einen sind das Ablehnung und viele Niederlagen. Und zum anderen muss ich Tausende von Ängsten überwinden,

standhalten und mit einem Leben ohne Sicherheit klarkommen. Letztes Jahr war ich außerdem fast die ganze Zeit beruflich unterwegs, und da fällt es schwer, privat etwas aufzubauen.

In der neuen Serie „Die Notärztin“ spielt Sabrina Amali die Rolle der Notärztin Dr. Nina Haddad. Mit dabei: Max Hemmersdorfer als Feuerwehrmann Markus Probst.
In der neuen Serie „Die Notärztin“ spielt Sabrina Amali die Rolle der Notärztin Dr. Nina Haddad. Mit dabei: Max Hemmersdorfer als Feuerwehrmann Markus Probst. © ARD/Volker Roloff | ARD/Volker Roloff

Was für Ängste mussten Sie überwinden?

Amali: Bei „Die Notärztin“ hatte ich die Verantwortung für eine Hauptrolle. Da haben Menschen Jahre lang an den Drehbüchern und der Finanzierung gearbeitet, und die vertrauen mir. Letztes Jahr hatte ich auch die Hauptrolle in dem Kinofilm „Maysoon“, wo ich eine Ägypterin in Berlin spiele, die mit der Vergangenheit ihrer Heimat konfrontiert wird. Da musste ich in Themen hineingehen, wo mein ganzer Körper schrie: „Ich will da nicht rein“. Aber ich musste das tun. Das Einzige, was dann hilft, ist einfach zu machen.

Sabrina Amali: In diesen Situationen wurde es brenzlig

Haben Sie real schon Notfälle erlebt?

Amali: Ich habe schon für andere den Rettungswagen oder Polizei gerufen. Speziell habe ich einen Sensor für Frauen in Not. Wenn ich aus einer Wohnung die Schreie einer Frau höre, dann klingle ich schon mal oder rufe Hilfe. Da habe ich mich auch selbst schon ein bisschen in Gefahr gebracht.

Inwieweit wurde es für Sie selbst brenzlig?

Amali: Ich habe einmal von der Straße aus gesehen, wie auf einem Balkon ein Mann eine Frau im Streit angegriffen hat. Da habe ich hoch geschrien und die Polizei gerufen. Aber dieser Mann ist dann schnell herausgelaufen – und auf mich zu. Ich habe ihn dabei noch gefilmt. Heute würde ich das anders machen.

„Ich habe viele starke Frauen in meiner Familie“

Woher kommt dieser Blick für Frauen in Not?

Amali: Ich wurde als Jugendliche schon mal angegangen, und so habe ich angefangen, mich mit dieser Thematik zu befassen. Ich fühle schnell, wenn etwas komisch ist. Ich finde Verbundenheit sehr wichtig – vor allem in der heutigen Zeit. Wir sollten schauen, wie es den Menschen neben uns geht: Brauchen sie Hilfe? Kann ich selbst helfen?

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Was meinen Sie mit ‚angegangen‘?

Amali: Ich habe viele starke Frauen in meiner Familie, die ihre Meinung sagen und die auch mir beigebracht haben, dass ich mich mit meiner Meinung nicht zurückhalten soll. Wenn man in gewissen Situationen nicht still ist und sich entfernt, sondern in die Konfrontation geht, dann gibt es Menschen, die nicht davor scheuen, eine Grenze zu überschreiten. Mittlerweile bin ich ein bisschen besonnener. Wenn ich weiß, dass mir jemand gefährlich werden könnte, dann gehe ich weg. Dann tut es meinem Ego nichts, wenn ich beleidigt werde.

Die Schauspielerin über Berlin: Es ist mir zu ruppig geworden

Sie sind in der Schweiz aufgewachsen, wo angeblich ein sehr höflicher Umgangston herrscht, und 2012 nach Berlin gegangen, wo es wohl etwas rauer zugehen kann. Wie haben Sie sich da gefühlt?

Amali: Ich habe dieses Anarchische-Direkte geliebt und mich total befreit gefühlt, weil ich keiner Norm mehr entsprechen musste. Und mittlerweile mag ich das Höfliche mehr, denn inzwischen ist es mir etwas zu ruppig geworden. Ich möchte einfach respektvoll angesprochen werden. Aber alles hat seine Vor- und Nachteile.

Die gebürtige Schweizerin Sabrina Amali suchte lange nach Ausgeglichenheit. Mittlerweile akzeptiert sie die Intensität ihrer Gefühle.
Die gebürtige Schweizerin Sabrina Amali suchte lange nach Ausgeglichenheit. Mittlerweile akzeptiert sie die Intensität ihrer Gefühle. © picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Und wie kommunizieren Sie selbst?

Amali: Ich spreche Dinge sehr schnell direkt an, aber ich mache es mit einer Etikette.

So prägen die Wurzeln ihrer Eltern Sabrina Amali

Ihre Mutter ist Marokkanerin, Ihr Vater Schweizer. Spüren Sie diese unterschiedlichen Prägungen in sich?

Amali: Absolut. Ich denke, dieses Emotionale, das Warmherzige und Romantisch-Leidenschaftliche ist schon sehr arabisch. Ich mag aber auch die Detailverliebtheit der Schweiz, wo man lieber auf Qualität statt Quantität setzt.

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Von Ihrer Figur heißt es „Dein Herz ist zu groß für diesen Job“. Fühlen Sie sich manchmal ähnlich?

Amali: Ich habe genau deshalb diesen Job ausgesucht, weil ich so viele Gefühle in mir hatte. Ich wusste gar nicht, wohin damit. Es war schon manchmal schwer, in der Schweiz damit zu leben. Ich habe jahrelang getanzt und auch gemalt, aber in der Schauspielerei habe ich mich am besten aufgehoben gefühlt.

Schauspielerin Amali: „Ich brauche große Gefühle und Intensität“

Sind Ihre Emotionen inzwischen geordneter?

Amali: Ich habe lange nach Ausgeglichenheit gesucht, aber daran glaube ich nicht mehr. Für mich muss alles eine Ordnung haben, ich brauche Struktur. Da kommt dann die Schweizerin in mir durch. Aber sobald ich etwas aufgebaut habe, schmeiße ich das alles wieder weg. Dann gibt es Chaos, und ich brauche große Gefühle und Intensität. So ist der Wellengang meines Lebens. Das habe ich akzeptiert.

Und die Menschen in Ihrem Privatleben haben das auch akzeptiert?

Amali: Denen bleibt ja keine Wahl.

Was war Ihr letzter positiver Gefühlsausbruch?

Amali: Ich habe 2023 auch die zweite Staffel der ARD-Serie „Die Toten von Marnow“ gedreht, und da hat alles auf den Punkt genau funktioniert, und wir alle haben gemerkt: Jetzt haben wir etwas geschaffen. Da hat es am letzten Drehtag so ein Gefühl gegeben. Und auch als ich meine Nichte wiedergesehen habe. Denn die hatte ganz sehnsüchtig auf mich gewartet.